Erst, als wir in der Menge stehen bleiben und die anderen beginnen, sich im Takt zu bewegen, wird mir klar, was ich hier gerade tue. Panik breitet sich in meiner Brust aus.
Doch der Alkohol, den ich getrunken habe, hilft mir dabei, die Angst beiseite zu schieben.
Außerdem will ich wirklich nicht gleich am ersten Abend vor Sarah und den anderen wie ein totaler Psycho rüberkommen. Deshalb schließe ich einen Moment die Augen, sammele mich und lausche der Musik.
Der DJ hat inzwischen von Electro zu Hiphop gewechselt. Als hätte ich niemals damit aufgehört, fange ich an, mich zu dem schweren Beat zu bewegen. Ich gebe mir Mühe, meine Schritte nicht zu sehr nach oldschool Hiphop aussehen zu lassen - schließlich trage ich immer noch ein Kleid und das würde vermutlich ziemlich lächerlich aussehen.
Dafür gebe ich meinen Bewegungen mehr Weichheit, mehr Hüftschwung und Weiblichkeit. Bereits nach Kurzem durchströmt mich ein Glücksgefühl, das ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt habe, an das ich mich aber nur zu gut erinnere.
Ganz von selbst breitet sich ein fettes Grinsen auf meinem Gesicht aus. Wieso zur Hölle habe ich das hier so lange nicht mehr gemacht? Wovor hatte ich Angst?
Als wollte das Schicksal verhindern, dass ich zu lange glücklich bin, erhalte ich meine Antwort eine Weile später. Inzwischen haben wir mehrere Lieder durchgetanzt und mir wird langsam ziemlich warm. Doch bevor ich den Mädels bescheid geben kann, dass ich eine Pause brauche, spüre ich jemanden direkt hinter mir stehen.
Irritiert blicke ich mich um und blicke in das Gesicht eines jungen, blonden Mannes, den ich nicht kenne. Ich schüttele den Kopf und gehe einen Schritt von ihm weg, doch er grinst mich frech an und folgt mir einfach. Dann legt er auch noch seine Hand auf meine Hüfte.
Auch wenn ich mich leicht aus der Berührung winden kann, schnürt mir plötzlich Panik die Kehle zu. Ich kriege keine Luft mehr. Dann geht alles ganz schnell.
Bevor der Kerl sich mir ein weiteres Mal nähern kann, wird er plötzlich zurückgerissen.
Roman hat ihn am Arm gepackt starrt bedrohlich auf ihn hinunter. Er sagt ein paar Worte zu ihm, die ich nicht verstehen kann, da schon alles vor meinen Augen verschwimmt.
Dann taucht Roman vor mir auf und hält mich an meinen Armen fest. Er fragt mich etwas, doch ich kann ihm nicht antworten.
Ich bekomme nur halb mit, dass er mich durch die Menge schleift und an die frische Luft bringt. Obwohl es erst Ende September ist, trifft die kühle Luft nach der Hitze im Club wie ein Schlag. Roman dirigiert mich auf eine Bank und kniet sich vor mich.
"Atmen, Tessa. Komm schon, versuch es für mich. Du bist jetzt in Sicherheit."
Ein unkontrolliertes Zittern hat von meinem Körper Besitz ergriffen und meine Wangen sind nass. Ich habe mich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle.
"Bitte, Tessa. Hör auf meine Stimme. Einatmen" - er holt laut Luft und ich versuche, es ihm gleichzutun.
"Ausatmen", befiehlt er. Ich befolge seine Anweisung und langsam vergeht der Schwindel, der von mir Besitz ergriffen hat.
Roman ist mir zwar nahe, aber nicht zu nahe. Als er mir vorsichtig über meinen nackten Arm streicht, spendet die Berührung mir Trost. Kurz darauf reicht er mir eine Jacke, die eine kleine Frau neben ihm mitgebracht hat. Sarah.
"Soll ich einen Krankenwagen rufen?", fragt sie besorgt.
Roman schaut mich prüfend an, schüttelt aber den Kopf. "Danke, aber das kriegen wir gleich wieder hin."
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Blind Date (Roman Bürki FF)
ФанфикTessa ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie braucht keinen Mann. Doch als ihre beste Freundin ihr vorschlägt, sich anonym bei der Dating-App "Blind Date" anzumelden, kommt es doch ganz anders. "MrTrueLove" scheint humorvoll, interessant und romantisch...