„Das war knapp", seufzt Luca, der neben mir steht, und wischt sich den Schweiss von der Stirn. Ich nicke nur, während ich den Raum mit einem kühlen Blick abscanne. „Zum Glück ist Jona gekommen", bemerkt Elia, und lehnt sich gegen die Wand.
„Kommt, lasst uns gehen. Es riecht hier nach Leuten, die ich nicht mag." Ich setze mich in Bewegung, als Elia sich räuspert. „Warte kurz, Kea." Verwundert schaue ich meinen Bruder an, doch als er mir sein Handydisplay zeigt, verstehe ich. Er nimmt den Anruf an, und ich stelle mich neben Luca.
„Denkst du, es gibt noch weitere Spione?", fragt er, und ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht, aber wenn, endet der genauso wie dieser hier." Luca nickt, und Elia, der gerade sein Handy wieder verstaut, kommt mit ernster Miene auf uns zu.
„Kea, Dad will dich sprechen."
Ich nicke erneut nur, dann gehe ich in Richtung Ausgang. „Ich setze euch zu Hause ab!", rufe ich, und sofort sind die beiden Jungs hinter mir. Bevor ich ins Auto steige schnappe ich mir aus dem Kofferraum eine Wasserflasche und lasse deren Inhalt über meine Hände laufen, um das Blut verschwinden zu lassen. Dann setze ich mich hinters Steuer und fahre los.
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„Dad, was gibt's?"
Mein Vater sitzt hinter einem grossen Schreibtisch in seinem Büro, welches sich wenige Minuten von unserem Penthouse entfernt befindet, und sieht auf, sobald ich den Raum betrete. „Keanen, du hast lange gebraucht." Er schaut mich prüfend an, dann fällt sein Blick auf die Überreste von Blut an meinen Händen, welche ich mit dem Wasser nicht wegbekommen habe.
„Ich habe Elia und Luca zu Hause abgesetzt", erwidere ich als Erklärung, und Dad nickt.
Luca ist unser bester Freund und weiss so ziemlich alles, was Dad und unsere Familie macht, er hilft uns sogar. Elia ist mein kleiner Bruder, der auch hilft, aber ich bin dazu bestimmt, das Ganze hier einmal zu übernehmen. „Was hast du mit Sergio gemacht?", fragt mich mein Vater, und ein Lächeln umspielt meine Lippen. „Getötet", sage ich kühl, und Dad nickt. „Gut, das war alles."
Ich nicke, dann verlasse ich den Raum. Mein Vater und ich haben nicht dieses normale Vater-Sohn-Band, das man sich immer vorstellt. Es gibt nur selten Momente, in denen er seine Arbeit völlig loslässt, und wenn, dann nur für einige Minuten. Aber es wäre für ihn auch fatal, wenn er die Arbeit aus den Augen verlieren würde, es könnte uns schnell den Kopf kosten.
Bevor ich wieder in mein Auto einsteige, gehe ich kurz ins Badezimmer um meine Hände gründlich zu reinigen. Währenddessen werfe ich einen kurzen Blick in den Spiegel und entdecke eine kleine Schramme über meiner Augenbraue, und genervt seufze ich auf. Ich trockne meine Hände und fahre mir müde übers Gesicht, ehe ich mich auf den Weg zu meinem Auto mache.
Es ist mittlerweile schon elf Uhr, und ich habe einen harten Tag hinter mir.
Ich setze mich hinters Steuer und starte den Wagen, und wenig später schlängle ich mich durch den Verkehr von Seattle. Obwohl der Abendverkehr schon lange abgeklungen ist, sind immer noch viele Leute unterwegs, und die meisten haben keine Ahnung, wie man fährt. Genervt hupe ich, als ein Auto vor mir nicht begreift, dass die Ampel nicht noch grüner wird, und als der Fahrer endlich darauf aufmerksam wird, wechselt die Ampel auch schon wieder auf Rot.
Idiota.
Ich trommle mit den Fingern auf meinem Steuer rum, als der Idiot vor mir endlich losfährt, und stosse fast einen Freudeschrei aus. In solchen Momenten würde ich mir gerne eine Sirene aufs Autodach stellen, aber ich will nicht wissen, was die Polizei davon halten würde. Eigentlich habe ich's nicht so mit der Polizei, aber unbedingt mit ihr versauen will ich's mir dann doch nicht.
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Don't run from me - ✔️
Teen Fiction- überarbeitet - Auf den ersten Blick erscheint Keanen als ein ganz normaler Junge, der mit seinem Bruder zusammen Serena aus einer brenzligen Situation rettet. Doch Serena ist achtsam, als ihr Bruder und ihr bester Freund merkwürdig auf ihre neue B...