Kapitel XIV

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Ich fiel in einen Busch und alles wurde schwarz...

Als ich wieder zu mir kam, hörte ich mehrere Stimmen. Das müssen die Polizisten sein. Ich rappelte mich auf und musste mich erstmal orientieren. Ich war immer noch hinter dem Gebüsch im Garten der Millers. Immer mal wieder sah man einen Lichtkegel der Taschenlampen über das Gebüsch streifen. Ich würde zu gerne den Polizisten alles erzählen. Aber ,auch wenn man mich jetzt ein Weichei nennen sollte, ist mir mein Leben wichtig. Ich musste mich leise davonschleichen. Bestimmt machte mein Vater sich schon große Sorgen. Es ist immerhin schon 10 Uhr in der Nacht und ich habe ihm um 9 Uhr geschrieben, dass ich auf dem Weg nach Hause bin. Ich quetschte mich unauffällig an der rechten Hauswand vorbei und rannte nach Hause.

An der Haustür angekommen kramte ich meinen Haustürschlüssel aus meiner Jackentasche und schloss die Tür auf. Ich hoffe die anderen sind schon im Bett. Auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich ist. Mein Vater würde niemals ins Bett gehen, wenn er nicht weiß, dass ich gut zu Hause angekommen bin. Ich trat durch die Türschwelle und zog meine Jacke aus. Ich drehte mich um und wollte in mein Bett schleichen, jedoch sah ich direkt in die Augen meines Vaters.

,,Wo warst du? Und Oh Mein Gott, was ist mit deinem Auge passiert?''

,,Was ist denn damit?'' Ich drehte mich zum Spiegel und begutachtete mich. Na toll. Der Einbrecher hat mir ein riesen Feilschen verpasst.

,,Liam. Was ist passiert?'' mein Vater kam auf mich zu und schaute sich mein Auge an.

,,Ich muss wohl gegen eine Laterne oder so gelaufen sein. Ich war schon sehr müde.''

,,Und das soll ich dir glauben?''

,,Ja. Wenn du mir vertraust.''

,,Hm... Ok.... Ist dir schlecht oder schwindelig?''

,,Nein. Mir geht es gut. Ich geh jetzt in mein Bett, wenn es dir nichts ausmacht. Ich habe morgen eine wichtige Klausur.'' Ich machte mich schnell bettfertig und schlüpfte unter meine Bettdecke. Ich schlief mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ein.

Am nächstem Morgen hoffte ich, dass das gestrige Geschehen einfach nur ein Traum war, jedoch wurde diese Hoffnung zerstört, als ich in den Spiegel schaute und mein Feilschen, welches sich über Nacht von Blau in Lila verwandelt hatte, immer noch in meinem Gesicht prangte. Fertig angezogen ging ich in die Küche, wo auch schon Florian sich seinen Kaffee machte.

,,Was ist denn mit dir passiert?''

,,Nichts. Hab nur eine Laterne geknutscht.''

,,Aha.'' In seinem Tonfall hörte man, dass auch er mir nicht wirklich glaubte. Ich aß schnell mein Frühstück und ging dann in die Schule. Auch meine Freunde glaubten mir die Geschichte mit der Laterne nicht wirklich, ließen mich aber in Ruhe. Die Klausur lief so ,,So Lala''. Wenn vor ein paar Stunden jemand dein Leben bedroht hat, kannst du dich halt nicht so gut konzentrieren.

Der Vorfall von gestern machte mir wirklich sehr zu schaffen. Jedes Mal, wenn ich an einer dunklen Gasse vorbeilaufe, habe ich Angst, dass mich jemand hineinzieht und kaltblutig ermordet. Ja. Ich weiß. Ist vielleicht ein wenig paranoid, aber ich kann einfach nicht aufhören daran zu denken. Ich kann nicht mehr ruhig schlafen und wache mindestens fünf Mal in der Nacht auf.

Auch diese Nacht wurde ich wieder von Albträumen geplagt. Immer wieder derselbe Traum. Eine dunkle Gestalt, ungefähr so groß wie die Einbrecher, zieht mich mit ihren langen, kalten Fingern in ein dunkles Loch. Dann höre ich einen schrillen, lauten Schrei und ich wache schweißgebadet auf. Diesmal fange ich sogar an zu schreien und Phil stürmte in mein Zimmer.

,,OMG. Liam?! Es ist alles gut. Du schreist ja die ganze Nachbarschaft zusammen.'' Er kam auf mich zu und setzte sich auf mein Bett.

,,Hattest du wieder einen Albtraum?'' Ich nickte bloß.

,,Willst du drüber reden? Bestimmt hilft dir das.''

,,Nein. Ist schon OK. Du kannst wieder ins Bett gehen. Immerhin hast du morgen Dienst.'' Ich legte mich wieder hin und versuchte ruhiger zu atmen und runterzukommen.

,,Ok. Versuch nochmal zu schlafen.'' Phil strich mir durch meine Haare und ging mit einem besorgten Blick. Ich schaffte es nicht mehr einzuschlafen und war morgens ziemlich fertig. Als ich ins Wohnzimmer ging, traf ich auf Phil.

,,Hey. Du siehst ganz schön müde aus. Hast du wieder einschlafen können.''

,,Nicht wirklich.'' Ich rieb mir meine Augen und machte mir einen Kaffee.

,,Du solltest etwas gegen die Albträume tun. Das ist auf Dauer sehr ungesund.''

,,Nein. Mir geht es gut. Lass mich einfach in Ruhe. Ok? Lass mich in Ruhe!'' Ich war richtig sauer. Ich knallte die Kaffeetasse auf den Küchentresen, schnappte mir meinen Rucksack und rannte aus dem Haus.

Der Sohn eines Arztes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt