Mareus keuchte, weigerte sich aber den Blick von Pheolinio zu nehmen, auch wenn ihm der Schweiß in kleinen Tropfen das Gesicht hinunterlief und der Wind es nicht einfacher machte, den Blick auf den anderen zu halten. Seine bloßen Füße bewegten sich über den Boden, während er seine Hände eng um den rauen Stab schloss.
Pheolinio tat es ihm gleich, sodass sie sich kreisförmig umeinander bewegten. Mareus versuchte jede kleine Bewegung, alles was Pheolinio verraten könnte, zu sehen. Die verschiedenfarbigen Augen folgten jeder seiner Bewegungen und das war so zu erwarten gewesen. Mareus wusste, der andere war ein sehr fähiger Krieger und schon seit einer Weile musste er auch sein ganzes Können aufbieten, um Mareus zu besiegen.
Mareus war darauf verdammt stolz. Das waren sie beide und daher wussten sie auch beide, dass es den jeweils anderen kränken würde, würden sie sich zurückhalten. Daher war auch dieser Kampf, wenn auch eigentlich zum Training, schnell ernst geworden und in ein erbittert geführtes Duell gewachsen.
Eine schnelle Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Pheolinios Zopf bewegte sich gegen die Richtung des Rhythmus, er hatte eine winzige Bewegung mit dem Kopf gemacht. Mareus ging in den Angriff über, um einem von Pheolinio zuvor zu kommen, und fand sich nur Momente später über die Hüfte des Älteren zu Boden geworfen wieder, den Kampfstab des anderen am Hals.
„Ich gebe auf." Pheolinio nickte, zog den Stab zurück und hielt ihm dann eine Hand hin, um ihm auf die Beine zu helfen. „Das war ein guter Kampf." „Wohl schon, aber ich habe verloren." „Weißt du, welchen Fehler du gemacht hast?" „Ich habe mich dazu verleiten lassen, etwas anzunehmen. Ich habe gedacht, du würdest mich angreifen." „Richtig und falsch."
Pheolinio trank einen Schluck Wasser, dann reichte er es an Mareus weiter, der es dankend annahm und gierig trank. „Du hast dich von mir verleiten lassen und nicht kalkuliert, dass ich dich in eine Falle ziehen würde. Du hast gehandelt wie ein Duellkämpfer, aber das ist nicht das, was wir brauchen werden. Im Krieg sind List und Hinterhältigkeit viel mehr deine Freunde als Ehre und Anstand."
„Ist ersteres nicht eher der starke Punkt deiner besseren Hälfte, als dein eigener?" grinste Mareus und überlegte, ob es eine gute Idee wäre, sich etwas von dem Wasser über den Kopf zu gießen. Ein erneuter eisiger Windstoß, der ihn erfasste, zeigte ihm sehr deutlich, dass dies keine gute Idee wäre. „Zieht euch was über, oder noch besser, wascht euch vorher. Und Mareus. List ist für einen Soldaten auf dem Schlachtfeld so wertvoll wie die gute Taktik seines Herrn."
Pheolinio lachte, als er sich den Pullover vom Kopf zog, denn Scorpio dorthin geworfen hatte. „Das weiß ich doch." grummelte der Jüngste der drei und schlüpfte ebenfalls in ein langes Hemd und Schuhe. „Er wirkt noch immer so traurig." murmelte er dann, als die einsame Gestalt, an der Reling des Luftschiffes in sein Blickfeld rutschte.
Bevor sie aus der Hauptstadt abgereist waren, hatte es einen gewaltigen Streit zwischen Tinnu und Aralas gegeben. Mareus hatte sich wirklich gewundert, dass das Anwesen nicht gebebt hatte, aber der Streit hatte ihm so Angst gemacht, dass er sich unter seiner Bettdecke verkrochen hatte. Die lauten Stimmen hatten sich vor allem darum gedreht, dass Aralas Tinnu nicht gehenlassen wollte. De aber beharrte auf seiner Arbeit und darauf, dass er seine Schützlinge nicht alleine lassen würde.
Aralas Aussage, dass es nicht ihr Problem sei, hatte dann das Fass zum überlaufen gebracht. „Es sind meine Schützlinge, die DEIN Reich und DEIN Volk verteidigen! Es geht hier um dein Zuhause, um dein Volk um die Leute, die zu dir aufsehen, damit du sie beschützt! Ja, es sollte dein Problem sein! Vielleicht ist es wirklich nicht mein Problem, aber ich habe diese Aufgabe angenommen und wusste was kommt, sollte och ein Wächter einer Traumeiche sein und eine solche Situation eintreffen! Also ja, ich werde meinen Mann stehen und alles tun, um DEIN Reich zu vereidigen!"
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Die Unerwünschten von Knox - Die Rückkehr
FanfictionNachdem Mareus und die anderen die Welt der Elben entdeckt haben, gerät diese durch die Menschen in Gefahr. Um Tinnu und die Elben für ihre Gastfreundlichkeit zurückzuzahlen, kehren sie mitsamt Tinnu zurück um die Traumeichen zu verteidigen. Dabei h...