Kalt und unpersönlich

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Mares sah von seinem Buch auf und zu der Tür, die sich gerade geöffnet hatte. Es war Lucian, der in die Bibliothek kam. Silet, der er beim Lesen gestreichelt hatte, fand es überhaupt nicht lustig, dass er damit aufhörte und biss ihm dafür in den Finger. „Verdammt, Kleine. Das tat echt weh." fluchte Mareus leise, denn einen Vortrag, weil er mal wieder zu laut für die Bibliothek war, brauchte er jetzt echt nicht.

Lucian lachte leise und für ihn so typisch melodisch, als er neben Mareus stehen blieb. Der nahm den gebissenen Finger in Augenschein und streichelte Silet mit der anderen Hand, ehe er die Verletzung als harmlos einstufte und zu Lucian nach oben sah. „Was gibt es?" „Die anderen kommen gerade. Du solltest dann also auch dich fürs Essen fertig machen. Du weißt ja, wie Tinnus Mutter da ist."

„Erinnere mich bloß nicht daran." knurrte Mareus schlecht gelaunt. Tinnus Mutter setzte extrem viel Wert auf viele Dinge. Während manche durchaus Sinn machten, waren andere so penibel, dass sich die Menschen nur die Köpfe kratzen konnten und sich wunderten, wofür die da waren. Eine davon war, dass man sich zum Abendessen mit der Familie extra umziehen musste und schick auszusehen hatte.

Mareus hätte es sogar verstanden, wenn es um ein Essen mit Gästen gegangen wäre, aber es war zu jedem Abendessen so. Aber mit der Dame des Hauses wollte er es sich nicht verscherzen, also fügte er sich, auch wenn er es eben nicht verstand. „Na dann los. Ich will sie ja nicht warten lassen. Bist du schon fertig?" Lucian sah an sich herunter. „Ja, stimmt was nicht?" „Du trägst keine Weste und du hast noch Farbe an den Fingern."

„Oh verdammt. Ich dachte ich hätte alles abbekommen." „Das hier ist die Bibliothek. Hier wird leise gesprochen. Und geflucht wird schon gar nicht." wurde er sofort von einer der Angestellten informiert, deren pikierter Tonfall ihnen sagen sollte, dass sie eine wichtige Regel gebrochen hatten. Aber beide sahen die Elben meist als viel zu perfektionistisch, zumal er nicht mal wirklich laut gewesen war. Und Mareus war der vollen Überzeugung, dass er auch nicht geflucht hatte.

„Es tut mir Leid. Ich werde mich bemühen, dass es nicht wieder vorkommt." entschuldigte sich Lucian und Mareus versuchte sich möglich unauffällig zu machen. Die Elbin gab ein abwertendes Geräusch von sich, wirbelte herum und verschwand zwischen den Regalen. Mareus und Lucian verließen so schnell wie möglich die Bibliothek.

„Sie mögen uns immer noch nicht. Und dabei sind wir jetzt schon jahrelang hier." murmelte Mareus traurig und drückte das Buch an sich. Silet, die es sich auf seinen Schultern bequem gemacht hatte und merkte, dass er traurig war, schmiegte sich an seine Wange, um ihn zu trösten. „Ich weiß. Aber ich weiß nicht warum. Es ist ja nur hier im Anwesen so schlimm. Scorpio wird akzeptiert und von vielen sogar als besser als viele Elben bezeichnet. Und von Pheolinio müssen wir gar nicht erst anfangen." meinte Lucian und zuckte ziemlich hilflos mit den Schultern.

„Na los, geh dich fertig machen. Ich gehe und versuche meine Hände sauber zu bekommen." „Vergiss deine Weste nicht wieder. Und versuche zu vermeiden Wasser auf das Hemd zu bekommen." „Wird gemacht." Lucian salutierte zum Spaß und ging dann zu seinem Zimmer, während Mareus nun auch wieder lachend in seinem verschwand. Er machte sich frisch und zog sich dann um.

Die Klamotten hatte Lana entworfen und auch wenn sie bequemer waren, als viele andere Stücke, die ähnlich edel waren, Mareus fühlte sich in ihnen dennoch nicht wohl. Sie war zu steif, um sich schnell zu bewegen und damit konnte man sich nicht einmal verteidigen. Es war ihm wichtig das zu können. Nicht nur um sich selbst sicher zu fühlen, sondern besonders um die anderen sicher zu wissen.

Silet ließ er in seinem Zimmer. Zum einen hate sie es sich sowieso bereits in ihren Kissen bequem gemacht, zum anderen durfte sie eh nicht mit an den Tisch. Da konnte er sie auch gleich im Zimmer lassen und musste sie nicht später wieder nach oben schicken. Er ging die bekannten, aber kalt wirkenden Gänge entlang. Es war nicht kalt, aber es fehlte ein heimeliges Gefühl, dass Mareus mit Zuhause verband.

Die Unerwünschten von Knox - Die RückkehrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt