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Ich entschuldige mich im Voraus
Lg Hexe

Alexander
Langsam und Arm im Arm laufen wir die kleine Wohnsiedlung entlang. Ich genieße die Wärme, die von ihm ausgeht und auch das er fast in meinen Armen versinkt, begrüße ich. An jedem Fenster glitzern die verschiedensten Schwippbögen. Die Gärten sind mit Lichterketten verziert die in allen möglichen Farben funkeln. Der Schnee hatte die Erde vollkommen bedeckt. Es ist bereits abends und während die anderen die Planung beiseite gelegt haben und jetzt sämtliche weihnachtliche Filme schauen, haben wir uns heraus geschlichen, um diese Ruhe zu genießen, die diese Welt gerade bedeckt, wie der Schnee die Pflanzen. Natürlich genieße ich die Zeit mit der gesamten Familie. Aber Magnus und ich tragen ein Geheimnis mit uns herum, was uns soviel abverlangt. Wir genießen die Sekunden zu zweit, die kostbarer sind als jegliche Zeit der Welt. Unsere Stunden sind gezählt und sie reichen keines falls. Es ist zu knapp, denn eigentlich hatten wir noch gar keine Zeit zusammen. Immer kam etwas dazwischen und jetzt wo alles bergauf ging, kam für uns der eigentliche Sturzflug. Ich war nicht bereit ihn gehen zu lassen. Es zog an meinen Nerven, jeden Tag um sein Leben bangen zu müssen. Leise Musik drang an mein Ohr. Ave Maria ertönte von einem entfernten Haus. In dem Augenblick rieselte leis der Schnee herab und ich wendete mich meinem Freund zu. „Schenkst du mir ein Tanz?" Erstaunt blieb er stehen, griff währenddessen schon meine Hand. „Ich habe dir bereits mein Herz geschenkt, da ist auch ein Tanz in Ordnung." Traurig lächle ich ihn an bevor ich ihn an mich ziehe. Wir nehmen die übliche Tanzposition ein und ich fing an uns leicht im Takt hin und her zu wiegen. „Es ist soviel passiert." haucht er leise an meine Lippen. Wir sind uns so nah, das nichts zwischen uns passen würde. „Zu viel das alles in ein Leben passt." gebe ich genau so leise zurück. Und so tanzen wir, allein in einer ruhigen Wohnsiedlung. Jeder Schritt ist bedacht, jedes Wort hauchzart und jede Sekunde ein Geschenk. „Nie habe ich geglaubt jemanden so lieben zu können. Und jetzt kann ich meine Liebe nicht in Worte fassen." Stille legt sich über uns. Hüllt uns komplett ein. Wir schauen uns einfach in die Augen. Seine glänzen und  fast wirkt es so, als ob die goldenen Sprenkel sich immer mehr in seiner Iris ausbreiten. Sie funkeln wie die Sterne der Hoffnung und schenken mir das Licht in dieser dunklen Zeit. „Ich liebe dich, Mags. Und ich werde mitkommen, wenn es soweit ist. Meine Flügel werden mich zu dich bringen." Kleine fast unsichtbare Tränen rollen über sein Gesicht. „Ich.. ich brauch dich zu sehr." Auf seinem dunklen Haar glänzen die einzelnen weißen Schneeflocken und heben sich somit stark heraus. Hätten wir nur mehr Zeit gehabt.

Magnus
Ich hänge an seinen Lippen wie ein Magnet. Die Worte die er spricht, sind wie ein Gedicht, was er nur für mich geschrieben hat. Die Nacht ist noch jung. Noch zweimal müssten wir schlafen, dann wäre Heilig Abend. Ich wusste nicht ob meine Zeit bis dahin reicht. Aber allein dieser Augenblick war mein ganz persönliches Weihnachtsfest. „Du wirst immer in meinem Herzen bleiben, Alexander." Hauche ich und traue es mir fast nicht auszusprechen. Ich möchte nur bei ihm bleiben und das für immer. „Wenn wir älter wären, würdest du mich heiraten?" Er lächelt und das löst eine Träne aus seinem Augenwinkel. „Ich würde dich auch sofort heiraten. Du bist doch alles. Mein ganzes Leben." Die Vorstellung das wir beide irgendwann vor dem Traualtar stehen werden, ist so verrückt. Aber etwas anderen könnte ich mir nicht wünschen. Uns fehlt nur eins, die Zeit. „Dann soll es so sein." flüstere ich leise, damit es mir selbst nochmal bewusst wird. „Was?" Seine Stimme zittert. Ich lächle ihn sanft an. Wir tanzen immer noch. „Heirate mich, Alexander." Als ich es ausspreche, sickert es in mein Herz. Es soll nie anders sein. Nur er und ich, in einem Universum, wo die Sonne nie unterging, nur die Erde sich weiter drehte. Sein Lächeln wird größer. „Ja." Es lässt mich grinsen und ich schaue meinen Verlobten an. Unsere Augen verhaken sich und unsere eigene Welt bleibt stehen. „Wir brauchen noch einen Verlobungsring." Langsam lässt er mich drehen, um mich danach sofort an sich zu ziehen. „Das bekommen wir hin." Während wir langsam im Kreis tanzten und das Lied schon längst verklungen war,  spürte ich das die Kopf schmerzen immer stärker wurden. Sie waren unerträglich und breitete sich auf den gesamten Kopf aus. Ich lehnte diesen an Alec' Schulter und hoffte das sie bald wieder weg gingen. Aber fast in selben Moment breitete sich ein weiteres Gefühl in mir aus. Es war kalt und erschreckend. Nein nicht jetzt, nicht in diesem Augenblick. Reflexartig klammerte ich mich an Alexander, der dies sofort bemerkte. Meine Sicht verschwamm und mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Meine Knie gaben nach. Alec hielt mich sofort. Natürlich spürte er das mein Körper immer schwerer wurde. "Nein, nicht jetzt. Überhaupt nicht. Bitte." Ein Wassertropfen trifft auf meine Wange und sucht sich dort ihren Weg. Ich spüre wie sein Körper bebt. Langsam lässt er mich auf den Boden sinken. Ich liege in seinen Armen und merke wie die Kälte mich immer mehr ergreift. Der Moment ist nun gekommen. Ich hatte ihn mir anders vorgestellt. Den Tod. "Magnus, bitte. Gib uns noch mehr Zeit. Bitte." Alec schluchzte auf und nur schwach erhob ich meine Hand, die aufgehört hatte zu zittern. "Ich liebe dich." hauche ich. Die Kraft meine Augen offen zu halten verlässt mich mit jeder Sekunde und so werfe ich einen letzten Blick auf ihn. Sein dunkles verstrubbeltes Haar, was heute unter einem dunkelblauen Beanie versteckt ist. Seine Augen die mir jedes mal eine Geschichte erzählt hatten und seine Lippen, die nur ich berühren durfte. Alexander war so schön. Mein Verlobter. Das würde uns keiner glauben. Noch einmal strich ich über seine Wange bevor ich meine Hand und gleichzeitig meine Augenlidern sinken ließ. Mein Herz wird langsam und ich vergesse wie das Atmen funktioniert. Die Kälte umgab mich nun vollkommen und dieses mal gab ich mich der Dunkelheit komplett hin. Und das für immer.
Der Tod kam kalt und unerwartet. Er zog mich fort, an einen anderen Ort, der mir so weit weg erschien, das ich die Kilometer nicht zählen konnte.

Tout ira bien
Everything will be fine

To the EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt