Eine halbe Stunde später kehren wir mit einer voll beladenen Einkaufstüte zurück. Da ich nicht weiß, für wie lange Roman sich ausruhen muss, habe ich für mehrere Tage eingeauft. Während ich Gemüse, Aufschnitt und Nudeln einräume, schiebt Herr Schulte mir seinen leeren Futternapf vor die Füße.
Mit schlechtem Gewissen schaue ich zur Schlafzimmertür. Eigentlich will ich seinem Hund ohne Romans Einverständnis nicht füttern, aber wer weiß, wann der wieder aufwacht. Also öffne ich die Schublade mit dem Hundefutter, woraufhin Herr Schulte sich artig hinsetzt und mir genau dabei zuschaut, was ich mache.
Als der Hund versorgt ist, fange ich an zu kochen. Es gibt Nudeln mit einer Gemüse-Tomaten-Sauce - nichts aufwendiges, aber genug Kohlenhydrate, um mich meine Sorge um Roman einen Moment vergessen zu lassen. Aber auch nur kurz, denn kaum habe ich aufgegessen, vermeldet mein Handy eine Nachricht von ihm.
Roman: Wo bist du?
Ich springe auf und laufe ins Schlafzimmer.
"Hey", sage ich leise, als ich sehe, dass er wach ist. "Der Arzt meinte, du sollst heute nicht aufs Handy schauen", tadele ich.
"Hab ich vergessen", sagt er niedergeschlagen und legt das Telefon wieder weg. Ich lege mich neben ihn ins Bett und stütze mich auf den rechten Arm, sodass ich ihn anschauen kann.
"Wie fühlst du dich?", will ich wissen.
"Beschissen. Ich hab echt Kopfschmerzen."
"Möchtest du noch eine Tablette nehmen?"
Er nickt und ich bringe ihm die Packung, die der Doc mir mitgegeben hat. Roman starrt eine Weile missmutig ins Leere, dann wendet er sich mir zu.
"Wie genau...", er räuspert sich, "Wie genau ist das passiert?"
Ich reiße die Augen auf. "Du weißt es nicht mehr?"
Er schüttelt den Kopf, verzieht gleich darauf aber das Gesicht vor Schmerzen.
"Einer von den Gegner hat dir mit offener Sohle gegen den Kopf getreten."
"Hat er Rot gekriegt?", fragt er.
Ich schaue ihn entgeistert an. "Äh, keine Ahnung? Ich wusste nur, dass du bewusstlos am Boden liegst und verletzt bist. Da war mir alles andere ehrlich gesagt ziemlich egal."
Zerknirscht schaut Roman mich an. "Entschuldige, du hast recht. Ich wollte dir nicht so einen Schrecken einjagen."
Ich schüttele den Kopf. "Du musst dich doch nicht entschuldigen. Ich wünschte nur, dir wäre nichts passiert."
Er lacht trocken. "Das wird schon wieder. Es ist nicht meine erste Verletzung und wird auch nicht die letzte sein. Dankeschön, dass du da bist." Er nimmt meine Hand und zieht mich enger an sich.
Eine Weile liegen wir so da, mein Kopf auf seiner Brust und unsere Hände verschränkt. Als es später wird und die Sonne untergeht, verschwindet das Schlafzimmer in Dunkelheit.
"Tessa?", flüstert Roman in die Stille hinein.
"Ja?"
"Ich kann irgendwie nicht einschlafen."
Ich denke einen Moment nach, dann richte ich mich auf. "Moment, das haben wir gleich."
Ich tapse ins Wohnzimmer und mache Licht, um mich besser zurechtzufinden. Schnurstracks gehe ich auf das kleine Wandregal zu, das hauptsächlich Deko enthält. Aber auch ein paar Bücher stehen darin. Ich sehe mir die Titel näher an - dann greife ich nach einem Taschenbuch. Ein Thriller - nicht gerade das beste Material, um einzuschlafen, aber vielleicht funktioniert es ja trotzdem.
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Blind Date (Roman Bürki FF)
FanfictieTessa ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie braucht keinen Mann. Doch als ihre beste Freundin ihr vorschlägt, sich anonym bei der Dating-App "Blind Date" anzumelden, kommt es doch ganz anders. "MrTrueLove" scheint humorvoll, interessant und romantisch...