Sebastian startete den Motor seines Wagens, löste die Handbremse und fuhr vom Parkplatz hinunter.
"Wie sau dumm du bist. Wie kann man nur so blöd wie du sein Sebastian?“ nörgelt er sich selbst an während er sich im Rückspiegel beobachtet.
Erbost über sich selbst umklammerte er energisch sein Lenkrad.
“Anstatt ihm endlich mal deine Meinung zu geigen, schiebst du ihm weiter Zucker in den Hintern. Applaus an dich.“
Wütend schlug er auf das Armaturenbrett seines Wagens, dabei fällt ihm sein Brillenetui unter den Beifahrersitz.Fluchend griff er mit einer Hand unter den Beifahrersitz, wo das Brillenetui hingefallen war.
Gerade wo er es zu fassen bekam, erblickte er durch seine Frontscheibe eine Katze die vor ihm die Straße überquerte.
Im Bruchteil einer Sekunde stampfte Sebastian aufs Bremspedal.Doch es half nichts, es war zu spät.
Er spürte regelrecht, wie die Knochen der Katze unter seinem Auto nachgaben, wobei sich sein Auto hob und absenkte.
Sebastian erstarrte. Er umklammerte mit all seinen Kräften das Lenkrad. Seine Kehle schnürte sich zu. “Beweg dich.“ dachte er zu sich selbst " schnall dich ab, öffne deine Autotür und mach was gottverdammt.“
Sebastian löste seinen Griff vom Lenkrad. Seine Hände zitterten.
Er schnallte sich ab und versuchte mit seinen zittrigen Händen seine Autotür zu öffnen.Mit weichen Knien stellte sich Sebastian vor die überfahrene Katze. Ihr kleiner zerbrochener Körper, lag entblößt vor ihm und ihre Augen starrten ihm direkt in seine Seele. Sebastian versuchte zu schlucken, jedoch fühlte sich seine Kehle wie Sandpapier an.
Sebastian ging zum Kofferraum und öffnete diesen. Er nahm sich dort seine Regenjacke heraus und breitete sie vor sich auf dem Boden aus.
Er hob den in Rot gehüllten Leichnam auf und legte ihn in seine Regenjacke. Nun hob er die Regenjacke wie ein Bündel hoch und legte sie vorsichtig in den Kofferraum und verschloss ihn.Sebastian setzte sich wieder hinters Steuer. Immer noch entsetzt startete er den Wagen und setzte seine Fahrt schweigend fort.
Als Sebastian zu Hause ankam, nahm er das Bündel aus dem Kofferraum und trug es in den Garten.
Stumm holte er aus seiner Garage die Gartenschaufel und fing in der Nähe seines Blumenbeetes an zu graben.
Nachdem er ein Loch gebuddelt hatte, was groß genug war für den Leichnam, legte er ihn mitsamt seiner Regenjacke in das Loch und verschloss es, mit der Erde.Im Anschluss sackte er auf seine Knie zusammen. Er brach in Tränen aus. So hat er sich seinen Feierabend nicht vorgestellt.
Entkräftet stand Sebastian auf, verstaute die Schaufel wieder in der Garage und wusch sich seine Hände beim Gartenschlauch.
Danach ging er zum Vordereingang und betrat sein Haus. Heute würde er nicht wie jeden Abend noch sein Kreuzworträtsel in der Küche machen und danach den Fernseher einschalten, sondern sofort ins Bett gehen. Zu groß sitzt ihm der Schock, in den Knochen.
Sebastian schlüpfte schnell in seinen Pyjama und legte sich im Obergeschoss zum Schlafen hin.Sobald sich Sebastian hingelegt hatte, wurde er umhüllt von einer seltsamen Dunkelheit. Er kannte dieses Gefühl, er hatte es schon öfters.
Die Dunkelheit kitzelt ihn an der Nase, im Nacken, an seinen Beinen, am ganzen Körper. Er fühlt sich wohl, er möchte am liebsten gar nicht aus der Dunkelheit hinaus. Er will von der Dunkelheit verschlungen werden.Ein Klingeln, es klingelte so durchdringend, dass Sebastian sofort seine Augen aufschlug.
Sein Wecker hatte ihn aus seinem Traum gerissen, in die Realität zurückgebracht.Mit einem Satz saß Sebastian im Bett. “Schon wieder dieser Traum.“ murmelte er schlaftrunken und reibte sich verschlafen die Augen.
Er schaltete seinen Wecker aus, schlüpfte in seine Pantoffeln und stellte sich zum Strecken hin. Sein Körper schmerzte. “wahrscheinlich wegen gestern“ Dachte er sich und schluckte betroffen.
Beim Strecken schaute er aus dem Fenster. Aus seinem Fenster hat man einen Blick auf den Stadtpark.
Die Hecken vom Stadtpark waren in Tierformen geschnitten worden und es gibt ein Labyrinth, das schon fast verflucht erscheint. Selbst als Kind konnte er dieses Labyrinth nie richtig leiden. Schon damals ließ ihm die Umgebung das Blut in den Adern gefrieren.
Durch die Spiegelung des Fensters wurde seine Aufmerksamkeit auf seinen Schreibtisch gelenkt.
Sebastian drehte sich um und erblickte einen vergilbten Briefumschlag auf dem Schreibtisch.
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Unerkannt
Mystery / Thriller¬ Durch Entscheidungen die wir in einer Krise treffen, definiert sich unsere Persönlichkeit. ¬ Jeden Tag der selbe Ablauf. Eine Endlosschleife. Egal was Sebastian auch versucht zu ändern, jeder Tag ist und bleibt gleich. Bis zu diesem besagten...