Teil 9

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Gemeinsam gehen wir in die Küche, um uns ein großzügiges Frühstück zu machen. Als der Tisch gedeckt ist und ich endlich die Hände um meinen lebensrettenden Kaffee schließen kann, blicke ich Hannah fragend an. Sie schmiert sich zwar betont gleichgültig ein Brötchen, aber ich merke ihr trotzdem an, wie aufgeregt sie ist.

"Du bist also gestern Abend zu Vanessa gefahren...", beginne ich den Satz, in der Hoffnung, dass sie ihn beendet. So muss es ihr mit mir gehen - ständig muss man mir alles aus der Nase ziehen.

"Wir wollten eigentlich nur The Walking Dead zusammen schauen", berichtet Hannah. Ich lache schnaubend. Die Zombie-Serie ist total untypisch für meine sonst eher zart besaitete Mitbewohnerin. Sie wirft mir einen warnenden Blick zu und ich schweige, weil ich ja will, dass sie weitererzählt.

"Wir saßen bei ihr auf dem Bett, aber das ist eigentlich nichts Neues. Und trotzdem war die Stimmung irgendwie anders... Ich dachte zwar, dass ich mir das nur einbilde, aber irgendwann, als es ziemlich spannend war, hat sie sich an meinem Arm festgekrallt. Und dann hat sie nicht mehr losgelassen - sondern ist mir noch näher gekommen. Ich hatte total Herzklopfen." Hannah wird ganz rot bei der Erinnerung und ihre Augen leuchten.

"Habt ihr euch geküsst?", will ich neugierig wissen.

"Nee, nicht so richtig. Also sie hat mich zum Abschied auf die Wange geküsst."

"Macht ihr das sonst nicht so?"

Sie schüttelt den Kopf. "Vanessa hat mich auch viel länger umarmt als sonst. Und sie hat mich gefragt, ob wir uns morgen sehen, und das klang eher nach einem Date."

Ich lächele meine Freundin an. "Und... willst du das auch?"

"Es ist irgendwie verrückt. Ich meine, wir sind schon so lange befreundet und da war nie irgendwas zwischen uns. Ich bin auch immer davon ausgegangen, dass Vanessa nur auf Typen steht. Jedenfalls... Kann ich an nichts anderes mehr denken."

Ich lache mitfühlend. Wem sagt sie das.

"Also, trefft ihr ich heute? Was macht ihr?"

"Wir treffen uns später im Rombergpark und gehen ein bisschen spazieren."

"Das klingt wirklich nach einem Date", sage ich grinsend.

Hannah schmunzelt in ihren Kaffee. Dann reißt sie die Augen auf. "Aber ich habe noch gar nicht nachgefragt: Wie war denn euer Telefonat gestern?"

Ungefragt breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht auf, das ich sofort versuche, einzudämmen. Doch Hannah entgeht meine Gesichtskirmes nicht und ich vergrabe beschämt meinen Kopf in den Händen.

"Oh Mann, Hannah. Wo habe ich mich da nur reingeritten? Ich kenne diesen Typen überhaupt nicht. Ich kenne mich gar nicht so. Ich bin niemand, der sein Vertrauen jedem dahergelaufenen Fremden schenkt. Nicht, dass ich ihm viel über mich erzählt hätte... Aber ich würde gerne und das macht mir echt Sorgen."

"Tess, nicht alle Männer sind Arschlöcher. Einige sind es auch wert, ihnen zu vertrauen."

Ich zucke niedergeschlagen mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin. Die Sache mit Joshua..."

"Süße, du musst endlich über diesen Typen hinwegkommen. Der war einfach ein Arsch, der dich nicht verdient hat. Es gibt keine Garantie dafür, dass du nie wieder verletzt wirst. Aber wenn du den Dingen nicht wenigstens eine Chance gibst, sich zu entwickeln, wirst du irgendwann als einsame Katzenfrau enden."

Ich seufze. "Mann, das nervt. Ich will mich nicht so fühlen. Ich habe... Angst."

Hannah steht auf und nimmt mich in den Arm.

Blind Date (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt