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Alexander

Der Geruch von fauligen Eiern steigt mir in die Nase. Unter mir spüre ich einen steinigen und feuchten Untergrund. Mein Kopf pocht ununterbrochen. Ich merke wie mir Blut die Wange herunter läuft. Langsam öffne ich die Augen. Ich sehe nichts. Es ist stockdunkel. Ich sehe die Umrisse meines eigenen Körpers nicht. Nirgends kann ich einen Lichteinfall ausmachen. Als mir dies bewusst wird, steigt die Panik. Schon damals, als ich noch ein Kind war, habe ich die Dunkelheit gehasst. Ich kam nie mit ihr klar und das hat sich auch nicht geändert. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und die schmerzen in meinen Kopf wurden mehr. Ich versuchte mich aufzusetzen. Doch meine Hände sowie meine Füße wurden durch irgendwas zusammen gehalten. Ich versuchte mit aller Kraft mich zu befreien. Aber es klappte nichts. Meine Haut brannte an diesen Stellen. So lag ich auf den Rücken da. Ich spürte erst jetzt diese Kälte die mich und die ganze Umgebung umgab. Ich hatte telefoniert mit Maryse. Sie wollte sich mit mir treffen um mir irgendwas zu erzählen. Im selben Moment kam ein Auto angerast. Ich habe einen Schlag abbekommen und seitdem war alles schwarz. Ich hatte nicht mal die Person erkannt. Mir wurde bewusst, das ich mir nichts eingebildet hatte. Mich hatte tatsächlich jemand beobachtet. Vielleicht sogar Magnus und Izzy? In mir breitete sich die Angst aus und ich konnte nur hoffen das es ihnen gut ging. Ich schloss meine Augen, sehen tat ich sowieso nicht. In meinen Gedanken spielten sich die letzten Stunden oder auch schon Tage ab. ich wusste nicht wie lange der Schlag her war. Mein Zeitgefühl war komplett verschwunden. Ich war so glücklich gewesen. Ich habe mich wohl gefühlt. Die Hoffnung wurde ein Schatten. Magnus und ich sind uns nur noch näher gekommen. Ich hatte das Gefühl, das uns nichts mehr trennen konnte. Seelisch war ich immer noch bei ihm. Doch nicht körperlich. Ich wusste nicht, wie die anderen ihn beruhigen sollten. Wie sehr ich ihn doch liebe. Ein schepperndes Geräusch ließ meine Augen wieder aufschlagen. Ich sah nichts. Der Ton hallte, so das ich nicht ausmachen konnte, wo er herkam. Laute Schritte kamen mir immer näher. Ich bekam Gänsehaut. Ich nahm ein knipsen wahr bevor helles Licht mich traf. Schnell kniff ich meine Augen zu, nur um sie gleich darauf wieder langsam zu öffnen. Ich sah den Raum. Er war viel größer als ich angenommen habe. Es erinnerte an einen Keller. Ohne jegliche Fenster. In der einen Ecke, weit weg von mir stand ein kleiner alter Holztisch, mit 2 Stühlen und 3 Bechern. Dort saß ein Mann. Sein Blick auf den Boden gerichtet. Ich wollte in diesem Moment kein Angsthase sein aber das alles grenzte an einen Horrorfilm. Mir stockte der Atem als der Mann sich erhob. In einer Hand hielt er ein kleines Klappmesser. Er war ungefähr so groß wie Luke. Seine Sachen waren lange abgetragen. Das Holzfäller Hemd hatte Löcher. Das weiße Shirt darunter war komplett verdreckt. Die Hose wurde nur durch einen alten Gürtel auf seinen Hüften getragen. Der Bart war schon lange kein 3 Tage Bart mehr. Dafür waren seine Haare nur ein paar Millimeter lang. Er kam mir immer näher. Dunkle, fast schwarze Augen musterten mich. Sie waren zu Schlitzen verengt. Das Gesicht war kantig. Eine lange Narbe zog sich über seine ganze linke Wange. Magnus Worte hallten in meinen Kopf und mir wurde sofort bewusst wen ich da vor mir stehen hatte. "Und so wie er Narben auf meiner Seele hinter lassen hatte, so habe ich eine Narbe auf seinem Gesicht hinter lassen."  Es war Magnus Stiefvater. Und als dieser seine Stimme hob, bestätigte sich diese Vermutung. Ich hatte so einen kalten, herablassenden Klang nur einmal gehört, im Krankenhaus. Danach hatte ich Magnus unter die Dusche getragen und versucht ihn wieder in die Realität zu bringen. "So einen guten Geschmack hätte ich ihm gar nicht zu getraut." spucket der Mann mir entgegen. "Lässt er dich denn oft ran?" Ich wurde wütend. So sprach keiner über Magnus. Der Mann kniete sich neben mich. Seine Hand fuhr über meine Wange. Ich versuchte zurück zu weichen, doch das war in meiner Lage nicht möglich. "Oder weiß bis jetzt nur ich, wie gut Magnus im Bett ist?" Hämisch grinste er mich an und zeigte mir somit seine gelblichen Zähne. Ich war angewidert von diesem Mann. Ich konnte meine Wut nicht mehr unterdrücken und spuckte ihm in das Gesicht. Sein Grinsen zerfiel und allein deswegen hatte sich diese Aktion schon gelohnt. Mit einer Faust holte er aus und traf meine Nase. Das Blut lief sofort und auch der Schmerz meldete sich. Doch damit kam ich klar. Ich hatte mich lange genug selbstverletzt. Solang er Magnus nichts antun würde, könnte er alles mit mir machen. Irgendwie würde ich darüber stehen. "Na aber, hat er dir nicht gesagt, was ich mit ungezogenen Jungs mache?" Seine Hand mit der er sich gerade eben, die Spucke aus dem Gesicht gewischt hatte, fuhr über meine Wange, meinen Hals und meinem Oberkörper. In diesen Augenblick spürte ich nur Ekel. Die Gänsehaut blieb. Die Berührungen lösten nichts in mir aus. ich wollte nur hier weg. "Du hast einen schönen Körper. Zumindest das was ich fühlen kann." Seine Hand wanderte in Richtung meiner Mitte. Kurz davor stoppte er. "Leider darf ich dich dort noch nicht berühren. Mein Chef wird gleich vorbei kommen." Er erhob sich wieder. Langsam ging er wieder auf den Tisch zu und ließ auf einen Stuhl sinken. "Erst war ich gar nicht für die Sache. Schließlich mache ich hier nur die Drecksarbeit." Mit dem Messer ritzte er Sachen in den Tisch. "Aber als der Chef mir dann erklärt hat, das ich dadurch auch Magnus verletzen kann, gefiel mir die Sache immer mehr." Wieder musterte er mich genau. Das Mitgefühl für Magnus wuchs nur noch mehr. Wie hat er das nur all die Jahre ausgehalten. "Jetzt wo du hier bist, macht mir das ganze sogar Spaß. Erst zerstöre ich dich und dadurch zerstöre ich gleichzeitig Magnus. Und weißt du, was das gute an dem allen ist?" Er versuchte eine Augenbraue hochzuziehen, doch es misslang ihm. "Ich verdiene mit eurem Untergang noch ein Vermögen." Ich würde diesem Mann gerne nochmals in das Gesicht spucken. Da mir der Anblick zu viel wurde, wendete ich mein Gesicht von ihm ab. Meine Augen lagen auf der hohen Decke. Wie hoch es wohl sein mag? 5 Meter? Oder vielleicht doch 7? Ich war noch nie gut im schätzen. Ich hörte einen Motor. War ich an irgendeiner Straße? "Ah der Chef kommt. Ich glaube du wirst dich freuen ihn zu sehen." Ich konnte in diesem Moment nicht klar denken. Am liebsten hätte ich um Hilfe geschrien. Das Geräusch von hallenden Schritten, bebte in den Wänden. Schon allein daran wusste ich, wer gleich durch die schwere Eisentür kommen würde. Tränen der Wut und der Trauer sammelten sich in meinen Augen. Es gab nur eine Person, die einen Zwischenschritt vor einem richtigem Schritt machte. Warum tat er dies nur? Das scheppernde Geräusch der Tür tat in meinen Ohren weh. Wenig später stand er da und sah mich herablassend aber gleichzeitig selbstsicher an. Sein grauer Anzug saß mal wieder perfekt. Die Glatze glänzte sogar in dem schwachen Licht. Ich sah diesen Mann an. Robert Lightwood, ließ die Tür hinter sich zu knallen und kam dann langsam auf mich zu. "Alec." hauchte er und wieder durchfuhr ich ein kalter Schauer. 

To the EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt