Kapitel XX

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Auf der Fahrt ins Krankenhaus wurde ich immer mal wieder wach. Jedoch kippte ich jedes Mal wieder weg. Als wir am Krankenhaus ankamen, wurde ich gerade wieder wach und bekam große Panik. Ich wusste nicht mehr wo ich war und was eigentlich passiert ist. Ich war vollkommen verloren und begann schneller zu atmen. Sofort versuchten mich Dustin und Omar zu beruhigen.

,,Hey, Liam. Alles gut! Du bist in der Klinik und du wirst jetzt versorgt. Hab keine Angst. Dein Vater wurde auch schon benachrichtigt.'' sprach Dustin auf mich ein.

,,Was ist denn eigentlich passiert?'' krächzte ich.

,,Du wurdest mit einem Messer attackiert, aber wir konnten die Blutung stoppen...'' erklärte mir Omar, kurz bevor ihm Birgit Maas ins Wort fiel, nachdem sie eine kurze Einweisung von Alex bekommen hatte.

,,Genau. Trotzdem hast du viel Blut verloren und höchstwahrscheinlich innere Verletzungen. Aber das bekommen wir schon wieder hin.'' Dabei klopfte sie mir aufmunternd auf die Schulter. Eine Sekunde nachdem ich auf die Trage im Schockraum umgelagert wurde, kam mein Vater in den Raum gestürzt. Man sah, dass er sich ziemlich beeilt hatte in die Klinik zu kommen, da seine Haare zerzaust waren und er sein T-Shirt verkehrt herum trug.

,,Liam, mein Schatz, was machst du nur immer? Dich zieht das Pech ja förmlich an.'' Er strich mir durch die Haare und schaute so unauffällig wie möglich auf den Monitor, um meine Werte zu checken. Typisch!

,,Oliver, wir machen das schon.'' ergriff nun Birgit das Wort, ,,Mach dir keine Sorgen. Wir werden uns gut um ihn kümmern.'' Daraufhin schob Birgit meinen Vater zur Seite und wand sich wieder mir zu. Genau in diesem Moment fing das EKG hektisch an zu piepen und mir wurde schwarz vor Augen.

Mein Vater musste mit ansehen, wie mein Herz immer wieder aufhörte zu schlagen und ich wiederbelebt werden musste. Ganze dreimal stand es still bis Birgit Maas beschloss mich sofort in den OP zu bringen. Der Angreifer hatte genau meine Milz getroffen, die in einer Not-OP schlussendlich entfernt werden musste.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf der Intensivstation und ein Schlauch steckte in meinem Hals. Ich fing an gegen den Tubus zu atmen und sofort kam ein Arzt mit einer Schwester ins Zimmer, die mich extubierten und meinen Vater Bescheid sagten, dass ich wieder wach war.

,,Na. Wie geht's dir?'' war seine erste Frage.

,,Ganz gut. Hab genügend Schmerzmittel intus, glaube ich.'' entgegnete ich ihm.

,,Denkst du, dass du mit den Polizisten reden kannst? Sie warten auf dem Flur. Aber wenn du dich noch zu schwach fühlst, können sie auch morgen wiederkommen.''

,,Nein, nein. Sie können reinkommen.'' Darauf betraten Stefan Sindera und Paul Richter mein Zimmer. Ich erinnerte mich, dass sie auch beim Angriff dabei gewesen sind und einer von ihnen meinen Angreifer erschossen hat. Ich wusste immer noch nicht, wie ich darüber denken bzw. was ich fühlen sollte. Irgendwie war es eine Art Erleichterung, aber gleichzeitig erschwerte diese Situation, die Kumpanen des Toten zu finden. Auch, weil ich die Gesichter der anderen Täter nie wirklich gesehen habe, da ich meistens mit dem ,,Grinsegesicht'' zu tun hatte. Die Anderen standen meist nur wie seine Wachhunde hinter ihm, haben sich im Hintergrund gehalten und geschwiegen.

Während ich so grübelte, hatte Paul mir bereits eine Frage gestellt.

,,Oh, tut mir leid, Paul. Könntest du die Frage nochmal wiederholen?''

,,Klar. Ich hatte gefragt, an was genau du dich erinnern kannst.''

,,Ähm, ich war auf dem Weg zur Wache, als ich von diesem Typen ins Gebüsch gezogen wurde und er mich dann angriff.''

,,Was genau wolltest du auf der Wache?''

,,Ähm... ich, ich wollte ein Verbrechen melden....'' Ich wurde mit meiner Stimme immer leiser und schaute auf meine Hände.

,,Was für ein Verbrechen?''

Ich begann also Paul und Stefan möglichst detailliert von der Nacht zu erzählen als ich den Einbrechern das erste Mal begegnet bin. Ich erklärte ihnen, dass mir gedroht wurde, ich von ihnen verfolgt wurde und mich schlussendlich doch dazu entschlossen habe, den Vorfall zu melden, ich dann jedoch überrascht wurde. Während ich die Geschichte erzählte, wurde mir erst bewusst, was eine schwere Last auf meinen Schultern lag. Ich fühlte mich befreit, als würde ein riesen Stein von meinem Herzen fallen und meine Sorgen zerdrücken. Erst nachdem ich fertig erzählt hatte, spürte ich die Tränen, die von meiner Wange auf die Decke tropften. Mein Vater und die Polizisten schauten mich besorgt an. Nach einer kurzen Stille kam mein Vater jedoch auf mich zu und umarmte mich.

,,Das erklärt wirklich Vieles. Deine Albträume. Das blaue Auge. Du weißt nicht was für Sorgen ich mir gemacht habe. Es tut mir so leid, dass du das alles alleine durchstehen musstest.'' Er löste die Umarmung und setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett. Nun schalteten sich auch Paul und Stefan wieder ein.

,,Ok. Also wie du bestimmt weißt ist der eine Verbrecher tot. Das erschwert uns die Sache natürlich. Es wäre also wirklich hilfreich, wenn du uns, so gut du kannst, unterstützen würdest. Wir kommen deswegen nochmal auf dich zu. Jetzt lassen wir dich aber erstmal genesen. Wir halten dich natürlich auf dem Laufenden.'' sagte Stefan.

,,Danke dir. Das war wirklich mutig. Gute Besserung'' Mit diesen Worten verließen die beiden mein Zimmer und auch mein Vater beschloss nach Hause zu gehen und sich auszuruhen. Auch ich sollte versuchen zu schlafen. Ich schaffte es ziemlich schnell und konnte seit Wochen das erste Mal wieder richtig tief und fest schlafen, ohne einen einzigen Albtraum.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 24, 2020 ⏰

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Der Sohn eines Arztes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt