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Ich möchte mich bei euch bedanken. Ihr seid echt toll. Fühlt euch alle umarmt. 

Isabelle

Zusammen mit Alec, Magnus und meinem Opa saß ich im großen Wohnzimmer. Über dem alten Parkett befand sich ein schöner, weicher Teppich aus Nicki Stoff. Auf diesem saß Alec, Magnus und ich. Alec hatte mich aus meinen Rollstuhl gehoben. Ich stützte mich mit meinen Händen ab. Allerdings konnte ich mich auch jederzeit an den weinroten Schaukelstuhl anlehnen, in dem mein Opa gerade drin saß.  In der Mitte war ein kleiner Tisch. Um diesen herum befand sich ein Eck - Sofa. Es war kariert. So wie man es von älteren Menschen gewohnt war. Wir alle betrachteten das knisternde, orange - rötliche Feuer was in dem Kamin loderte. Draußen regnete   es in Strömen. Über meinen Beinen lag eine dunkelblaue Decke. Im Raum lag eine angenehmer Geruch. Da war etwas Schokolade von dem Kakao, etwas verbranntes von dem Kamin und noch irgendwas süßliches. Alles zusammen roch es fast wie Weihnachten. Aber eben nur fast. Weihnachten wäre in 3 Monaten. Ich wusste nicht wie wir es dieses Jahr feiern würden. Doch ich war mir sicher, das es schön werden würde. In diesem Augenblick wusste ich noch nicht, was sich alles bis dahin noch ändern würde. Wie schmerzvoll die nächste Zeit wird, konnte man noch nicht erahnen. Ich genoss die Zeit. Alec und Magnus schienen so los gelöst. Fast wie ausgewechselt. Trotz das Alec auf dem Friedhof war. Morgen könnte es bei beiden schon wieder anders aussehen. Deswegen sog ich diesen Moment in mir auf. Auch mein Opa lächelte die meiste Zeit. Ich konnte mich nicht mehr an alles aus meiner Kindheit erinnern. Ich weiß nur, das ich immer sehr fröhlich war, bei meinen Großeltern. Deswegen wünschte ich mir, öfters hier gewesen  zu sein. Aber das war ich nicht. Umso besonders war es für mich jetzt, diesen Abend mit diesen Menschen verbringen zu können. Die Haustürklingel riss mich aus meinen Gedanken. "Erwartet ihr noch jemanden?" fragend sah uns mein Großvater an. Wir alle schüttelten gleichzeitig den Kopf. Er zuckte mit den Schultern und stand auf. Seinen Kakao stellte er auf dem Tisch ab. Wir drei hörten gedämpfte Stimmen. Kurz danach trat er wieder in den Raum. Hinter ihm, die Person, die ich hier nicht am wenigsten erwartet hätte. Maryse Lightwood. Magnus war der erste, der sich erhob. Alec tat es ihm gleich. Fragend sah er mich an. Ich verstand die unausgesprochene Frage und nickte nur. Er trat auf mich zu und setzte mich in meinen Rollstuhl der nicht weit entfernt stand. Die Decke legte er trotzdem wieder über meine Beine. Ich drückte ihm dankend seine Hand bevor er sich ein Stück vor Magnus stellte. Es erinnerte mich fast wieder an die Situation im Krankenhaus. Auch dort hatte er sich beschützerisch vor ihn gestellt. "Sie möchte mit euch reden." In Alec' Gesicht veränderte sich alles. Diese Leichtigkeit verschwand und die Kälte legte sich wie der Winter über ihn. Vor allem jetzt wünschte ich mir, ihm irgendetwas abnehmen zu können und in der Vergangenheit anders gehandelt zu haben. Doch das hatte ich nicht getan. Es ärgerte mich immer noch. Doch Alec wollte nicht das ich mir Schuld zu sprach. "Ich geh dann mal hoch." Magnus wollte gerade gehen. Als wir alle gleichzeitig "Nein" sagten. Mein Bruder brauchte ihn. Mags blieb dort wo er ist. "Was gibts?" die Stimme von Alec war neutral. Keine einzige Emotion war darin zu finden. "Ich bin hier um mich zu entschuldigen. Ich habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Ich weiß, das eine einzige Entschuldigung nicht reicht und das diese vermutlich auch viel zu spät kommt. Trotzdem möchte ich wissen, das ich das alles nicht gewollt habe." In meinen Gedanken versuche ich mich daran zu erinnern, wann sich diese Frau, das letzte mal bei jemanden entschuldigt hat. Wahrscheinlich noch nie. Denn ich kann mich nicht daran erinnern. "Du hast Recht es kommt ziemlich spät." durch brach Opa die Stille. Er hatte sich etwas abseits gestellt. Ich betrachtete meine Mutter genauer. Dunkle Augenringe prägten ihr Gesicht. Die Stirn lag in Falten. Ihre hohe Wangenknochen stachen mehr hervor als sonst. Sie sah verweint aus. Ihr sonst so strenger Zopf war lockre. Einige Strähnen lösten sich. Ihr Kostüm was sonst Standard bei ihr war, wurde durch eine Jeans und ein einfaches weißes Shirt abgelöst. Ich hatte sie so noch nie gesehen. "Ich weiß. Ich kann das alles nicht rückgängig machen und für mein Handeln gibt es auch keine Erklärung. In meinen Leben hat sich vieles geändert." Ich konnte nur erahnen was. Schließlich müsste bald das Scheidungsjahr um sein. "Ich bin nun endgültig geschieden von eurem Vater. Ich habe nach dem Besuch im Krankenhaus den Kontakt abgebrochen. Ich habe mich auch von der gemeinsamen Firma abgewandt und suche einen neuen Job momentan." Egal was meine Mum mir alles verschwiegen hat und wie viele Fehler sie noch gemacht hat, ich weiß das ihr das alles sehr schwer gefallen sein muss. Jeden einzelnen sah sie sich genau an. Ihre Augen blieben auf Alec liegen. Von ihm kam keine Reaktion. Sie ging näher zu ihm heran. "Vor allem bei dir muss ich mich entschuldigen. Ich habe oft weg geschaut, wenn dein Vater dich zurecht gewiesen hat. Ich war nicht für dich da. Selbst als ich mich getrennt habe von eurem Vater damals, habe ich dich immer noch ignoriert.  Es tut mir so unendlich leid, Alec. Ich hoffe du kannst mir eines Tages verzeihen." Tränen flossen über ihre Wangen und eigentlich würde ich sie jetzt in den Arm nehmen. Denn obwohl auch mein Verhältnis zu ihr nie das beste war, hat sie mir dennoch die Liebe entgegen gebracht, die ich gebraucht hatte. "Warum hast du nicht Bescheid gesagt, als Max beerdigt wurde? Warum warst du mit Robert im Krankenhaus und hast zugelassen, das er mir die ganzen Wörter an den Kopf knallt? Warum?" Seine Stimme war leise und wieder monoton. Alec sah unsere Mutter an. Sie fuhr sich durch die Haare und zuckte kurz zusammen als sie Max Namen hörte. "Ich weiß es nicht. Nach Max Tod haben wir normal wieder miteinander geredet und gemeinsam die Beerdigung vorbereitet. Es war ein minimaler Halt den ich gebraucht hatte. Und im Krankenhaus.. ich... Ich habe dafür keine Erklärung, es tut mir leid." Alec nickte nur. "Ich habe hier noch etwas zusammen gesucht. Ihr könnt es euch ja mal ansehen." Dieses mal überreichte sie es mir. Wie bei Alec vorhin, drückte ich kurz ihre Hand. "Danke, Mum." Sie nickte nur. "Ich werde dann mal gehen." Sie drehte sich um. Kurz warf ich Alec den 'Bring-Sie-Wenigstens-zur-Tür-Blick' zu. Er schüttelte nur kurz den Kopf. "Ich kann das nicht Izzy. Noch nicht." Ich nickte und brachte unsere Mutter zur Tür. "Er braucht viel Zeit." Sie sah kurz zu Boden und wischte sich die Tränen weg. "Ich weiß. Tschüss, Isabelle." Kurz umarmte sie mich. Ich sah ihr nach, wie sie im regen verschwand. ich wollte schon die Tür schließen als ich das klicken einer Kamera hörte. Ich ließ mein Blick über die Umgebung gleiten. Doch ich sah nichts. Vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet. Schulter zuckend schloss ich die Tür um zu sehen wie es Alec geht. Hätte ich nur mal besser hin gesehen. 

To the EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt