Kapitel 53: Tiefer Schlaf

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*Chris' POV*
,,Ich will sie sehen. Sofort." sagte ich und stand auf. Die Frau schaute mich an, als wollte sie etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben. ,,Bruder, soll ich mitkommen?" fragte Andreas direkt und schaute mich noch immer besorgt an. ,,Okay, ich warte hier auf dich. Lass dir Zeit." beantwortete sich mein Bruder die Frage selbst und ließ mich gehen. Ich stürmte aus dem Raum, war dann in dem Flur. Ich wollte grade die Tür des Raumes öffnen, in welchem sich Alina befand, als mir eine Ärztin zuvorkam. ,,Oh ich weiß nicht, ob sie..." fing sie an und blockierte die Tür. ,,Ich weiß es schon. Und ich bin mir sicher, also dürfte ich?" sagte ich hektisch und bemühte mich, wenigstens etwas in den Raum hineinzuschauen zu können. Es war einer dieser langweiligen, weißen Krankenhausräume. Ich sah ein paar Betten, dort schien aber niemand zu liegen.

,,Okay, ich lasse sie alleine." sagte die Frau nach einem Seufzer, ging und schloss die Tür hinter sich. Nach diesem recht lauten Schließen der Tür war es nun endlich ruhig - wirklich ruhig. Keine Ärztin war da, die mir nur negatives zu erzählen hatte. Selbst Andreas war nicht hier, der bestimmt schon darüber nachdachte, wie er mich wohl wieder aufbauen könne. Auch war das Fenster in diesem Raum, welches nur ein tristes Baustellengerüst zeigte, war geschlossen. Kein Baustellenlärm, keine Autos, nicht mal das Zwitschern eines Vogels. Ich atmete einmal tief ein, bevor ich mir dann das Zimmer ansah.

Es gab sechs Betten. Drei auf der einen Seite des Raumes, drei auf der anderen. Fünf Betten waren ganz offensichtlich leer. Und in dem letzten, hinten rechts? Dort lag sie. Alina. Ganz ruhig, als würde sie schlafen. Als wäre alles gut. Es sah fast friedlich aus. Aber das täuschte. Vorsichtig setzte ich mich an die Bettkante und schaute sie einfach nur an. Sie war so schön. Selbst jetzt noch, in diesem komischen Krankenhauskittel, welchen sie ihr angezogen hatten. Es tat weh, sie so zu sehen. Brachte es was, jetzt irgendwas zu sagen? Sollte ich? Würde sie mich überhaupt hören? - Wahrscheinlich nicht. Aber das war kein Grund, es nicht wenigstens zu versuchen. ,,Ich hätte dich abhalten sollen aber ich habe es nicht." sagte ich und nahm ihre Hand. ,,Ich weiß einfach nicht, warum. Du wolltest nur helfen. Und jetzt sind wir hier, im dieser Situation. Und vor ein paar Stunden hätte ich nie gedacht, dass es soweit kommen würde."

Ich dachte an das, was die Ärztin zu mir gesagt hatte. ,,Du befindest dich in einem Präkoma. Und ich weiß nicht, ob und wann du wieder aufwachen wirst. Und wahrscheinlich hörst du kein Wort von dem, was ich grade sage. Ich kann nur hoffen, dass es bald positive Nachrichten geben wird - zur Abwechslung. Ich will mir nicht vorstellen müssen, was die schlimmsten Folgen dieses Unfalls sein könnten. Denn wir haben doch gesagt, wir denken positiv, oder?" Meine Stimme wurde von einem leichten Zittern untermalt und ich hielt kurz inne, um Luft holen zu können.

,,Ich kann und will mir nicht vorstellen, wie das alles hier ohne dich wäre. Du gehörst doch inzwischen zu uns - zu mir. Ich will diese Zukunft, in der wir einfach zusammen sind. Oder ist das zu viel verlangt?" Wieder musste ich pausieren, das Reden viel mir ziemlich schwer. ,,Zusammen auf Tour gehen, neue Orte und Leute kennenlernen. Du könntest bei mir einziehen. Dann, wenn wir nicht grade auf Tour sind. Es ist doch gar nicht so schlecht da, nicht wahr? Tanzen, singen, ins Kino gehen, einfach glücklich sein. Und wer weiß, was wir eigentlich noch alles an Abenteuern vor uns haben..." Ich stand auf und legte ihre Decke, welche ich etwas verschoben hatte, wieder ordentlich hin. ,,Ich liebe dich, das weißt du." sagte ich und schaute sie dann noch ein letztes Mal an, bevor ich ging.

Flash - Break the law of gravity 🦋 - Ehrlich Brothers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt