Mörder

707 33 10
                                    

Den ganzen Tag besuchen wir Leute auf der Liste, doch niemand scheint der Mörder zu sein. Wanda und Natasha geben die Hoffnung nicht auf, doch ich werde mit jedem Besuch missmutiger. Es kann doch nicht wahr sein, dass keiner der kinderhassenden Knacker die Kinder auch umbringt?! Frustriert seufze ich auf, wobei ich damit Wandas' Aufmerksamkeit auf mich lenke. Ihre Augen auf meinem Körper machen mich nervös und gleichzeitig fühle ich mich wie etwas ganz besonderes. Wie jemand, der begehrt wird, wie die Diamanten auf der Krone der Queen. Die junge Hexe lächelt mir entgegen, während sie ihre Hand nach mir ausstreckt. Lächelnd nehme ich diese an und wir laufen Hand in Hand weiter.

Irgendwann kommen wir am letzten Haus für heute an. Wenn es nicht der Mann ist, der hier wohnt, kann es nur noch die letzte Person sein, die auf dem Zettel steht. Ein flaues Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Auch wenn meine Neugierde mit jeder Sekunde wächst, ich kann mir nicht vorstellen, dem Mörder gegenüber zu treten. Die Tür geht auf und ein wirklich großer und muskulöser Mann steht im Türrahmen. »Was?«, fragt er aggressiv. In dem Moment klingelt Natashas' Handy. Sie blickt schnell drauf. Dann sieht sie zum ersten Mal hoch, direkt in das markante Gesicht des Mannes. »Oh. Entschuldigung. Ich glaube, wir haben uns im Haus verirrt. Wir wollten eigentlich woanders hin«, meint Tasha scheinbar verlegen. Überrascht sehen Wanda und ich uns an. Der Mann nickt verwirrt, bevor er uns die Tür vor der Nase zuschlägt. Wir sehen die Agentin unwissend an. »Steve und Sam haben wahrscheinlich den Mörder gefunden«, erklärt sie uns kurzerhand. Mit großen Augen sehen wir zuerst Natasha und dann die Nachricht an, die sie Wanda und mir vor die Nase hält. »Worauf warten wir dann noch?«, frage ich voller Tatendrang. Ich kann es kaum erwarten, diese Stadt endlich zu verlassen. Dementsprechend bin ich die erste, die sich in Richtung der genannten Adresse macht, gefolgt von Wanda und Tasha. Mit einem zufriedenen Schmunzeln auf den Lippen stelle ich fest, dass die Straßen Morgen wahrscheinlich nicht mehr so menschenleer sein würden, wie sie es im Moment sind. Wenn sich erst einmal rumgesprochen hat, dass der Mörder gefasst ist, werden die Menschen dieser Stadt sich wieder auf die Straßen trauen. Und solche Nachrichten sprechen sich rum, wie ein Lauffeuer.

Als wir bei der Adresse ankommen, hören wir von drinnen laute Diskussionen. Natasha bedeutet uns, einen Schritt nach hinten zu gehen. Wir folgen ihrer stillen Anweisung und sehen ihr dabei zu, wie sie kurzerhand das Schloss knackt. Leise treten wir ein, wobei Tasha ihre Pistole zieht. Vorsichtig sieht sie um jede Ecke, bevor wir vor dem Wohnzimmer stehen. Die Diskussion wird eindeutig hier geführt. Zwei der vier Stimmen sind Steve und Sam. Sie versuchen die anderen beiden zu beschwichtigen, doch die Fremden schreien bloß herum. Natasha bedeutet uns, vor dem Wohnzimmer zu warten. Wir nicken gehorsam und sehen ihr dabei zu, wie sie hervortritt und die Waffe auf einen der beiden Männer richtet. Als nächstes folgt ein Schuss und ein wimmern. Mit großen Augen sehe ich zu Wanda, die einen Finger an ihre Lippen legt, um mir zu sagen, dass wir leise sein sollen. Ich nicke leicht, bevor ich mir auf die Zunge beiße. Wanda greift nach meiner Hand und streicht sanft mit ihrem Daumen über meinen Handrücken. Das Blut rauscht in meinen Ohren und somit höre ich nicht, was Natasha sagt. Nur ein weiterer Schuss bringt mich zurück in die Realität. Ich zucke leicht zusammen. Wanda lächelt mir entgegen und zieht mich hinter der Tür hervor. Zwei Männer, um die dreißig, liegen stöhnend auf dem Boden. Sie beide bluten am Bein. »Es waren zwei Mörder?«, frage ich irritiert. Natasha nickt, während sie ihr Handy hervorholt, um die Polizei zu verständigen, dass die Mörder hier sind.

Flüchtige LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt