Kapitel 2

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Der Abend bei meinen Eltern war grauenhaft verlaufen. Die Begrüßung war noch herzlich. Marcus galt als Teil der Familie. Das Essen war gut. Ich liebte den Kartoffelsalat, den meine Mutter nach einem Rezept meines Großvaters zubereitete. Sie hatte für eine ganze Kompanie gekocht. Nach dem Essen, das noch einigermaßen glimpflich verlaufen war, holte sie mich zu sich in die 70er Jahre Eichenholzfront-Küche um mich ins Gebet zu nehmen.

„Wann ist die Hochzeit? Ich kann es kaum erwarten!" Ungeduldig trat sie von einem Bein aufs andere.

„Es ist keine geplant", antwortete ich nüchtern und musste daran denken, was in einem unserer letzten Abenteuer beinahe passiert war. Das Ergebnis war ein dicker Kloß in meinem Hals.

„Das kann doch wohl nicht sein. Ihr kennt euch doch jetzt schon wie lange?"

„Naja,so ein Vierteljahr." Ich musste echt aufpassen, dass ich nicht mit der Zeitrechnung durcheinander kam.

„Aber er wohnt doch schon bei dir? Willst du in wilder Ehe leben? Das schickt sich doch nicht." Meine Mutter war sehr altmodisch.

Ich trat einen Schritt zur Seite und sah sie streng an. „Falls du es genau wissen willst: Wir haben es noch nicht...getan. Deine Erziehung wirkt. Er hat ein eigenes Zimmer." Meine Worte waren pampig.

Meine Mutter sah mich schräg von der Seite an. „Da ist doch noch etwas... Du verheimlichst mir watt." Hatte sie tatsächlich „watt" gesagt oder hatte ich noch Schaumreste in den Ohren?

Ich begann zu schwitzen. Meiner Mutter was vorzuspielen war nicht einfach. Ich wollte und konnte meinen Eltern nichts von der Tardis erzählen. Sie würden sofort einem Herzinfarkt erliegen oder mich in eine Gummizelle sperren lassen. Ohne Schallschrauber käme ich da nie wieder raus.

„Jetzt habe ich es", stellte sie triumphierend fest, „Er ist nur dein vorgetäuschter Freund. Hätte ich mir eigentlich auch gleich denken können. So was Hübsches hättest du dir nie geangelt." Das saß. Ich fühlte mich wie mit dem Hammer erschlagen und musste die Tränen unterdrücken.

„Danke, Mutti. Du hast das Feingefühl eines Amboss." Ich verließ die Küche. Als ich mich langsam dem Esszimmer näherte, hörte ich meinen Vater fragen: „Liebst du sie?"

„Von ganzem Herzen", antwortete Marcus leise. Ich blieb im Flur stehen und schluckte.

„Wirst du sie denn mal die Frage aller Fragen fragen? Weißt du, ich mache mir immer etwas Sorgen um meine Püppi", hakte mein Vater nach. Aha, dachte ich. Wir standen also im Kreuzverhör. Ich wartete Marcus Antwort noch ab.

„Ich denke schon, dass ich das tun werde. Aber erst, wenn sie bereit dafür ist. Sie ist ein wenig..."

„...schwierig?", ergänzte mein Vater voreilig.

„Naja, das würde ich so nicht sagen. Sie ist sich ihrer Sache da noch nicht so sicher." Das hatte er ja charmant ausgedrückt.

„Ich würde mich freuen so einen patenten Schwiegersohn wie dich zubekommen", schleimte mein Vater sich ein. „Ich mag dich." Oha, jetzt hatte Daddy aber die ganz harten Geschütze aufgefahren. Ich zeigte mich in der Tür. Unser aller Blicke trafen sich. Das Ticken der hässlichen,  altmodischen Standuhr machte mich wahnsinnig.

„Marcus, können wir bitte gehen?", flüsterte ich beinahe. Zum Glück stellte er die Frage nach dem Warum nicht, obwohl seine Augen es taten. „Selbstverständlich", antwortete er knapp. Schon war er aufgestanden und stand bei mir im Flur um unsere Jacken zu greifen.

„Was ist passiert?", flüsterte er leise.

„Erzähl ich dir, wenn wir zu Hause sind", raunte ich ihm zu.

The Doctoress - Watt?! (8)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt