Kapitel XVII

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,,Liam, mein Junge, du siehst ja schlimm aus. Was ist passiert?'' Sofort kam mein Vater auf mich zu und streichelte über meine Wange.

,,Er meint, dass er sich an einem Messer verletzt hätte... in der Schule.'' sagte Phil, der uns gerade in den Schockraum folgte.

,,Aha'', schmunzelte mein Vater, ,,Und das sollen wir dir glauben?''

,,Ähm.. Ja.''

,,Darüber reden wir noch. Jetzt wird dir erstmal geholfen.''

Ich wurde auf die Liege umgelagert und an die Geräte angeschlossen. Durch das Schmerzmittel, welches mir Alex im RTW verabreicht hat, hatte ich zwar keine Schmerzen mehr, aber trotzdem war ich ziemlich müde. Deswegen schloss ich meine Augen.

,,Ey, Liam! Ich weiß, dass du müde bist, aber lass die Augen auf.'' sprach mich mein Vater an und rüttelte an meiner Schulter.

,,Ist ja gut.'' ,gab ich genervt zurück. Damit ich nicht einschlafe, redete mein Vater ununterbrochen auf mich ein, während Birgit Maas, die gleichzeitig mit meinem Vater Dienst hatte, meine Wunde versorgte.

Wenig später lag ich in einem Stationsbett auf der Kinderstation. Ich musste noch mindestens eine Nacht zur Beobachtung da bleiben. Ich hoffte, dass ich am nächsten Tag nach Hause konnte. Damit ich diesen Zeitpunkt so schnell wie möglich erlebte, probierte ich einzuschlafen. Obwohl ich vor gerade mal einer Stunde alles getan hätte, um schlafen zu dürfen, konnte ich nur schwer einschlafen. Mir schwirrten einfach zu viele Gedanken im Kopf herum.

Irgendwann döste ich vor Müdigkeit doch endlich ein, jedoch hatte ich natürlich wieder einen Albtraum. Wieder wurde ich von einer dunklen Gestalt in ein schwarzes Loch gezogen, doch diesmal war der Traum nicht zu Ende, sondern ich befand mich plötzlich in meiner Straße, in der aus jeder Einfahrt schwarze Ranken auf mich zu kamen und sich um meine Gliedmaßen wickelten. Ich konnte mich nicht mehr rühren. An den Ranken wuchsen Schweizer Taschenmesser, die sich langsam, aber sicher, in meine Haut bohrten. Das Blut floss aus den Wunden und erinnerten mich an die heutigen Ereignisse. Bevor es noch schlimmer wurde, wachte ich jedoch auf. Nass geschwitzt saß ich in meinem Bett und rang nach Luft. Ich hatte totale Panik. Meine Versuche, mich zu beruhigen, scheiterten und ich rappelte mich auf, um ins Bad zu gehen. Meine Beine gaben jedoch nach und ich rutschte die Bettkante herunter. Bevor ich mich selbst wieder hochziehen musste, ging jedoch die Tür auf und mein Vater kam mit einem Pfleger und einer Schwester in mein Zimmer gerannt.

,,Liam? Was ist los? Du musst dich beruhigen.'' Mein Vater kniete sich neben mich und wies den Pfleger an mir zurück auf mein Bett zu helfen. Oben angekommen sprach mein Vater wieder auf mich ein.

,,Du musst einatmen....und wieder ausatmen. Atme mit mir.''

Nachdem ich meine Atmung unter Kontrolle gebracht hatte, wurde mir noch etwas Sauerstoff verabreicht und die Schwester schloss mich wieder an die Geräte an, dessen Kabel ich bei meinem Versuch aufzustehen herausgerissen hatte.

Mein Vater schob sich währenddessen einen Stuhl neben mein Bett und schaute mich besorgt an.

,,Was ist genau passiert?''

,,Albtraum.''

,,Hm. Willst du mir davon erzählen?''

,,Nicht wirklich.''

,,Soll ich einen Psychologen anfordern?''

,,Nein! Ich brauch doch keinen Seelenklempner!''

,,Glaubst du. Phil hat mir erzählt, dass du schon oft einen Albtraum hattest und schweißgebadet aufwachst.''

,,Liegt bestimmt am Stress.''

,,Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du mir was verschweigst. Ich meine...ein Messer...in der Schule?''

,,Können wir darüber morgen reden? Ich bin müde.''

,,Klar, mein Schatz. Wenn was ist, sag Bescheid. Ich bin die Nacht noch auf Station. Schlaf schön.'' Mein Vater streichelte mir noch durch die Haare und ging dann mit der Schwester und dem Pfleger aus dem Raum.

Ich lag nun wieder in meinem Bett und schaute mir den Vollmond an, der durch die Lücke zwischen den Vorhängen hindurch schien, bis ich traumlos einschlief.

Der Sohn eines Arztes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt