Kapitel XV

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Nach meinem emotionalen Ausbruch vor Phil wurde mein Tag nicht gerade besser. Die Schule war noch langweiliger als sonst und in Englisch haben wir einen Vokabeltest geschrieben, für den ich vergessen habe zu lernen, da ich aufgrund der Alpträume nicht genügend Schlaf bekomme und somit seit Tagen völlig neben mir stehe. Ich bin vollkommen fertig. Ausgerechnet hatte ich genau heute auch noch 10 Stunden und, da langsam Winter wurde, musste ich in der Dämmerung nach Hause laufen. Durch den Sonnenuntergang bekam ich zwar bessere Laune, aber die wurde durch die Angst, die ich vor der langsam dicht werdenden Dunkelheit bekam, vollkommen vernichtet.

Gerade lief ich an einer dunklen Einfahrt vorbei als mich eine kraftvolle Hand nach hinten zog und mich an eine harte Hauswand drückte.

,,Nah. Wen haben wir denn da?'' Vor mir stand einer der Einbrecher von vor ein paar Tagen. Sein breites Grinsen würde ich nie vergessen. Links neben ihm konnte ich auch seine Kumpanen wahrnehmen, die sich lässig gegen die gegenüberliegende Hauswand lehnten. Sie warteten wohl nur darauf, dass ich mich wehren würde und sie mich niederringen könnten. Aber diesen Triumph lasse ich ihnen nicht. Ich weiß ganz genau, dass ich niemals gegen sie ankommen könnte. Also warum sollte ich es versuchen?

,,Lass mich los!'' Das Grinsen des jungen Mannes wurde nur noch breiter und er drückte mich noch stärker gegen die Wand, dass ich die Unebenheiten der Backsteinmauer in meinem Rücken spüren konnte.

,,Was wollt ihr eigentlich? Ich habe nichts verraten.''

,,Das wissen wir. Sonst wärst du längst nicht mehr auf der Welt der Lebenden. Wir wollten dich bloß daran erinnern, dass du dort auch nicht hinwillst.'' Plötzlich hielt er mir ein Schweizer Taschenmesser an meine Kehle und fuhr fort.

,,Naja. Du willst doch bestimmt nicht, dass wir auch noch für Mord ins Gefängnis müssten. Das ist nicht in unserem Interesse und auch nicht in deinem. Das würdest du uns doch nicht antun wollen, oder?''

,,Ich würde euch zu gerne zusehen, wie ihr im Gefängnis euer ganzes Leben verpasst.'' Er kam mir näher und legte das Messer an mein Handgelenk an.

,,Ach, ja? Du bedenkst nur nicht, dass du das dann nicht erleben würdest.'' Daraufhin drückte er das Messer noch fester an meinen Arm, dass es stark anfing zu bluten. Natürlich konnte ich einen kleinen Schmerzensschrei nicht unterdrücken, obwohl ich versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Den Einbrechern gefiel mein Leiden und ich spürte wie machtvoll sie sich im Moment fühlten. Langsam wurde der stechende Schmerz weniger und der junge Mann packte das Messer in die Bauchtasche seines schwarzen Pullovers.

,,Tat's weh? Das hoffe ich mal für dich. Das schreckt dich ab auch nur ein Wort über den Vorfall zu verlieren. Und falls du die Versuchung bekommst zu petzen, erinnerst du dich einfach an diese Schmerzen und stellst dir sie Eintausend Mal schlimmer vor.'' Er ließ mich los und ich rutschte die Wand herunter und landete auf dem feuchten Boden. Die drei Einbrecher verschwanden um die Ecke und hinterließen nur erheiterte Blicke.

Nach ungefähr 10 Minuten, die ich bloß auf dem kalten Boden saß, um zu verarbeiten was gerade passiert war, schaffte ich es mich aufzuraffen und mich an der Wand hochzuziehen. Als ich stand wurde mir etwas schwindelig. Ich musste wohl doch ein ganzes Stück Blut verloren haben, da sich auf dem Boden eine kleine Blutlache gebildet hatte. Ich packte mein Sporttrikot aus und wickelte es um meine Wunde. Darauf versuchte ich so unauffällig wie möglich den Weg nach Hause zu finden.

Der Sohn eines Arztes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt