Teil 21

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Pünktlich um 16 Uhr hält Roman mit einem schicken schwarzen Sportwagen vor der Uni. Während ich in meinen Vorlesungen saß, hat die ganze Zeit die Sonne geschienen - inzwischen zieht es sich jedoch langsam zu. Ich hoffe, dass es nicht anfängt, zu regnen. Zum ersten Mal seit einer Weile habe ich mich allerdings wieder für eine lange Hose und ein langärmeligen Feinstrick-Pullover in senfgelb entschieden. Es wird langsam Herbst.

Alle Befürchtungen, dass es zwischen Roman und mir irgendwie seltsam ist, sind wie weggewischt, als ich zu ihm ins Auto steige. Er schenkt mir zur Begrüßung sein umwerfendes Lächeln und noch während wir losfahren, beginnen wir über Alltägliches zu reden. Sofort ist diese Leichtigkeit wieder da, die ich immer mit ihm verspüre.

"Nanu, wo hast du denn Herrn Schulte gelassen?", frage ich verwundert, als mir klar wird, dass er gar nicht im Auto ist.

"Den habe ich Zuhause gelassen, beim Minigolf würde er nur jedem Ball hinterherrennen. Und vielleicht wollte ich ausnahmsweise mal deine ganze Aufmerksamkeit für mich", schiebt er augenzwinkernd hinterher.

Ich grinse. "Ganz schön viel verlangt."

"Wie war es in der Uni?", will Roman wissen.

Ich seufze. "Ganz okay. Das Semester hat ja gerade erst angefangen, da sind alle immer noch hochmotiviert. Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass ich in Arbeit ertrinke."

"Wie lange musst du denn eigentlich noch, bis du fertig bist?"

"Also studieren muss ich noch zwei Jahre. Und danach muss ich noch eine Ausbildung zum Psychotherapeuten machen. Die dauert nochmal drei Jahre."

"Was?" Roman starrt mich entgeistert an. "Du studierst jahrelang und musst dann trotzdem noch eine Ausbildung machen? Das dauert ja ewig!"

Seine Empörung bringt mich zum Lachen. "So läuft das halt in der Branche. Nach der Ausbildung bin ich 28. Wenn ich dann anfange, für den Rest meines Lebens zu arbeiten, ist das doch ganz okay, oder? Es kann ja nicht jeder das Glück haben, Profisportler zu sein."

Roman atmet bei meinem stichelnden Kommentar hörbar ein. Eigentlich wollte ich ihn nur aufziehen, doch das darauf folgende Schweigen sagt mir, dass er meinen Seitenhieb falsch verstanden hat.

"Ich wollte damit nicht sagen, dass du nichts für dein Geld tust, falls du das jetzt so verstanden hast", schiebe ich deshalb schnell hinterher. "Du bist schließlich auch nur so weit gekommen, weil du sicherlich eine Menge Disziplin und Arbeit reingesteckt hast."

"Mit Glück hat das zumindest nicht viel zu tun", sagt er. "Aber es stimmt schon - ich habe nie etwas anderes gelernt. Ich habe lediglich meinen Schulabschluss. Studieren kam für mich nie infrage und als das mit dem Fußball so richtig ernst wurde, war auch keine Ausbildung mehr nötig. Wenn ich den Sport also nicht hätte..." Er lacht befangen. "Ich kann sonst eigentlich nichts."

Ich drehe mich zu ihm. "Nur, weil du keinen anderen Beruf gelernt hast, heißt das ja nicht, dass du zu nichts zu gebrauchen bist! Außerdem wirst du es ja wohl auch nie nötig haben, eine normale Arbeit zu machen. Wenn du irgendwann nicht mehr auf dem Platz stehen kannst, kannst du immer noch modeln oder Fußball-Experte im Fernsehen werden oder so."

"Vielleicht werde ich auch einfach Minigolf-Profi", sagt er grinsend, als wir auf den Parkplatz der Anlage einbiegen.

"Das wird sich zeigen. Zuerst Mal musst du dafür mich besiegen", lache ich und steige aus.

Kurz darauf haben wir uns zwei Schläger, diverse Bälle und ein Klemmbrett mit einer Tabelle für die Punkte von der Kasse organisiert. Da nur ein gewöhnlicher Donnerstagnachmittag ist und dazu noch eher mäßiges Wetter, sind nur wenige andere Spieler auf den Bahnen unterwegs.

Blind Date (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt