Teil 22

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Ich wusste nicht, dass Menschen wirklich so aussehen können. So viele Muskeln habe ich bislang nur im Film gesehen. Aber schon alleine Romans Rücken... ich schlucke trocken. Außerdem bekomme ich so einen guten Blick auf seine sonst unsichtbaren Tattoos. Langsam lasse ich den Blick von den Buchstaben in seinem Nacken über ein großes Kreuz zwischen seinen Schultern zu einem langen Text auf seinem unteren Rücken wandern. Was da wohl steht?

Doch bevor ich es herausfinden kann, dreht Roman sich um. Mir steigt die Hitze ins Gesicht und ich werde knallrot. Schnell senke ich den Blick, doch nicht, bevor ich nicht auch sein Sixpack wahrgenommen habe.

Ohgottohgottohgott. Dieser Typ macht ein 16-jährigen hormongesteuerten Teenie aus mir. Hitze sammelt sich in meinem Unterleib und in meinem Kopf entstehen ziemlich schmutzige Gedanken.

Von Romans lautem Lachen werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Er bleibt einfach so da stehen, das Shirt in der Hand, als wäre es das Normalste der Welt, dass er mir fast nackt gegenüber steht. "Steht dir gut", sagt er und deutet auf die Klamotten, die ich trage.

Er hat mir eine seiner engeren Trainingshosen und ein weites Shirt von ihm geliehen. Beides ist mir viel zu groß, aber wenigstens ist es bequem.

"Ja, oder? Sollte ich wohl öfter tragen."

Roman grinst verschlagen. "Auf jeden Fall."

Ich flüchte schnell ins Wohnzimmer, bevor er merkt, wie wenig ich gerade zu zusammenhängenden Sätzen in der Lage bin.

Wir verbringen den übrigen Abend damit, im Autorennen gegeneinander zu verlieren. Roman bringt mir sogar ein wenig Fifa bei. Als es spät wird, bietet er an, mich nach Hause zu fahren.

Das Angebot schlage ich natürlich nicht aus. So stehen wir kurz darauf vor meiner Haustür.

"Ich wollte dich noch etwas fragen, Tessa", sagt Roman, bevor wir uns verabschieden.

Gespannt schaue ich ihn an.

"Ich muss ja morgen nach Wolfsburg. Normalerweise passt mein Nachbar immer auf Herrn Schulte auf, wenn ich weg bin, aber der kann dieses Mal nicht. Hast du vielleicht Lust, auf ihn aufzupassen? Natürlich nur, wenn es dir keine Umstände bereitet."

Ich reiße die Augen auf. "Ja!", sage ich total euphorisch. "Natürlich will ich auf Herrn Schulte aufpassen!"

Roman lacht leise. "Okay, soll ich ihn dir morgen früh vorbeibringen?"

Ich nicke heftig. "Allerdings bin ich Samstagmorgen ja arbeiten, da kümmert Hannah sich dann bestimmt um ihn - wenn das für dich okay ist?"

Roman nickt. "Klar. Wichtig ist nur, dass er vor die Tür kommt und was zu Essen kriegt."

"Wann kommst du denn wieder?", will ich wissen.

"Das Spiel ist schon am Nachmittag, deshalb fliegen wir danach zurück. Ich denke mal, dass ich irgendwann am späten Abend zurück bin. Ich schreibe dir einfach, wenn wir losfliegen."

"Okay", stimme ich zu.

"Dann bis morgen, Tessa", sagt Roman und zieht mich in eine Umarmung.

"Bis morgen", antworte ich glücklich.

Wie versprochen klingelt Roman am nächsten Morgen um halb zehn bei mir. Gestern Abend habe ich Hannah erzählt, dass wir Herrn Schulte für zwei Tage bei uns haben werden und auch sie war völlig begeistert. Hannah liebt Hunde mindestens so sehr, wie ich.

Als ich auf den Türöffner drücke, bin ich allerdings aus einem anderen Grund aufgeregt: Roman wird gleich meine kleine WG betreten. Die Wohnung gefällt mir zwar nach wie vor richtig gut mit den hohen Altbaudecken und dem Dielenboden - aber mit seiner Luxusbude kann sie natürlich nicht mithalten. Noch aufregender ist aber, dass er gleich Hannah treffen wird - ich bin richtig nervös, wie sie ihn findet.

Blind Date (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt