„Julia?“, überrascht aber auch gleichzeitig erfreut schaute Sebastian ihr ins Gesicht. „Ja! Du erinnerst dich!“ erfreut umarmte sie ihn und drückte ihn einmal fest.
„Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen. Wie lang ist das nun schon her?“ fragte sie und ließ ihn wieder los. „Ziemlich lange her.“ Antwortete Sebastian und schaute sie an.
Sie hatte sich eigentlich nicht verändert. Bis auf die Falten, die im Alter kommen. Ihre Braunen Welligen haaren umrandeten perfekt ihr etwas rundlicheres Gesicht. Ihre kleine Spitznase und ihre etwas volleren Lippen passten perfekt in ihr Gesicht. Als wäre sie gezeichnet worden.
Sebastians Gedanken über ihr Aussehen wurden unterbrochen von ihrer Stimme.
„Du hast dich auch kein Stück verändert Sebastian.“ Grinste sie ihm frech ins Gesicht. Sebastian schaute sie nur fragend an. „Na, du vergisst immer noch deine Brille, wie ich sehe. Oder trägst du etwa Kontaktlinsen?“ mit diesen Worten näherte sie sich seinem Gesicht, kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, ob er Kontaktlinsen trägt.
Lachend ging er einen Schritt zurück und schüttelte mit dem Kopf. „Du hast recht. Ich habe sie zu Hause vergessen.“ Julia fing an zu lachen und winkte mit einer Hand seine Aussage ab. „Ich wusste es doch. Aber was machst du eigentlich hier?“ sie schaute ihn neugierig an.
„Die bessere Frage wäre, was du hier tust? Ich meine du bist vor Jahren weggezogen“, Sebastian drehte ihre Frage um.
„Ich kann ich schlecht sagen, dass ich frische Luft brauche, da gestern durch mich ein Mädchen gestern verbrannt ist.“ – „Stimmt, stimmt“, sagte sie. „Ich besuche meinen Vater. Seitdem meine Mutter verstorben ist, ist er ziemlich allein.“Julias Augen fingen an zu glitzern. Sebastian wollte das Thema wechseln. Er wollte nicht noch eine Person leiden sehen. „Wollen wir vielleicht einen Kaffee trinken?“ Sebastian verhaspelte sich fast bei diesem Satz. Julia sah ihn an, lächelte und stimmte mit einem Nicken zu. „Wir könnten unten ins Käffchen gehen?“, fragte sie.
Es kam aber nicht wie eine Frage rüber, sondern wie eine Aufforderung. Eine freundliche Aufforderung.
Mit einem nicken und einem Lächeln, stimmte Sebastian zu und sie gingen zusammen zum Kaffee.Julia und Sebastian setzten sich an einen zweier Tisch. Das Kaffee war gut gefüllt, jedoch nicht zu voll. Die Atmosphäre hatte etwas Heimisches. Der Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen durchflutete das Kaffee und lecke Törtchen regten den Appetit an. Die Sonne schien perfekt durch die großen Fensterscheiben die an der komplettem Vorderwand eingebaut waren. Das Ambiente war nahezu Perfekt.
Julia bestellte sich einen Milchkaffee und einen Erdbeerkuchen. Sebastian nahm sich einen schwarzen Kaffee und ein Croissant.
„So Sebastian“, fing Julia das Gespräch an. „Wie ist es dir ergangen? Familie? Frau? Kinder?“ Julia schlürfte an ihrem Milchkaffee. „Nichts besonders. Keine Frau und auch keine Kinder und bei dir?“ Antwortete Sebastian und biss einmal in sein Croissant. Dabei krümelte er auf sein Oberteil.
„Ich bin geschieden.“ Sagte sie so frei heraus, dass Sebastian sich verschluckte und schnell, an seinem heißen Kaffee, nippte. Julia fing an zu lachen. „Es ist jetzt drei Jahre her. Ich bin drüber hinweg. Keine Sorge Sebastian.“ Lachend nahm sie ein Stück Erdbeerkuchen in den Mund und legte ihre Hand an ihre Wange und schloss die Augen.
Eine Geste von ihr, die sie schon damals in der Vergangenheit machte, wenn ihr etwas gut schmeckte. „Entschuldige.“ Murmelte Sebastian.
Julia winkte ab. „Du solltest diesen Kuchen probieren!“, sagte sie und streckte ihm ein Stück Kuchen, auf ihrer Gabel, entgegen.
Dankend lehnte er ab und deutete dabei auf sein Croissant. Enttäuscht zog sie die Gabel wieder zurück und schob sich schmollend die Gabel selbst in den Mund.Julia stand vom Tisch auf, deutete auf die Toilette und sagte: „Ich bin mal kurz weg. Bin sofort wieder da.“ Sebastian nickte und blickte aus den großen Fenstern.
Sebastian konnte nicht viel erkennen, da er seine Brille verlegt hatte. Der Sonnenstrahl, der grade auf ihn schien, wärmte ihn.
„Es tut gut, ich kann bei ihr durchatmen.“ Dachte sich Sebastian erleichtert.
Der Fernseher, der in der Ecke des Kaffees an der Wand hing, riss ihn aus seinen Gedanken.- Der Brand, der sich gestern Abend begonnen hatte, wurde um drei Uhr morgens, von der Feuerwehr unter Kontrolle gebracht. Um ca. Halb vier wurde das Feuer gänzlich gelöscht. Bis jetzt halten die Arbeiten der Feuerwehr und der Polizei an, um die Brand Ursache zu klären. Da dies Gebäude Einsturz gefährdet ist, kann sich dies noch bis heute Abend ziehen.
Eine bedrückende Stille hatte sich im Kaffee ausgebreitet. Der Kellner hinter dem Tresen, der den Fernseher für diese Meldung lauter gestellt hatte, regelte die Lautstärke wieder herunter.
Einige Leute fingen an sich darüber zu Unterhalten. „Ich hoffe sie finden die Ursache und den Verursacher, wenn es einen gab. Fast wäre der ganze Wald mit abgebrannt.“ Flüsterte eine ältere Dame am neben Tisch zur ihrer Begleitung.
Die Begleitung nickte zustimmend.
Sebastian fing an sich unwohler zu fühlen. Er wollte nach Hause.„Meinetwegen fing alles an.“ Er versuchte sein Croissant zu kauen, doch es fühlte sich an wie Zement, dass er versuchte mit seinen Zähnen zu zermalmen.
„Hey, tut mir leid, hat etwas gedauert.“ Julias stimme Riss ihn erneut aus seinen Gedanken. „Ist etwas passiert? Du schaust so kreidebleich.“ Stellte sie fest und sah ihn mit einem fragenden, aber auch besorgten Blick an. Sebastian schüttelte mit dem Kopf. „Nein, nein. Alles gut. Tut mir leid du musst dir keine Sorgen machen. Ich müsste nur langsam nach Hause.“ Erwiderte er und rief eine Kellnerin um die Rechnung zu bekommen. Enttäuscht sah Julia ihn an. „Aber wir sehen uns nochmal wieder, oder?“, fragte sie und rührte mit ihrem Löffel, in ihrem Milchkaffee herum. Sebastian nickte und beglich die Rechnung für sie beide.
„Ich kann auch selbst zahlen.“ Sagte sie und zückte ihr Portmonee, worauf er hin nur mit einem Lächeln abwinkte.
„Das nächste Mal bist du dran.“ Sagte er und stand auf um das Kaffee zu verlassen. Julia folgte ihm.Draußen angekommen gingen sie zu zweit, die Straße entlang.
Sebastian bemerkte, dass Julia ein kleineren Stapel Blätter aus ihrer Handtasche heraus kramte.
„Was hast du den da?“, fragte Sebastian und blickte auf den Stapel in ihren Händen. „Das hier?“, fragte sie und wedelte damit herum. „Von meinem Vater ist die Katze verschwunden. Nach dem Tod meiner Mutter schenkte ich ihm, vor ein paar Wochen, eine treue Seele. Leider wird sie jetzt vermisst und ich helfe meinem Vater die Blätter zu verteilen. Er vermisst sie schrecklich.“ Sie blickte traurig auf den Stapel Blätter.Sebastian schluckte.
Die Katze war schneeweiß.
„Sie sieht aus wie.. NEIN. Bitte nicht! Bitte lass es nicht die Katze sein.“ Schmerzhafte Erinnerungen machten sich in ihm breit.
Sein Inneres könnte nicht auch noch das wieder verarbeiten. Er hatte es gut durch das Spiel, die Aufregung und die Trauer um das Mädchen vergessen können.„Alles in Ordnung, Sebastian?“ Julia legte besorgt ihre Hand auf seine Schulter. Sebastian nickte benommen und schob ihre Hand von seiner Schulter.
„Keine Sorge.“ Murmelte er bedrückt. „Ich muss hier weg. Ich kann ihr nicht mehr in die Augen sehen.“ Dachte sich Sebastian und fing an seiner Lippe zu kauen. „Ich muss jetzt leider gehen.“ Nuschelte er, mit dem Blick auf den Boden gerichtet. „Wirklich alles in Ordnung?“, fragte sie und hob ihre Hand, wahrscheinlich um ihn wieder zu berühren.
Sebastian drehte sich schnell um und lief davon. Julia blickte ihm erschrocken hinterher.Er fing an die Straße runter zu rennen. Bis seine Seite anfing zu brennen.
Sein Herz schlug ihm heftig in der Brust herum, als er endlich seine Haustüre erreicht hatte und er sein Haus betrat. Beim Betreten seines Hauses merkte er, dass es klingelte. Es war nicht seine Tür, nicht sein Haustelefon und auch nicht sein Mobiltelefon.
Sebastian folgte dem klingeln bis hoch in sein Schlafzimmer. Auf seinem Bett lag ein fremdes Handy.
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Unerkannt
Mystery / Thriller¬ Durch Entscheidungen die wir in einer Krise treffen, definiert sich unsere Persönlichkeit. ¬ Jeden Tag der selbe Ablauf. Eine Endlosschleife. Egal was Sebastian auch versucht zu ändern, jeder Tag ist und bleibt gleich. Bis zu diesem besagten...