„Was?!" Jona springt auf und fährt sich durch die Haare. Vor einer halben Stunde sind wir in diese Halle hier gegangen, und alles was ich mitbekommen habe ist, dass Jack Lucía entführt hat. Jetzt gerade telefoniert Jona mit jemandem, und die Nachrichten scheinen ihn zu erstaunen. „Und es sind wirklich alle?", fragt er ungläubig. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und will endlich wissen, worum es geht, doch Jona denkt nicht daran, den Anruf auf Lautsprecher zu stellen. Wir sitzen in einem hell erleuchteten Raum mit einer Küche und einem Klappbett, und neben dem Herd führt eine Türe in ein kleines Badezimmer. Es scheint, als würden die Jungs auch mal hier übernachten.
„Wir kommen", sagt Jona dann plötzlich, und ich stehe auch auf. Er schließt den Raum ohne ein Wort auf und führt mich quer durch die Halle, bis wir beim Ausgang ankommen. „Du wirst die Jungs jetzt leider sehen müssen", murmelt Jona, und mir rutscht kurz das Herz in die Hose. „Keanen auch?", frage ich leise, und Jona nickt. „Wir haben alle Mädchen gefunden, die Jack hat verschwinden lassen. Und Lucía hat nach dir gefragt."
Ich nicke nur und steige dann in unser Auto, in dem wir uns befanden, als Jona die Nachricht bekam, dass wir uns verstecken sollen. „Dann komm ich mit", sage ich entschlossen, denn wenn Lucía nach mir gefragt hat, wird sie mich wohl brauchen. Was ich nach so einem Erlebnis auch verstehe. „Aber nur für Lucía und die anderen Jungs. Also versuch nicht mal, mich mit Keanen in ein Gespräch zu verwickeln."
Jona nickt nur und fährt langsam wieder auf einer Straße, die uns direkt ins Stadtleben hereinführt.
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„Was zur Hölle machen wir hier?" Ich stehe vor der Bar und verstehe gerade gar nichts mehr. „Die Mädchen wurden hier gefunden", sagt Jona, und ich sehe ihn verständnislos an. „Aber wieso haben wir sie dann nie gehört oder gefunden?", frage ich, und Jona sieht mich unwissend an. „Keine Ahnung, Seri. Vielleicht bringt er sie nur am Tag hin oder sowas." Ich schaue wieder auf die Bar mit der kaputten Glastür, und Emilio kommt auf uns zu.
„Jona, Serena. Danke dass ihr gekommen seid. Lucía ist im Auto." Er nimmt mich kurz in den Arm, und ich folge ihm. Irgendwas sagt mir, dass Keanen mich anstarrt, doch ich drehe mich mit viel Selbstbeherrschung nicht zu ihm um. Ich kann ihm noch nicht gegenübertreten.
„Lucía!" Sobald Emilio die Türe geöffnet hat, springe ich ins Auto auf die Rückbank und umarme das Mädchen, welches sich dort zusammengekugelt hat. „Serena?", fragt sie leise, und ich nicke. „Ich bin's", murmle ich, und Lucía schling ihre Arme um mich. „Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst", flüstert sie, und ich lächle. „Natürlich komme ich, wenn es jemandem von meinen Freunden nicht gut geht." Ich drücke Lucía etwas von mir weg und sehe sie mir an. „Geht es dir soweit gut? Hast du irgendwo Schmerzen?"
Lucía schüttelt den Kopf, doch ihre blaugrün verfärbten Handgelenke sind mir keineswegs entgangen. Doch ich sage nichts, sondern schließe das Mädchen vor mir wieder in die Arme. „Ich hatte solche Angst", schluchzt Lucía plötzlich, und ich fahre ihr beruhigend über die Haare. „Es ist alles gut, es ist vorbei. Dir ist nichts passiert, und die Männer können dir nichts mehr tun." Lucía nickt, weint aber noch eine Weile. Irgendwann setzt Emilio sich ans Steuer, und neben ihm nimmt zu meinem Ärger Keanen Platz.
„Wir fahren los, okay?", sagt Emilio, und wir nicken. Ich helfe Lucía kurz dabei, sich anzuschnallen, da sie ihre Hände nicht richtig spürt, und schnalle mich dann selbst an. Lucía legt sich ziemlich umständlich hin, und ihr Kopf ruht auf meinen Beinen. „Fahrt bitte kurz ins Krankenhaus", bitte ich, und Emilio sieht mich verwirrt an. „Wieso denn?", fragt er, und ich werfe einen kurzen Blick auf Lucía. „Sie spürt ihre Hände nicht mehr wirklich", murmle ich dann, und Emilio nickt angespannt.
Eine Weile sagt keiner was, und ich fahre Lucía vorsichtig durch die Haare, während ab und zu eine einzelne Träne ihr Auge verlässt. „Was passiert eigentlich mit den Mädchen?", frage ich dann doch, und Emilio sieht mich kurz im Rückspiegel an. „Wir bringen sie vorerst zu uns in die Halle, wo wir uns um sie kümmern, ihnen Kleider geben und sie psychologisch etwas betreuen. Dann werden sie nach Hause gebracht", antwortet Keanen.
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Don't run from me - ✔️
Novela Juvenil- überarbeitet - Auf den ersten Blick erscheint Keanen als ein ganz normaler Junge, der mit seinem Bruder zusammen Serena aus einer brenzligen Situation rettet. Doch Serena ist achtsam, als ihr Bruder und ihr bester Freund merkwürdig auf ihre neue B...