„Ich weiss nicht", murmelt Serena, und bleibt vor dem Spiegel stehen.
Heute haben sie und Jona Geburtstag, und meine Freunde und ich schmeissen eine kleine Party für die Zwillinge. Sie denken nur, dass wir was bei uns essen werden, aber dass das eine wirkliche Party wird, wissen sie nicht.
Der Nachteil davon: Serena hat mich in die Mall geschleift um mit ihr ein Kleid kaufen zu gehen.
Ich sitze seit sicher einer halben Stunde vor den Umkleidekabinen auf einem Stuhl und beurteile ein Kleid nach dem anderen, welches Serena mit einer erfreuten oder eher weniger erfreuten Miene präsentiert.
„Wenn du dich nicht sofort wohl drin fühlst, ist es nicht das Richtige", wiederhole ich immer wieder, und bin Lucía wirklich dankbar dafür, dass sie mir diesen Satz eingeflößt hat. Eigentlich sollte sie jetzt an meiner Stelle hier sitzen, doch Emilio hat sie auf ein Date eingeladen.
Serena dreht sich in dem roten Kleid, welches ihr bis in die Mitte der Oberschenkel geht, und schaut sich selbst kritisch an. „Ich fühle mich einfach nicht schön in Kleidern", seufzt sie dann frustriert und lehnt ihre Stirn gegen den Spiegel.
Ja, ihre Selbstzweifel zeigen sich seit einer guten halben Stunde ebenfalls, und ich muntere sie mittlerweile sicher zum fünften Mal auf.
„Serena, du bist wunderschön. Ich schrei's dir bald ins Ohr, wenn du nicht endlich damit aufhörst und es verstehst, okay?" Durch den Spiegel mustert Serena mich und lächelt dann gequält. „Okay", murrt sie, und schaut wieder an sich runter.
„Aber dieses Kleid hier ist definitiv nicht das Kleid."
Mit diesen Worten verschwindet sie wieder hinter dem Vorhang, und ich wende mich wieder meinem Handy zu. Zum Glück habe ich eine Powerbank eingepackt...
Ich scrolle gerade durch die neuesten Nachrichten, als Serena einen spitzen Schrei ausstösst. Sofort springe ich auf und bin in Alarmbereitschaft, als sie in einem schwarzen Kleid aus der Kabine tritt. „Das ist es", flüstert sie dann und grinst breit.
„Ich dachte du wirst ermordet!", empöre ich mich, und atme erleichtert aus.
Serena jedoch gibt dem keinerlei Beachtung, denn sie dreht sich immer wieder vor dem Spiegel hin und her. „Das hier ist es, Kea." Sie deutet auf sich und das Kleid, und ich lächle. Es steht ihr tatsächlich sehr gut, und es werden genau die richtigen Kurven betont. „Ja, das steht dir wirklich." Ich stelle mich hinter das kleine Mädchen vor mir und schaue ihr durch den Spiegel in die Augen. „Ich meins Ernst. Du siehst wunderschön aus."
Serena lächelt mich an und greift wie vor ein paar Tagen nach der Hand, die ich ihr unbewusst in den Nacken gelegt habe.
„Wir müssen dir jetzt aber auch noch was kaufen", sagt sie dann, und ich verdrehe die Augen. „Bitte nicht", murre ich, doch Serena dreht sich um und legt mir einen Finger auf die Lippen. „Oh doch, du wirst ganz bestimmt nicht ein ausgewaschenes Shirt und eine alte Jeans tragen. Und jetzt komm, ich zieh mich schnell um, du machst dich bereit. Das heisst, du packst die Süssigkeiten wieder ein, die du auf den Stühlen verteilt hast."
Sie zeigt auf die Stühle, auf denen ich eben sass, und ich nicke ergeben. Serena verschwindet mit einem siegessicheren Lächeln wieder in der Umkleide, und ich packe meine Süssigkeiten in meinen Turnbeutel. Ich habe Serena sicher eine halbe Stunde davon überzeugen wollen, dass ich sehr wohl ein ausgewaschenes Shirt und eine alte Jeans tragen kann, doch das wollte sie nicht hören.
Also muss ich mir jetzt ein neues Shirt und eine neue Jeans kaufen.
„Keaaaa?"
Ich habe noch nie ein Mädchen getroffen, welches das „a" in meinem Namen so lang gezogen hat.
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Don't run from me - ✔️
Genç Kurgu- überarbeitet - Auf den ersten Blick erscheint Keanen als ein ganz normaler Junge, der mit seinem Bruder zusammen Serena aus einer brenzligen Situation rettet. Doch Serena ist achtsam, als ihr Bruder und ihr bester Freund merkwürdig auf ihre neue B...