Überraschendes Geschenk

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Nachdem die beiden Kriminellen festgenommen wurden, verlassen wir Iowa. Erleichtert sehe ich mir das letzte Mal die Häuser Iowas von oben an, bevor wir endgültig wegfliegen. Steve hat sich Gestern noch ein wenig informiert, sodass wir auf direktem Weg nach Australien fliegen. Wanda und ich sitzen in meinem Zimmer, wild darüber diskutierend, ob Koalas wirklich süß sind, oder nicht. »Nein, Koalas sind süß. Sieh dir doch einmal die knuffigen Knopfaugen und die tollpatschigen Tatzen an«, meine ich lachend, als Wanda versucht mir zu erklären, dass es nur Tiere sind, wie Spinnen auch. Um meine Aussage zu unterstreichen halte ich ihr ein Bild vor die Nase, dass ich im Internet gefunden habe. »Nimm es mir nicht übel, aber ich sehe bloß ein kleines Tier mit grauem Fell. Könnte auch ein völlig missratener Esel sein.« Geschockt mustere ich Wanda. »Wie kannst du so etwas nur sagen? Ich würde am liebsten einen von den kleinen Rabauken adoptieren!« Wanda lacht laut auf. »Bleib doch lieber bei den Kindern, Paula«, grinst sie verschmitzt. Dieses unheimlich süße Grinsen springt auf meine Lippen über, lässt meine Wangen gleichzeitig ein wenig erröten. Immer mehr scheint Wanda in ihre Gedanken abzudriften, bevor sie mich völlig gedankenverloren mustert. Auf einmal lehnt sie sich nach vorne und streicht mir eine sture Strähne aus dem Gesicht. Überrascht stelle ich fest, dass die junge Hexe ihre Hand liebend gerne auf meiner Wange liegen lässt. Nach ein paar Sekunden lege ich meine Hände auf ihre, starre gebannt in ihre Augen. Erst als sie ihre Hand wieder wegzieht, scheine ich in die Realität zurückgezogen zu werden. »Entschuldige«, nuschelt Wanda schnell. Sie steht auf und verlässt in Windeseile mein Zimmer. Verwirrt sehe ich der jungen Hexe hinterher, bevor ich den Kopf schüttle, als wäre das Geschehene bloß ein Traum.

In Australien knallt die Sonne auf uns herab wie das ungesunde UV-Licht in einem Solarium. Ich halte mir schützend die Hände vor die Augen. Wanda kommt hinter mir an das grelle Tageslicht, prallt dabei gegen mich. »Oh. Entschuldige bitte.« Peinlich berührt tritt sie einige Schritte zurück. Ich nicke stumm und gehe weiter, damit Wanda ebenfalls festen Boden unter den Füßen fassen kann. Wir sind mitten im Wald gelandet. Bewundernd sehe ich mich um, genieße jeden Flecken der Natur. »Es ist wunderschön hier«, flüstere ich fasziniert. »Nicht wahr?« Steve sieht sich ebenfalls begeistert um. »Sieh nur. Ein mutiger Koala.« Lächelnd zeigt Sam in die Baumkronen. Tatsächlich, nach kurzem Suchen entdecke ich das knuffige Wesen, dass vorsichtig über einen dickeren Ast balanciert. Sein neugieriger Blick liegt auf uns. »Ach ist das kleine Tier knuffig«, lächle ich verträumt, was Natasha hinter mir auflachen lässt. Verschreckt läuft der Koala davon. »Tasha! Jetzt hast du es verscheucht«, wirft Steve der nun Blonden vor. »Es ist bloß ein Tier, Steve. Von denen wirst du noch genug sehen«, flüstert Wanda leise vor sich hin. Nur durch Zufall bekomme ich ihre Worte mit. Verwundert sehe ich einen Moment zu ihr, bevor ich mich kopfschüttelnd umdrehe, um wieder ins Flugzeug zurück zugehen, weil ich etwas trinken möchte, bevor wir den Wald erkunden.

Als ich wieder aus dem Flieger aussteige, steht auf dem Boden eine Kiste. Die anderen scheinen ihre Erkundungstour bereits angetreten zu haben, sodass ich die Kiste als einzige bemerke. Ich nähre mich ihr, als ich einen Zettel erblicke.

Hey Paula. Ich habe gehört, ihr sucht einen Mörder. Den kannst du sicher gebrauchen.
In Liebe
-Dad

Überrascht drücke ich auf den Knopf am oberen Ende der Kiste und sie entfaltet sich zu meinem Anzug. Überrascht, vor allem aber erfreut, betrachte ich das Werk meines Vaters, das er mir vor einigen Monaten geschenkt hat.

Ein paar Minuten später fliege ich über den Wald, suche nach Wanda, die ich bald darauf finde. Schnell lande ich neben ihr. Ein spitzer Schrei entweicht ihr. »Tony?« Ich schüttle den Kopf und öffne den Helm. Wandas Verwirrung ist ihr anzusehen. Schnell lege ich meine, vom Metall geschützte Hand auf ihre Wange und küsse sie kurz. Bevor die Hexe was sagen kann, bin ich schon wieder davongeflogen. Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, obwohl mir klar ist, dass mein Handeln Konsequenzen hat und vielleicht eine komische Stimmung bringen würde. Doch das war es mir wert.

Flüchtige LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt