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Sebastian sprang so schnell von seinem Bürostuhl auf, dass dieser mit einem großen Knall auf den Boden stürzte. Seine Kollegen richteten ihre Blicke auf ihn und musterten ihn verwundert. Jedoch war es ihm in diesem Augenblick gleichgültig, dass er angestarrt wurde oder jemand über ihn redete.

„Was ist das den jetzt für ein Scheiß? WAS IST DAS?“ fragte er sich in seinen Gedanken selbst. „Soll das ein schlechter Witz sein oder was?“ entgeistert über diesen Zettel, schüttelte Sebastian heftig seinen Kopf.

„Reiß dich zusammen! Alle starren dich schon an.“ Mit diesem Gedanken drehte er sich um und hob seinen Stuhl wieder vom Boden auf. Seine Kollegen, die ihn natürlich immer noch beobachteten, folgten seinen Handlungen mit scharfen, verwirrten aber auch neugierigen Blicken.
Derweil setzte sich Sebastian wieder mit seinem Stuhl an seinen Bürotisch.

Leicht zitternd nahm Sebastian den karierten Zettel wieder in die Hand. „Mitternacht.“ Murmelte Sebastian. „Zeit bis Mitternacht, keine Polizei, deine Karte, Zahlen 24, 3 und 2 und ein alter Freund. EIN ALTER FREUND? SOLL DAS EIN WITZ SEIN?“ murmelte er weiter. In ihm staute sich eine unglaubliche Wut auf. Grade wo er wütend den Zettel in seinen Händen zerreißen wollte, fiel sein Blick auf das Foto von dem Mädchen.

Auf dem Foto saß das Mädchen eingekauert in einer Badewanne. Ihre Hände waren zusammen gekettet und nach oben befestigt. Ihre Augen waren verbunden, ihr Mund zugeschnürt und sie war von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt. Als hätte man sie in Blut gebadet.

Sebastians Magen schnürte sich zusammen. Er hielt sich beide Hände vor seinen Mund und versuchte sein Atem zu kontrollieren. Aber es half nichts. Sebastian bückte sich schnell unter seinen Tisch, packte sich seine Mülltonne, zog sie zu sich ran und übergab sich im Schwall. Da er nicht gefrühstückt hatte, drückte sein Magen umso mehr.

Seine Kollegen, die ihn die ganze Zeit beobachteten, drehten sich weg von ihm. Angewidert von ihm, öffneten sie die Fenster und hielten sich ein Taschentuch vors Gesicht. Einer seiner Kollegen ging in das Büro von Herrn Falken, um ihm davon zu berichten.

Keine zwei Minuten später kam Herr Falken und der besagte Kollege aus dem Büro hinaus und gingen geradewegs auf Sebastian zu. „WAS IST DAS FÜR EINE SCHWEINEREI!“, schrie Herr Falken Sebastian an. Sebastian hob sein Kopf. Sein Gesicht war kreidebleich. „E-es tut mir leid, Herr Falken.“ Stammelte er kraftlos.
„Sie können sich doch nicht einfach in den Mülleimer übergeben, Herr Völler!“, entgegnete Herr Falken, er schrie nicht mehr, aber er hatte noch einen energischen Unterton. Sebastian nickte nur zustimmend. Ihm war die Situation ohnehin schon peinlich genug.

Der Kollege, der Herrn Falken Bescheid gab, stand zwei Schritte weiter vom Tisch entfernt und musterte Sebastian angewidert. Sebastian richtete sich und setzte sich grade auf, als er sah, dass der Zettel und das Bild immer noch auf seinem Platz lagen. Schnell griff er danach und verstaute ihn in seiner Arbeitstasche. „Hoffentlich hat ihn keiner gesehen.“ Dachte sich Sebastian ängstlich.

„Wenn sie so krank sind, dass sie sich übergeben müssen Herr Völler, dann haben sie auf der Arbeit nichts zu suchen!“ meckerte Herr Falken weiter auf ihn ein. „Witzig, sie schreien mich doch sonst immer an, ich solle gefälligst zur Arbeit kommen.“ – „Sie haben recht. Es war mein Fehler.“ Antwortete Sebastian, anstatt seine Gedanken auszusprechen. „Gehen sie nach Hause!“ winkte Herr Falken seine Aussage ab und deutete dabei auf die Türe, die in den Flur zu den Aufzügen führte. „Und nehmen Sie gefälligst den Mülleimer mit.“ Mit diesen Worten drehte sich Herr Falken um und ging Kopfschüttelnd zurück in sein Büro.

Dies ließ sich Sebastian nicht zweimal sagen. Sebastian stand auf, nahm seine Arbeitstasche, verstaute dort noch die Dokumente von Herrn Falken, packte in seine andere freie Hand die Mülltonne und wollte losgehen.

UnerkanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt