15. Kapitel

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P.o.v. Pax
So lag ich da. Alleine in der Dunkelheit.
Um mich herum so viele Menschen, und doch war ich alleine hier.
Und doch war ich einsam.
Ein leises Klicken ertönte, die Tür zu dem Zimmer wurde geöffnet. Wer konnte das sein? Es war schon ein Arzt hier, ebenso wie eine Krankenschwester, welche mit mir gesprochen hatte, als wäre ich ein Kleinkind. Leise seufzte ich auf.
Schritte, ganz klar und deutlich. Sie klangen selbstbewusst, jedoch anders als Ylvas. Sie klangen irgendwie...gespielt selbstbewusst.
,, Willkommen in meinem Reich", hörte ich eine Mädchenstimme, welche etwas zu hoch war. Außerdem benützte das Mädchen eine ziemlich komische Betonung, sodass alles eher tussihaft rüberkam.
,,In deinem Reich? Ein Zimmer? Schönes Reich, muss ich sagen", gab ich ein wenig genervt von mir, legte mich wieder hin.
,, Genau. Und du wirst mein Diener sein"
Ich lachte leise auf.
,,Das würde dir so passen, hm? Ganz sicher nicht, ich hab Besseres zu tun, als mich mit einer Möchtegern Zicke herumzuschlagen"
,,Ach, echt? Tja...ich bin sozusagen die wichtigste Person hier, die Tochter vom Chef"
,,Aha. Cool. Und?"
Genervt seufzte ich, dann schloss ich meine Augen.
,,Was? Ich bin die wichtigste Person hier, oder kapierst du das nicht, du minderbehinderter Obertrottelaffe?", meinte dieses Mädchen.
,,Na herzlichen Glückwunsch. Du hast es geschafft, die längste 'Beleidigung' der Welt auszusprechen. Applaus bitte. Ich dachte, dein IQ würde dafür nicht ausreichen", meinte ich kalt zu ihr, verschränkte meine Arme. Verdammt, wo waren meine Kopfhörer? Ich brauchte jetzt dringend Musik, und keine nervende Tussi.
,, Du fühlst dich wohl ein bisschen zu viel, hm? Pff, aber dich will eh keiner. Wer will denn schon mit nem Typen befreundet sein, der sich selbst umbringen wollte?"
Autsch, das tat weh. Kurz zuckte ich ein wenig zusammen. Dann aber fing ich mich wieder. Mittlerweile wusste ich, was geschehen war, konnte mich daran erinnern. Auch wenn es mir wie ein Traum vorkam...
,,Ich hätte Gründe genug es nochmals zu tun, seitdem ich dich 'kenne' ", meinte ich, meine Stimme war so eiskalt. So eiskalt und unberührt. Ich spürte, wie diese Mädchen etwas in mir kaputt machte, mich dazu zwang so zu sein, um nicht noch mehr Schaden zu bekommen.
,,Pff, dann ist die Welt zumindest um einen Idioten weniger"
Wäre ich normal, hätte ich ihr sogar den Tod gewünscht. Doch ich war nicht normal, ich wünschte niemanden so etwas Schreckliches. Wirklich niemanden...
Nicht mal dieser arroganten Chantal. Ich nannte sie einfach mal Chantal, der Name passte zu ihr. Chantal Destiny Sky Hope Afterglow Black Raven Rose. Perfekt.
Ich drehte mich so, das mein Kopf in dem weichen Kissen lag, völlig in ihm versank.
,,Owww, muss der kleine Junge weinen? Das tut mit ja sooooo leid. Nicht. Wie heißt du nochmal? Pax? Was für ein bescheuerter Name", hörte ich die Stimme weiterplappern.
,,Ich bin Layla, das ist der schönste Name der Welt. Weil ich halt so heiße. Sorry not sorry"
,, Halt einfach deinen Mund, okay? Du nervst"
,,Haha. Sehr witzig. Stell dir vor, ich komme nächste Woche in ein Internat. Das beste Internat der Stadt. Und rate mal, wer dorthin nicht hingeht, lieber auf eine alberne Dorfschule? Genau, du"
Sie kicherte hämisch. Man, sie erinnerte mich wirklich an eine Hexe...
Toll.
Ich und die total nervende Hexe namens Layla.
Beste Geschichte ever.
In meinen Gedanken malte ich einem Mädchen, welches Layla darstellen sollte, grüne Haut auf, ebenso wie eine Warze, und schwarze, zerzauste Haare.
Perfekt.
Fehlte nur noch der Besen.

Endlich gab das Mädchen Ruhe, und so schlief ich langsam ein.
Ich hatte einen Traum...
Er war wunderschön.
Ich lief über eine bunte Wiese, voller Blumen und Schmetterlinge. Ich sah all die Farben. Es war so wunderschön. Nichts konnte diesen perfekten Moment stören. Nichts.
Grillen zirpten.
Ein Specht klopfte gegen einen Baum.
Der Wind strich sanft über mich.
Schmetterlinge flatterten herum.
Das Gras raschelte.
Eine Maus piepste leise.
Ein Eichhörnchen hüpfte auf einen Baumstamm herum.
Die Sonne strahlte hell und warm auf mich.
Wunderschön...
Es war nicht bedrückend, nicht schwermütig, sondern eher... eher freundlich, es machte mich glücklich.
Es war so besonders. Warum konnte ich das nicht in Wirklichkeit sehen? Warum konnte ich nicht einfach in der Realität alles sehen? Warum? Warum konnte ich nicht normal sein? Ich wusste es nicht...

,,Pax...", hörte ich ein leises Flüstern, die Wiese, das Gefühl, es verblasste alles.
Nur die Schwärze blieb in mir zurück...
,,Ich bin's, Ylva..."
Ylva...
Was wollte sie hier?
Sie wollte doch nicht bei mir sein...
,,Pff, war ja klar. Der kleine Junge erkennt nicht mal seine eigene Freundin", hörte ich eine Stimme.
Wenn ich diese Stimme noch länger würde, würde ich ausrasten.
Dieses Mädchen machte mich so langsam dezent aggressiv.
Layla...
Tz, genau.
Ich vernahm, wie Ylva sich langsam umdrehte.
,, Ach? Die größte Bitch ist also wieder am Start. Freut mich wirklich dich wieder zu sehen, Layla"
Ihre Stimme klang...wütend.
Ihre Stimme klang...anders.
Ihre Stimme klang...als würde sie das Mädchen gleich in der Luft zerreißen.
Übel nehmen würde ich es ihr ehrlich gesagt nicht.
Ein leises Lachen unterbrach die kurze, kaum nennenswerte Stille. ,,Oh, wenn das nicht meine geliebte Ylva ist. Ich dachte, du wärst auf der Straße gelandet, nachdem das ist. Und der da ist also dein Freund? Tz, der passt zu dir. Der größte Vollspast der Welt"
Layla. Ihre Stimme klang nicht wütend, eher provozierend.
,,Weil ich abgelehnt hab, dein Vollzeitsklave zu sein, hm?", gab ich dann meinen Senf dazu, setzte mich auf.
Wie ironisch, dass ich den Senf dazugab.
Ich hasste Senf über alles.
Bäh.
Wer mag diese -wie drücke ich es diplomatisch aus?- ekeleregende Soße bitte schön?
Warum haben die Heinis, die das erfunden haben, nicht einfach Ketchup genommen? Würde mehr Sinn machen....
,, Vielleicht. Und nun zu dir Ylva..."

Pax - Schwarz ist keine Farbe [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt