Kapitel 12

79 9 1
                                    

Am nächsten Tag wachte ich erst gegen Nachmittag auf. Micha lag wie gewohnt neben mir und schlief noch immer tief und fest. Da ich nicht mehr schlafen konnte, wuschelte ich mir leicht durch die Haare und sprang leise vom Bett. Tatsächlich lernte man es mit der Zeit. Verschlafen tappte ich ins Bad und sprang unter die Dusche um wach zu werden. Mit Boxer bekleidet lief ich wieder in unser Zimmer. Micha saß mit dem Rücken zu mir vor meinem Computer am schreibtisch. Kurz drehte er sich um. „Guten Morgen Maurice.", er schien immer noch recht müde zu sein. „Hey.", ertönte eine zweite Stimme und mir ein Shirt überziehend lief ich neben ihn und sah auf den Bildschirm.

„Hey Claus.", lächelte ich. „Sorry, dass ich dran gegangen bin. Dein Computer war nicht aus und er hatte angerufen.", berichtete der Brünette mir. „Schon gut.", ich zog mir noch eine Hose an und Micha ging ins Bad um zu duschen während ich seinen Platz vor dem PC einnahm. „Und ? Wie gehts ?", wollte ich gespannt wissen. „Sehr gut. Ich war eben bei deiner Familie und habe gekocht weil deine Mutter heute lange arbeiten geht. Hab auch die kleinen gemeinsam mit Colette aus dem Kindergarten abgeholt. Ich wackelte Frech mit den Augenbrauen. „Uuuuhhhh.", kam es unmännlich von mir. Genervt sah er mich an. „Hey ich mag Colette, aber nicht so.", schmollte er beleidigt. „Und du willst mir sagen, dass das Shirt bei dir im Hintergrund nicht das ist was ich ihr zu Weinachten geschenkt habe ?", grinste ich. „Ich hasse dich Brüderchen !", rief die Stimme meiner Schwester von irgendwoher. „Wehe du hast nichts an.", lachte ich. Doch dann tappte sie ins Bild mit einer Shorts und einem Shirt von Claus bekleidet. „Ich wusste doch du machst das alles nicht nur wegen mir.", grinste ich und verlegen bindet er seine Haare zu einem Zopf. „Jaja.", maulte er. Colette stellte ihm derweil einen Teller Nudeln vor die Nase. „Mum ist seit einer halben Stunde wieder da, also mach dir keine Sorgen Maurice.", lächelte sie und strich sich die Blonden Haare zurück. „Sie macht mir essen ! Sie ist einfach toll.", quietschte Claus und schlang seine Arme um ihre Hüfte, dass sein Kopf an ihren Bauch gelegt war weil sie Stand. Unbemerkt machte ich einen Screenshot und lächelte. „Ich weis, es ist meine kleine Schwester." „Macht Dir das nichts aus ?", wollte sie besorgt wissen und beugte sich ins Bild. „Ne, kein Stück.", gab ich grinsend zur Kenntnis.

Es störte mich nicht, es war lediglich eine Frage der Zeit gewesen wann die beiden zusammenfinden würde . Sie verbrachten viel zweit Miteinander da Claus sehr oft bei uns war um Ihnen zu helfen. Er hatte bei uns schon fast die Rolle eines Bruders eingenommen. „Du bist ein guter Freund.", lächelte Claus glücklich. „Aber übertreibs nich, ich will nicht jetzt schon Onkel werden.", warnte ich ihn. Die beiden lachten und Micha kam aus dem Bad. „Wollen wir heute was macheeeeen ?", fragte er, zog sich Osafts Stuhl ran und sah mich bettelnd an. „Was schwebt dir denn vor ?" „Mein Lieblingsort ! Dort oben gibt es auch einen See, wir können Patrick und Manu mitnehmen !" „Spitzenidee.", schnell verabschiedeten wir uns von den Beiden und schrieben den beiden unser Vorhaben. Heute war ein Vorlesungsfreier Tag und nachdem wir Badesachen eingepackt hatten und uns unten Fahrräder ausgeliehen hatten, ging es auch schon los.

Diesmal ohne Wettrennen, lediglich Michael wusste den Weg zum Berg.

Aber immerhin fand ich heraus warum Patrick vorne und hinten je einen Fahrradkorb besaß. In dem Vorderem saß nun ein kleines Schweinchen, um genau zu sein: sein Hausschwein namens Edgar. Quietschend vor Aufregung stand es auf dem Weichen Kissen was er hineingelegt hatte. Damit es nicht hinaussprang hatte er ein Gitter welches er extra dranmontieren konnte. Dieses war nun zugeklappt und machen den Korb zu einem Kugelförmigem Gebilde mit Platten Boden. Das Schweinchen schien es förmlich zu genießen dort drin zu sitzen.

„Sagt mal, was war jetzt eigentlich neulich zwischen euch ?", wollte Manu neugierig wie eh und je wissen. Kurz wechselte ich einen Blick mit Micha, da wir vorne fuhren. „Nur ein kleines Missverständnis.", belächelte ich das ganze und die zwei Brünetten nickten. Edgar quietschte bei jeder Kurve begeistert wie eh und je. „Wieso hast du den kleinen Fratz eigentlich ? Sind Tiere im Wohnheim nicht verboten ?", erkundigte ich mich bei ihm. „Nicht ganz. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt das Tier unterzubringen und seinen Fall gut darlegt muss man zwar etwas mehr zahlen, darf das Tier aber mitnehmen. Da man auf ein Schweinchen keine Allergien entwickeln kann weil es kein Fell hat, musste ich keinen Zettel aushängen. Am schwarzen Brett für jeden der Flure hängen Studenten die ein Tier halten wollen einen Zettel aus. Darauf steht welches Tier es ist, welche Rasse und wie viel es zum Beispiel Bellt. Wenn über die Hälfte des Flures zustimmt das dieser Student das Tier halten darf und keiner daran sterben könnte, darf der Student sich das Tier holen. Sollten jedoch mindestens fünf Beschwerden innerhalb einer Woche eintreffen bekommt er eine Verwarnung. Bei der dritten muss das Tier gehen. Edgar ist nicht laut, macht kein Dreck und löst keine Allergien aus und ist süß. Da hat niemand nein gesagt.", kicherte Patrick. Auch Manu lachte. „Ich hab ganz schön blöd gekuckt and ich von einem Schweinchen begrüßt wurde. Anfangs hatte er einen Laufstall bei uns im Zimmer, doch ich hab mich sehr schnell an den kleinen Fratz gewöhnt weshalb er nur noch Nachts da drin ist, oder wenn keiner von uns da ist."

Michael und ich nickten. Es wäre schön ein Tier zu haben. Aber vorerst hätte ich nicht genug Geld für sowas, dieses ging aktuell voll und ganz für die Studiumsgebühren und die Wohnung drauf. Meine Mutter übernahm zwar einen Großteil der Kosten weil ich immer ein Viertel meines verdienten Gehalts an Sie abgetreten hatte damit sie die kleinen Großziehen kann, aber schlussendlich reichte es nicht ganz um auch noch daheim alles zu Finanzieren weshalb ich mein angespartes Geld ebenfalls fast vollständig Opfern musste.

„Ich hab einen Hund namens Gonzo. Allerdings dürfte ich ihn nicht mitbringen weil fast die Hälfte meines Flures eine Tierhaarallergie hat. Kurzzeitig hat mir jemand angeboten das Zimmer zu tauschen da auf seinem Flur fast keiner ein Problem gehabt hätte, jedoch entschied er sich aus unerfindlichen Gründen dagegen und ich fand keinen anderen Tauschpartner mehr.", berichtete Michael. Irgendwann kamen wir am Fuße des Berges an und ketteten unsere Räder an einen Baum. Wir waren keine wirklichen Sportskanonen weswegen wir lieber hochlaufen als hochfahren wollten. Palle hatte Edgar ein kleines Geschirr für Schweinchen angelegt. Das Tier rannte fröhlich an der Leine durch die Gegend. „Ich geh oft mit ihm spazieren, aber zum Wald kommen wir selten.", berichtete er als sich Edgar quietschend vor einem Vogel erschreckte welcher schleunigst das Weite suchte. „Wann sind wir ungefähr oben ?", wollte Manu wissen. „Mit Pause brauchen wir ein bis zwei Stunden.", ich nickte.

Immer höher liefen wir den Pfad entlang.

„Das ist der sogenannte Märchenwald. Er heißt so, weil er mit dem ganzen Moos, den hohen Bäumen und den versteckten Blumenwiesen wirkt wie ein großes Geheimnis. Hier wurden schon oft Filme gedreht welche einen Magischen Inhalt beinhalten. Es gibt auch vereinzelte Tümpel welche wunderschön sind. In manchen darf man sogar schwimmen. Das ganze grüne Licht macht den Wald im Gesamten sehr interessant.", berichtete Michael und sah sich um. „Ich bin gerne hier. Immerhin ist es hier wirklich... sehr magisch.", er drehte sich einmal verschwörerisch grinsend zu uns um und schlenderte dann normal weiter. Edgar tollte neben uns her und war schon fast wie ein Hund so wie er mithielt.

„Wenn wir jetzt hier noch nach oben gehen, müsste dort die Spitze mit der Aussichtsplattform und dem Pavillon sein. aber wir gehen hier entlang.", er wies auf einem schmalen Weg abseits des Hauptpfades welcher nach Links abzweigte. Er war so verwuchert, dass man ich kaum erkannte und aufgrund der vielen Dornen hob Patrick sein Schweinchen hoch und trug es den ganzen Weg entlang. Nachdem wir über viele Felsen geklettert waren und komplett die Orientierung verloren hatten bei den ganzen Kurven, kamen wir am Ende des Pfades an. Es war ein ziemlich großer Stein welcher Offen aus dem Berg herausragte. Unter diesem ging es in die Tiefe und ein kleiner Bach plätscherte dort Munter vor sich hin welchen man Augenscheinlich ebenfalls über einen Weg erreichen konnte. Auf der anderen Seite des Tals erhob sich ein weiterer Berg welcher kleiner war als unserer und dahinter konnte man die Stadt sehen.

Staunend sah ich mich um. „Das ist mega schön !", mit großen Augen sah ich zu Micha welcher leicht rot wurde und sich am Hinterkopf kratzte. „Deswegen wollte ich euch das hier ja zeigen.", grinsend setzte Manu sich an den Rand des Felsens und ließ seine Beine in die Tiefe baumeln während er sich einen Zopf machte. Pat machte ein wenig Musik an, sorgte dafür dass Edgar mit seiner Leine an einem Baumstamm fest war und somit nicht ausversehen die Klippe runterfallen konnte und nebeneinander saßen wir da. Wir saßen auf dem Felsen bis spät am Abend, redeten über alles mögliche und sahen schlussendlich der Sonne beim Untergehen zu. 

Cyanus segetum  [Zomdado FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt