Vormir

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Ich und Pepper sollen den Seelenstein holen. Immer und immer wieder denke ich daran, wie es bei den anderen wohl gerade laufen wird und ob sie es schaffen. Ob sie es schaffen alle Steine zu holen und alle zurückzuholen. Während ich darüber nachdenke, steuert Pepper das Raumschiff. Sie ist erstaunlich gut darin, weshalb ich tiefer in den Sitz sinke und über Wanda nachdenke. Über ihre weichen Haare, ihre wundervollen Augen und ihre sanften Lippen. Zuerst versinke ich in Tagträume, bis ich schließlich komplett einschlafe.

»Paula? Paula, wach auf. Wir sind da«, weckt Pepper mich, als wir unser Ziel erreichen. Verschlafen öffne ich die Augen und sehe aus dem Raumschiff. Eine atemberaubende Landschaft schafft es, dass ich mich sofort hellwach aufrapple und staunend auf die Erde hinabsehe, während Pepper das Raumschiff landet. »Wow. Das ist ja... wunderschön«, hauche ich. Pepper nickt, bevor sie eine sanfte Landung hinlegt und wir festen Boden unter den Füßen spüren. »Halte dich bereit. wir wissen nicht was uns erwartet.« Nickend ziehe ich den Helm meines Anzuges an, was Pepper mir nachmacht.

»Glaubst du, bei Steve und Dad geht alles glatt? Oder bei Natasha und Bucky? Die beiden Pärchen sind frisch verliebt, vielleicht hätten wir sie nicht zusammen losschicken sollen«, werfe ich überlegend ein, während wir den Berg hochklettern. Warum wir nicht einfach fliegen ist mir nicht ganz klar. »Natasha und Bucky können professionell bleiben. Wir beide kennen deinen Dad. Das bei ihm alles glatt läuft ist eine Seltenheit. Aber Tony ist ein Genie. Die Fehler, die er macht, kann er auch wieder ausbaden.« Ich nicke zustimmend und konzentriere mich wieder auf meine Atmung, da das Wandern langsam doch sehr anstrengend ist. Der Anzug macht es dabei nicht unbedingt leichter.

»Willkommen, Paula, Tochter von Tony, Virginia, Tochter von William.« Sofort gehen Pepper und ich in Angriffsposition. »Wer sind Sie?«, fragt Pepper misstrauisch. »Betrachtet mich als Führer. Für euch und alle die, die den Seelenstein suchen.« Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue hoch. »Schön, wenn du uns zeigst, wo der Stein ist, überlege ich mir vielleicht, dich als eine Führungsperson zu betrachten«, antworte ich skeptisch. Der rotköpfige Mann bedeutet uns ihm zu folgen. Pepper und ich werfen uns einen letzten unsicheren Blick zu, bevor wir dem Mann hinterhergehen.

Während wir ihm den Weg hinauf folgen, erklärt der Führende, dass das Erlagen des Steines gar nicht so einfach ist. »Keine Sorge, wir sind aus hartem Holz geschnitzt«, antworte ich leicht säuerlich. Was glaubt er, wie schwach wir denn bitte sind? Weiter denken kann ich allerdings nicht, denn er bleibt stehen. »Wir sind da«, verkündet der Rote ruhig. wir stehen vor einem Abgrund, der mehrere Meter steil in die Tiefe geht. »Und wo ist der Stein? Da unten? Verarschen kann ich mich selbst. Dann hätten wir auch einfach auf der Hälfte stehen bleiben können und wären trotzdem dort gewesen«, ächze ich außer Atem. »Nun für einen von euch ist der Stein dort unten. So auch das, was ihr am meisten fürchtet. Um sicherzustellen, dass jeder, der es besitzt, seine Kraft versteht, fordert der Stein ein Opfer.« Geschockt sieht Pepper den Mann an. »Damit ich das richtig verstehe: du willst, dass einer von uns da runter springt?«, frage ich zwei Oktaven höher nach. Der Mann nickt. »Um den Stein zu erlangen musst du verlieren was du liebst. Eine Seele für eine Seele.« Ein Schauer läuft meinen Rücken hinab.

Nach einigen Minuten des Schweigens, verlässt Pepper die Sicherheit ihres Anzugs. »Ich gehe«, meint sie entschlossen. »Was? Nein! Du hast eine Tochter, Pepper. Du hast zwei Töchter! Du bist für mich so etwas wie eine Mutter«, werfe ich schnell ein und ziehe die Augenbrauen zusammen. Doch Pepper lächelt nur gerührt. »Tony bringt mich um, wenn ich zurückkomme, du aber nicht«, meint Pepper leise und streicht mütterlich über mein Haar. »Und wie soll ich Morgan erklären, dass ihre Mutter niemals wieder nach Hause kommt? Kommt gar nicht in Frage, ich gehe«, meine ich entschlossen. »Paula, ich dulde keine Diskussion. Du bleibst und ich springe.« Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und läuft an. Ich versuche sie aufzuhalten, doch ich bin mit dem Anzug nicht so schnell, wie sie ohne. »Nein!« Mein Schrei lässt die Stille verstummen. Als ich hinabblicke, hat sich eine Blutlache um Peppers Kopf gebildet. Ihr Körper liegt leblos am Boden. Ich halte mir weinend die Hände vors Gesicht. Immer wieder schüttle ich ungläubig den Kopf. Dann falle ich in einen kurzen, aber tiefen Schlaf.

Als ich aufwache, liege ich in warmen Gewässern. Kurz habe ich die Hoffnung, dass ich nur schlecht geträumt habe, doch dann spüre ich etwas spitzes in meiner Hand. Zitternd öffne ich diese, um sicherzugehen, dass ich mir nichts einbilde. Tatsächlich liegt der gelbleuchtende Stein in meiner Hand. Erneut schluchze ich leise. Mit zittrigen Händen, einem, von Tränen benetzten Gesicht und dem Seelenstein, mache ich mich auf den Weg zurück.

Flüchtige LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt