Kapitel 16

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Verschlafen richte ich mich in meinem Bett auf und sehe mich im Raum um. Der Platz neben mir ist noch leicht warm und die Bettdecke habe ich ganz für mich allein. Verwirrt fokussiere ich die wichtigsten Stellen im Zimmer bis meine Augen am Schreibtisch hängen bleiben. Auf meinem Stuhl sitzt Micha mit einem Stapel Briefe in der Hand. Vermutlich hat er geduscht, da er seine nassen Haare zu einem lockeren Zopf gebunden hat. Auf seinem Shirt sind einige Wasserflecken welche meine Vermutung bestätigen und auf Osafts Schreibtisch finden meine Augen zwei Teller mit Frühstück. Begeistert klettere ich vom Bett hinab und wie aus einem Tagtraum gerissen, schaut der Brünette mich an. „Morgen Maurice.", freundlich lächelt er.

„Hast du schon Frühstück geholt ?", will ich mit großen Augen wissen und setzte mich auf Fabis Stuhl. „Ja, ich war kurz auf meinem Zimmer um ein paar Briefe zu holen welche ich noch öffnen muss und hab uns auf dem Rückweg was mitgebracht." „Dankeschön.", lächelnd schlürfe ich die Tasse Tee. Vanille-Tee. Er weis, dass ich den liebe. Genauso wie seine Käsebrötchen. Es gibt kein Rezept wie man ein Brötchen belegt, aber was immer er anders macht als andere, irgendwann Kitzel ich es aus ihm heraus und bin danach Meister im Käsebrötchen belegen.

„Spannende Post dabei ?", will ich wissen. „Ein Brief von meiner Cousine und ihrem Freund aus London, ein Brief von meinen Großeltern und ein paar von alten Freunden. Naja, es sind keine Briefe, sondern Postkarten. Ich würde ihnen ja auch welche schicken, aber da wäre nur der Campus drauf und das ist echt nicht so cool wie Kanada, oder Brasilien.", ich kichere. „Ich hab hier noch keine Post bekommen." „Du bist ja auch noch nicht so lange hier.", er zwinkert und macht sich an den nächsten Brief. „Der ist von meiner Cousine Annabel. Sie wohnt ganz in der Nähe bei uns.", er lächelt.

Eine klassische »Wir werden bald Heiraten« Karte rutschte aus dem Umschlag und belustigt zog er eine Augenbraue hoch. „Schon wieder ?" „Ist glaube ich nicht die gewünschte Reaktion auf so eine Karte." „Mag sein, aber sie hat schon drei Typen vor dem Altar stehen gelassen. Ich bezweifle, dass es diesmal was wird." „Ich glaube ich würde die Person einfach heiraten weil ich Angst hätte nein zu sagen." „Das wäre aber auch Typisch für dich.", er schmunzelt und liest sich die Einladung durch. Neugierig lehne ich mich über seine Schulter um mir das Brautpaar anzusehen. „Denkst du er wird weinen, wenn sie ihn stehen lässt ?", überlege ich laut. Kritisch beäugt nun auch Zombey den Typen welcher laut der Einladung Aaron heißt. „Hm.... Ja doch... vielleicht ?", er lacht leise und genüsslich beiße ich in das heilige Brötchen. „Ein wenig leid tut er mir ja schon." „Mir auch.", pflichtet er mir bei. „Oh, theoretisch passt das gut in meinen Kalender, das ist schon dieses Wochenende... Für eine Zusage ist es wohl zu spät.", überlegt er etwas wehmütig. „Frag doch mal deine Eltern ? Vielleicht haben sie schon für dich mit zugesagt ?", überlegend nickt er. „Ich rufe sie kurz an. Bin gleich wieder da.", er schnappt sich sein Handy und verlässt kurz darauf den Raum.

Erneut lese ich mir die Einladung durch. Annabel scheint nett zu sein. Zumindest sieht sie echt nett aus, fast wie Micha. Die zwei könnten Geschwister sein. Schmunzelnd widme ich mich wieder meinem Essen und antworte einhändig Fabian welcher mir ein paar Bilder von seiner Reise geschickt hat. Hochhäuser, Sehenswürdigkeiten, Sonnenuntergänge und ein breit grinsender Fabian sind auf den meisten abgebildet. Ich mache meine Selfie-Kamera an und mache das wohl verstörteste Selfie seit dieser Trend existiert. Weit aufgerissene Augen, verdrehte Lippen und eine etwas raushängende Zunge, den Kopf so nah an den Hals gepresst bis ich ein Doppelkin habe. Das sind doch die schönsten Bilder, die die man sich einrahmt oder als Alibi-Polaroid mit Reißzwecken an die Wand heftet.

Kurz darauf kommt der Braunhaarige auch schon wieder ins Zimmer. „Und ?", seufzend lässt er sich auf den Stuhl plumpsen und nippt an seinem Tee. Erst als er den Becher wieder abgestellt hat, setzt er zu einer Antwort an. „Sie haben bereits zugesagt bevor der Sommer angefangen hat. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt noch mit Chessie zusammen weshalb sie für mich mit Begleitung zugesagt haben. Du hast nicht zufällig schon was vor am Wochenende und hast Lust meine gesamte Familie kennenzulernen ?", leise kicherte ich. „Lach nicht, sie dachten ich wäre nach der Trennung ein emotionales Wrack und wollten mir das nicht auch noch reindrücken.", er rollte mit den Augen. „Aber die Einladung war durchaus ernst gemeint, sie würden sich auch freuen dich kennenzulernen.", etwas erstaunt sah ich ihn an. „Also ich hab eigentlich nichts vor." „Ist das ein Ja ?", kurz überlegte ich. „Ohne dich kann ich ja sowieso nicht schlafen, das wäre nur ein langweiliges, schlafloses Wochenende, also ja. Ich komme mit.", ich lächle, ebenso wie er. Kurz schreibt er seinen Eltern noch eine Nachricht, dass wir beide kommen würden. Schnell fuhr ich meinen Pc hoch um uns ein paar Bahntickets zu organisieren.

Cyanus segetum  [Zomdado FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt