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Angsterfüllt starrt Sebastian auf das fremde Handy.

„Nicht, nein. Bitte.“ Er fühlte förmlich, wie sich seine Kehle zu schnürte.
Schon wieder war jemand fremdes, jemand krankes in seinem Zimmer gewesen.

„Dieses kranke Schwein!“ Mit diesen Worten sprintete er zum Handy, nahm es in die Hand und donnerte es in seine Schreibtischschublade.
Mit kleinen Schritten entfernte sich Sebastian von seinem Schreibtisch, als hätte er grade eine Bombe verstaut.

„Nicht mit mir.“ Schrie er und schüttelte heftig seinen Kopf. „Nicht nochmal.“
Sebastian drückte sich mittlerweile mit seinem ganzen Körper Gewicht gegen seine Wand und starrte nur auf die Schublade.

Grade als sich Sebastian einigermaßen beruhigt hatte, fing es an zu klingeln. Er riss seine Augen auf und starrte mit voller Panik auf die Schublade. Er grub seine Finger in seine Schulter. Immer tiefer bis sich, ein betäubender Schmerz, in seiner Schulter und in seinen Fingerkuppen ausbreitete.

„Ey, beruhige dich.“ Flüsterte seine innere Stimme „Das ist gar nicht das Handy.“ Sebastian ließ seine Schultern los und blickte verwirrt drein.
„Stimmt, das kommt von unten.“ Mit diesen Gedanken tastete sich Sebastian, immer noch dicht an die Wand gepresst, Richtung seiner Zimmer Türe und sprintete nach unten.

Noch außer Atem nahm er sein eigenes Handy in die Hand und nahm den Anruf entgegen.
„Herr Völler! Wann gedenken Sie hier wieder aufzutauchen?“ die Stimme von Herrn Falken schrie ihm von der anderen Hörer Seite entgegen. „Wir haben Termine einzuhalten! Sie sind hier immer noch angestellt! Wenn sie morgen nicht hier auftauchen, dann sind sie gefeuert!“ Sebastian konnte ihm nicht mal antworten. Herr Falken legte nach diesen Worten auf.

Sebastian nahm sein Handy in beide Hände und fing an, es zu erdrücken. „Dieser.. Dieser Kotzbrocken.“ Wütend wirft er sein Handy aufs Sofa. Sebastian sackte auf dem Sofa, neben seinem Handy zusammen.
Und legt sein Kopf in seine Hände.

„Was soll ich tun? Mir wird das alles zu viel. Erst die Katze, dann das Mädchen, Julia, das neue Ding da oben und auch noch Herr Falken.“ Verzweifelt biss sich Sebastian wieder in die Lippe.

Er umgriff mit seinen Fingern seine Haare und fing an sich diese, in kleinen Büscheln, auszureißen. Der Schmerz, beruhigte ihn.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erhob Sebastian seinen Blick und griff nach seinem Handy. Er bestellte sich etwas zu essen, danach schaltete er sein Fernsehen an.

- Die traurige Mutmaßung, hat sich bestätigt. Das vermisste Mädchen, war in diesem Gebäude, was an diesem Abend abbrannte. Die..

Sebastian schaltete den Fernseher wieder aus. Sein Blick wanderte Richtung Küche, wo er mit seinem Blick an einem Messer haften blieb.
„Ich könnte es jetzt einfach beenden.“ Dachte er sich und wollte sich aufrichten, um das Messer zu holen.
„NEIN!“, schrie ihn, seine innere Stimme an. „Das kannst du nicht tun. Denk an deine Mutter. Denk an alles, was du noch erleben kannst.“
Sebastian setzte sich wieder hin.
Die Stimme in seinem Kopf hatte ihn zum Teil überzeugt.
„Aber was, wenn ich es nicht mehr will? Ich kann nicht noch mehr ertragen.“ Antworte er und eine Träne kullerte ihm über sein Gesicht. „Du wirst und du musst.“ Seine innere Stimme machte ihm Mut.
Seine Diskussion mit sich selbst wurde von der Türklingel unterbrochen.

Sebastian ging zur Tür, wischte sich noch einmal mit seinem Oberteil durchs Gesicht und öffnete die Türe, um sein Essen entgegenzunehmen.

Der Lieferant starrte ihm, entsetzt ins Gesicht. Ihm entwich ein leiser schrei. Sebastian erschrak sich und blickte ihn verdutzt an. Der Lieferant zeigte auf sein Gesicht und stotterte: „Sie, Sie, Sie haben da etwas Blut.“
Sebastian drehte sich um und lief zur seiner Garderobe, um sich im Spiegel zu betrachten. Der Lieferant blickte ihm etwas ängstlich hinterher.

Sebastian hatte sich anscheinend, beim Biss auf die Lippe, die alte Wunde wieder geöffnet. Das Blut war ihm seinen Hals hinab gelaufen und da er eben seine Tränen wegwischte, hatte er, dass Blut im Gesicht verteilt.
Er sah aus wie ein Serienkiller.

Sebastian brach in ein schallendes Gelächter aus. Ein Gelächter, das dem Lieferanten dazu verleitete zwei Schritte weiter weg von der Türe zu gehen.

Kichernd kam Sebastian auf ihn zu. „Tut mir leid, ich hatte mir eben die Lippe aufgebissen. Ich habe anscheinend nicht gemerkt, dass es zu bluten anfing.“ Grinsend zuckte Sebastian mit seinen Schultern. Dem Lieferanten schien dies nicht zu beruhigen. „Ich, ich möchte nur mein Geld haben.“ Stotterte er immer noch und deutete auf das Essen. Sebastian nickte, immer noch lächelnd, und griff in seine hintere Hosentasche.

Der Lieferant zuckte zusammen. Sebastian schaute ihn an.
Sein Lächeln hatte aufgehört.
„Es tut mir leid, dich so erschreckt zu haben.“ In einer ganz anderen Tonlage als vorher, versuchte er den Burschen zu beruhigen und nahm das Portmonee hervor.
Sebastian drückte ihm das Geld und ein hohes Trinkgeld in die Hand.
Der Lieferjunge nahm es zitternd entgegen, bedankte sich zaghaft, drückte ihm das Essen in die Hand und lief schnell zu seinem Fahrrad.

Erschrocken über sich selbst, schloss Sebastian seine Türe hinter sich und nahm, mit dem Essen, in seiner Küche platz.

Als er den Pizzakarton öffnete und die Pizza sah, langte er zu und schlang ein Stück, nachdem anderen herunter.
Er verbrannte sich mehrmals den Gaumen, jedoch war ihm das in diesem Moment gleichgültig.
Er schlang die Pizza hinunter, als hätte er jahrelang nichts gegessen.

Vollgefressen und müde, ging Sebastian ins Badezimmer um zu duschen. Nach der Dusche und in frischen Klamotten schleppte sich Sebastian in sein Schlafzimmer und ließ sich müde ins Bett fallen.

Ohne auch nur noch ein Gedanken an das Handy in seiner Schublade zu verschwenden, fielen ihm die Augen zu.

Durch eine durchdringende Melodie wurde er unsanft aus seinem Schlaf gerissen.

UnerkanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt