Zerbrochene Familie

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Die anfängliche Meinungsverschiedenheit zwischen Steve und Tony endete in einem Kampf, der Liebende zerriss, der Freunde entzweite und der Fremde verbündete. Doch die Seite der Gesetzesbrecher verlor. Steve und Bucky konnten sich retten, doch der Rest wurde festgenommen und in ein Hochsicherheitsgefängnis gebracht. Auch ich. Ich wendete mich gegen meinen eigenen Vater, verriet ihn und zahlte mit meiner Freiheit. Doch das war es mir wert. Steve ist im Recht, mein Vater nicht. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich hinter Bucky und Steve zu stellen. Doch als mein Vater mich sah, wie ich fest entschlossen hinter dem Supersoldaten stand, obwohl ich eigentlich im sicheren Hauptquartier sein sollte, konnte ich den Schock, die Wut, die Enttäuschung, aber vor allem die Furcht in seinen Augen sehen. Doch jetzt bin ich es, die sich fürchtet. Der Raum, in dem ich gefangen gehalten werde, ist klein und entspricht nicht meinem gewohnten Wohnraum. Erschöpft setze ich mich auf den Boden, lehne mich an die Wand. Mir steigen Tränen in die Augen. Widerwillig kneife ich meine Augen zusammen, damit ich dem salzigen Wasser nicht gewährleiste, über meine Wangen zu rinnen. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich Wanda ebenfalls an der Wand sitzen. Ihre grünen Augen mustern mich mitleidig. "Alles wird gut, Paula. Dein Vater wird kommen und dich von hier befreien. Immerhin bist du seine Tochter", spricht sie mir beruhigend zu. Doch ich schüttle nur den Kopf. "Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt hierhin kommen wird." Erneut kneife ich meine Augen zusammen. Mit meiner letzten Aktion habe ich meinen Vater wirklich zutiefst verletzt. Ich weiß nicht, ob er mir jemals verzeihen kann. Leise höre ich, wie Wanda näher an die Gefängnistür krabbelt. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Die junge Hexe blickt in Richtung Eingang, doch ich kann nichts sehen. Erst als ich die teuren Designerschuhe und den maßgeschneiderten Anzug erblicke, stelle ich fest, dass mein Vater vor meiner Zelle steht. "Hey Vater", nuschle ich schüchtern. Er ist angespannt, das sehe ich. Doch genauso gut kann ich die Erleichterung in seinen Augen aufblitzen sehen. "Du hast mich enttäuscht, Paula", offenbart er mir. Er presst seine Lippen aufeinander und mustert mich. In mir keimt pure Wut auf. "Es war das Richtige, Dad!" Der Angesprochene kneift die Augen zusammen. Seine Arme sind vor der Brust verschränkt, seine Augen blitzen gefährlich auf. "Du hast das Gesetz gebrochen. Du hast dich gegen mich gewendet, Paula. Meine eigene Tochter hat sich gegen mich gewendet!" Ich stehe auf, möchte ihm in die Augen sehen, wenn ich ihm meine nächsten Sätze gegen den Kopf werfe. Doch als ich in die braunen Augen meines Vaters sehe, der mich sonst so liebevoll mustert, vergesse ich, dass ich ihn anschnauzen wollte. "Bitte Dad. Lass uns hier raus. Wir haben alle Scheiße gebaut." Doch alles was mein Vater macht, ist seinen Kopf zu schütteln. "Nein, Paula. Ich kann und ich werde euch nicht befreien. Das wäre verantwortungslos." Verwirrt schlage ich gegen die Tür. "Ich bin deine Tochter, Dad!" Er geht einige Schritte zurück, seine Augen werden glasig. Seine Stimme zittert, als er meint: "Nein Paula. Du warst meine Tochter. In dem Moment, in dem du dich gegen mich entschieden hast, bist du aus dieser Familie ausgetreten. Du bist jetzt 19 Jahre alt und musst für deine Taten Verantwortung übernehmen. Ich kann nicht immer den Mist ausbügeln, den du fabrizierst." Ich reiße geschockt meine Augen auf. "Aber Dad", schluchze ich leise, während ich ihm dabei zusehe, wie er den Raum wieder verlässt. Tränen steigen mit in die Augen, als ich höre, wie die Tür hinter meinem Vater zufällt. Meine Beine lassen nach. Mit einem dumpfen Knall falle ich auf den steinernen Boden. Ein Zitteranfall überkommt mich, lässt mich erschaudern. Ein Schluchzen verlässt meine Lippen. Meine Sicht verschwimmt vor lauter Tränen. Nur schemenhaft sehe ich Wanda, die mich zu mustern scheint. "Paula?", fragt sie, möchte meine Aufmerksamkeit damit erlangen. Schnell wische ich mir mit dem Handrücken die Tränen weg und blicke in das sanfte Gesicht der jungen Hexe. "Das meinte Tony bestimmt nicht so. Er liebt dich. Du bist seine Tochter. Daran kann deine Entscheidung nichts ändern." Ich nicke schwach. Zum ersten Mal seit langem lasse ich meinen Blick über die Sokovian gleiten. Ihre langen orangeroten Haaren fallen ihr in leichten Wellen über die Schulter und unterstreichen ihre sanften Gesichtszüge. Ihre sonst so strahlend grüne Augen sind matt, haben aber immer noch etwas magisches an sich. Zusammengesackt sitzt sie am Boden und versucht sich an einem aufmunternden Lächeln. "Wanda hat Recht, Paula. Stark kann dich nicht einfach so aus der Familie verbannen", mischt sich nun auch Sam ein. Ich blicke zu einem der engsten Freunde von Steve. Er schenkt mir ebenfalls ein sanftes Lächeln. Ich lehne mich an die Wand. Sie können sagen was sie wollen, mein Vater hat sich gegen mich gewendet, weil ich mich gegen ihn wendete.

Mehrere Stunden ist es still. Jeder hängt seinen Gedanken hinterher, lässt die letzten Tage und Stunden vor dem inneren Auge erneut aufleuchten. Zumindest, bis der erste Magen anfängt zu knurren. Das Knurren kommt aus der Zelle neben mir. "'Tschuldigung." Eindeutig Scott Lang. Zum ersten Mal seit Stunden stiehlt ein leichtes Lächeln sich auf meine Lippen. "Ich bekomme langsam auch Hunger", kommentiert Wanda und hält sich ihren Bauch, um ihre Aussage zu unterstreichen. Ich sehe zu der jungen Hexe und zwinge mich zu einem erneuten Lächeln. Sie schüttelt verständnislos den Kopf. "Wenn du nicht lächeln möchtest, dann lächle nicht", rät sie mir. Erneut steigen mir Tränen in die Augen. Seit wann bin ich so nahe am Wasser gebaut? "Du solltest ein bisschen schlafen, so erschöpft, wie du aussiehst." Zwar nicke ich und lege mich auf die ungemütliche Liege, doch mein Kopf hält mich vom Schlafen ab. Die Gedanken schwirren nur so in meinem Gehirn herum. Schreckliche Kopfschmerzen veranlassen mich dazu, meine Hand auf meine Stirn zu legen. Ein gequältes Stöhnen entweicht mir, als Scott leise anfängt zu summen. Wanda hat meine mehr oder minder schlechte Gesundheitslage mitbekommen und versucht Scott vom Summen abzuhalten. Dankbar sehe ich die Hexe an.

Es dauert einige Zeit, aber ich schaffe es schließlich doch, meine Augen für eine Weile zu schließen und einzuschlafen.

Flüchtige LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt