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Simon
„Mach es nochmal." Ihre Stimme trotzt vor Glück. Noch einmal lasse ich meine Fingerspitzen über ihren Oberschenkel und das Knie tanzen. „Ich habe ganz vergessen wie es sein kann etwas zu fühlen. Es ist hauchzart und trotzdem da wenn ich danach greife." Ich selbst bekomme das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Es ist ein Weihnachtswunder und es kam dann wenn wir am wenigsten damit gerechnet haben. Hätte mir jemand gesagt das ich die Liebe finde, wenn ich das Krankenhaus betrete, hätte ich wahrscheinlich gelacht. Aber das ich sie wirklich gefunden habe. Ich könnte momentan nicht glücklicher sein. Es geht bergauf, das weiß ich. „Ich muss dir noch was erzählen." Sie griff nach meinen Händen, die auf ihren Beinen verweilten. „Nächstes Jahr gibt es einen Workshop für Blinde, die sich für das Studium Informatik interessieren. Die drei besten bekommen sofort einen Platz angeboten. Ich darf zu diesem Workshop gehen." Ich erahne ihr großes grinsen. „Das ist doch wundervoll, ich freu mich so. Und was ist mit deiner Mum?" Noch etwas, was zu meiner fröhlichen Stimmung mit beiträgt. „Sie besucht die Therapie und man merkt wie ihr das hilft." Mit einem Ruck zieht sie mich an sich. Unsere Lippen treffen sich. Sie bewegen sich im Einklang. In mir breitet sich die gewohnte Wärme aus, die mein Herz in eine wohlige Umarmung hüllt. Wir wollen gerade den Kuss vertiefen als uns ein räuspern auseinander fahren lässt. Im Wohnzimmer von Izzy' Opa stehen Jace und Clary die uns belustigt ansehen. „Hey." sagen die beiden gleichzeitig. „Ihr habt auch ein perfektes Timing." Die beiden lassen sich auf der Couch nieder, auf der wir auch sitzen. Die Beine von Izzy liegen über meinen Schoß. Ihr Kopf lehnt sie an meine Schulter. „Das wissen wir." Das Pärchen sieht unscharf sehr glücklich aus und so sollte es auch sein. Die letzten Monate haben gereicht. Jeden von uns. „Ich hatte da eine tolle Idee." flötet Clary los. „Was haltet ihr davon wenn wir Weihnachten alle zusammen feiern? Es steht ja bald vor der Tür." Zu meiner rechten höre ich ein aufgeregtes klatschen. Izzy scheint jetzt schon begeistert zu sein. „Das ist toll. Hier wäre doch ein perfekter Ort, oder? Wir müssten nur noch dekorieren." Ich konnte nur wieder Lächeln, auch wenn mir ein Gedanke kam. Die Gruppe war in diesem Moment nicht komplett. Es fehlten zwei. „Und was ist mit Alec und Magnus? Glaubt ihr nicht das sie auch etwas Zeit für sich brauchen. Ihnen könnte das zu viel werden." In mir stieg immer mehr der Zweifel, das den beiden das gefallen würde. Die anderen drei mussten auch erstmal darüber nachdenken. „Den beiden würde das sicherlich auch gefallen. Wir fragen sie einfach wenn sie wieder da sind. Aber planen können wir doch trotzdem." gibt Izzy wieder. Schon in den letzten Tagen habe ich gemerkt, das sie Alec anders sieht. Fast so als hätte sie vergessen, das er überhaupt im Krankenhaus lag. Sie sah ihn an, wie ihr älterer Bruder, den es wahrscheinlich vor dem Tod von Max noch gegeben hatte. Das war ein Fehler und das sah ich nicht alleine so. Auch Jace hatte das mitbekommen. „Iz..." fange ich an, werde doch aber so gleich von ihr unterbrochen. „Simon es gibt nichts schöneres als Weihnachten mit der ganzen Familie zu verbringen und wir alle sind eine Familie." Helfend sehe ich in Jace Richtung. „Dann lassen wir wenigstens die Feier nach der Gerichtsverhandlung ausfallen." Ich spüre wie Izzy ihre Beine von meinen Schoß nimmt und sich in den Rollstuhl hievt. „Meinetwegen. Aber jetzt lass uns anfangen zu dekorieren." Clary ist sofort neben ihr und zusammen rollen sie im das Zimmer von meiner Freundin. Ich fahre mit einer Hand über mein Gesicht. „Wahrscheinlich möchte sie einfach nur nach vorne schauen und das alles hinter sich lassen. Für sie war das vielleicht auch zu viel." Jace rückt näher. „Wahrscheinlich aber wir sollten trotzdem auf..." Weiter komme ich nicht, denn die fehlenden zwei erscheinen im Türrahmen. Ich erkenne nicht viel, nur ihre Umrisse. „Alles in Ordnung?" fragt Jace und ich merke ihm an, das etwas nicht stimmt. „Ja klar. Was sollte sein?" kam es von Alec. „Ihr seht beide ziemlich müde aus." Ich verlasse mich noch sehr auf mein Gehör. Jemand gähnt in diesem Moment. „Quatsch bei uns ist alles gut. Haben wir etwas verpasst?" Das Pärchen lässt sich auf die Couch fallen. Jetzt erkenne ich sie besser. Die beiden versuchen zu Lächeln aber es wirkt nicht echt. „Die Mädels planen Weihnachten hier zu feiern. Alle gemeinsam, als Familie." Magnus wirft einen Blick auf Alec. Ich kann ihn nicht deuten. „Und so wie ich Izzy kenne wird das wieder ganz groß." Wie ich fährt sich Alec über das Gesicht. „Wie geht es euch eigentlich? Wart ihr nicht gerade im Krankenhaus?" Magnus nickt. „Alles gut, nur noch etwas Ruhe für uns beide. Damit wir uns vollkommen erholen können." Seine Stimme bricht und er kuschelt sich an den größeren heran. „Wo ist Izzy?" lenkt dieser ab. „Ich bin hier." Die Mädels kommen ebenfalls dazu. „Und wie groß ist die Feier schon?" Die Spannungen zwischen den beiden ist sofort da. „Was soll das? Du weißt doch das ich es liebe zu planen." Alec geht auf seine Schwester zu. „Das weiß ich sehr wohl. Aber glaubst du nicht das nach diesem ganzen Jahr, ein kleines stilles Fest viel besser wäre? Ohne viel Schnickschnack. Nur wir, ein Weihnachtsbaum und ganz viele Brettspiele?" Seine Stimme ist ruhig und allein der Gedanke an das gemütliche beisammen sein, bringt mein Herz schneller zu klopfen. „Das ist eine gute Idee. Wir feiern alle gemeinsam. Aber auf unsere Art." Ich stehe ebenfalls auf und ich sehe Alec' dankbares nicken. „Na gut. Ihr habt gewonnen." Jace kommt jubelnd auf uns zu. „Gruppen knuddeln?" fragt er vorsichtig. Wir müssen alle grinsen, drehen uns dann allerdings zu Magnus um, der schließlich noch fehlt. Langsam kommt er auf uns zu. „Ich hab euch lieb." wirft Clary ein bevor wir alle uns zu einer großen Umarmung zusammen tun. Im Grunde genommen ist es egal wie wir Weihnachten feiern. Es ist auch egal ob wir es überhaupt tun oder wann. Denn das wichtigste ist doch das wir uns gegenseitig haben. Die Familie ist das größte Geschenk und diese Menschen machen die letzten Monate voller kämpfen und Tränen weg. Es hat sich alles gelohnt, wenn das, das Ziel gewesen sein soll.

Familia ante omnia
Family over all.

To the EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt