Mordlust (7)

1.7K 86 4
                                    

Ich folge Hisoka unauffällig. Ich habe meine Kopfhörer rausgenommen, um mich besser zu konzentrieren. Dennoch entging mir ein kleiner Fakt. Der Fakt, dass es immer weniger Teilnehmer wurden, der Fakt, dass ich mich selbst nach einem kurzen verdichteten Nebel direkt hinter Hisoka befinde.

In diesem dichten Nebel hätte ich ihn eigentlich direkt verlieren müssen, überlege ich nervös, als ich merke, dass Hisoka und ich jetzt die einzigen sind. Ich bleibe auf der Hut. Der Hisoka vor mir bewegt sich und riecht auch anders.

Ich bleibe in Angriffsstellung stehen. Dumm von mir, auch nur ansatzweise gedacht zu haben, ich könnte Hisoka beim Kampf zusehen. Ich bin viel zu orientierungslos. Lachend dreht sich die Person vor mir um. Tatsächlich ist es eine Art Gestaltwandler. Doch kein Problem für mich.

Ich zücke meine Nenmesser und warte ab. Der Gestaltwandler ist geschätzte zwei Meter groß. Seine Faust verformt er zu einer Axt. Er ist also nicht so beweglich, was ich zu meinem Vorteil nutzen werde.

Er holt aus und schlägt in die Stelle ein, an der ich zuvor stand. Ich bin derweil hochgesprungen und lande weiter hinten. Beide Messer in den Händen renne ich auf ihn zu. Dabei springe ich auf die Halterung der Axt.

Zur Verteidigung wirft er die Axt mit einem Schwung hoch. Kräftig ist er, das muss man ihm lassen. Aber ich bin schneller. Vom Schwung hochtransportiert, lande ich mit einem Salto auf seinem Kopf.

Meine Messer ramme ich, mit einem gekonnten Salto in seinen Rücken. Doch damit ist es nicht getan. Er spaltet sich in vier kleinere Figuren. Jeweils Messer als Hände. ,,Change!" befehle ich meinen Messern. Prompt verwandeln sie sich in Katanas. Allerdings stecke ich das eine weg. Hierfür brauche ich nur eines. 

Ich wurde umzingelt. Der vor mir stehende greift mich an. Allerdings gilt das eher als Ablenkungsmanöver und nicht als Attacke. Ich höre die schweren Schritte des Gegners hinter mir. Ich springe hoch.

Die zwei prallen zusammen. Doch allein das wird ihnen nicht das Garaus machen. Ich verlagere meine Kraft auf die Beine und lande auf deren Köpfe, federe mich allerdings ab, um mir selber keinen Schaden zuzufügen. Somit ist der Angriff nicht allzu hart ausgefallen.

Da die beiden aber solange KO sind, kümmere ich mich um die anderen beiden. Ich drehe mich zu neunzig Grad zur rechten Seite und kümmere mich erst einmal nur um diesen Gegner.

Ein Ausfallsschritt nach hinten, da er auf mich zu kommt. Ein Schritt zur Seite, doch mein Katana waagerecht vor meiner Brust gehalten, um sein Angriff abzuwehren. Ich ziehe mein anderes Katana, drehe mich, das erste Katana an Ort und Stelle haltend, mit dem Oberkörper um, um dieses in die Brust meines Hintermannes zu rammen.

Blut, überall Blut...
Am Boden. An der Person. An meinem Katana. Mein erster Tote. Meine erste Schwäche. Blutlust...

Langsam drehe ich mich wieder um. Meine Sinne sind geschärft. Ich stocke, lasse mich von den Gefühlen belagern. Dabei höre ich ein leises Flüstern; Killua beobachtet mich: ,,War ja klar, sobald die herausfinden, was es bedeutet zu töten, kriegen sie schiss."

Um so mehr muss er verwundert sein über mein Lächeln, mein Lachen und meine plötzlich verströmte Aura. Ich brauche nur einen kleinen Schwung mit dem rechten Arm, und schon fliegt ein Kopf.

Der nächste Tote. Es kribbelt. Es kribbelt...ganz herrlich!!!

Um die anderen beiden brauche ich mich nicht mehr zu kümmern. Sie sind bereits geflüchtet.
,,Komm raus!" befehle ich Killua. Ich schließe meine Augen um mich abzuregen. Ein tiefer Atemzug. ,,Ich tu dir nichts, du bist doch ein Freund von Gon."

Langsam entspannt sich Killuas Körperhaltung. Der Fakt, dass er allein hier ist, bedeutet, dass Gon bereits bei Hisoka ist. Ich werde es wahrscheinlich nicht zum Kampf schaffen. ,,Das stimmt. Und du bist?" Ich bemerke seinen misstrauischen Tonfall.

Klar, woher soll ich auch wissen, dass die beiden befreundet sind. ,,Hiyori Hiota. Angenehm." Ich reiche ihm meine blutverschmierte Hand, lasse sie aber sinken, da er sie nicht annimmt. ,,Hör mal, ich bin ebenfalls eine Freundin von Gon. Wenn du mir nicht glaubst, ist das dein Problem. Ich kann dir das später höchstens beweisen."

Ich zucke mit den Schultern. Das ich so ruhig in seiner Gegenwart bin, liegt wahrscheinlich daran, dass ich gerade mit Blutlust durchströmt wurde. Er nickt nur und geht. ,,Kommst du jetzt?" fragt er mich in einem angeblich genervten Ton. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass er ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen trägt.

Wir kommen an ein Weg. Hier ist der Nebel nicht mehr so dicht. Ich kann schon das riesige Tor erkennen. Satotz wartet bereits davor. Nicht weit entfernt lehnt Gittarackur an einem Baum. Er mustert mich inständig.

Ich glaube ihm ist meine Blutlust gerade eben nicht entgangen. Ich wende mich Killua zu: ,,Hör zu, bis die anderen kommen, dauert es wahrscheinlich noch. Ich lege mich ein bisschen hin, um mich von - du weißt schon, zu erholen. Weck mich, bitte."

Er nickt kaum merklich. Ich lehne mich an einen der Bäume und lasse mich daran runter gleiten. Nur ein bisschen ausruhen...

Ich stehe im dichten Wald. Um mich herum zehn feindliche Personen, deren Gesichter pechschwarz sind.

Sie kommen näher... Sie greifen nach mir... Ihre glitschigen Hände berühren mich... Es wird hell... Ist das der Tod? Ich öffne meine Augen. Ich befinde mich auf einer Wiese. Das Gras ist kniehoch. Ich höre ein tiefes Brummen. Erschrocken drehe ich mich um.

Es ist Hisoka, der vor mir steht: ,,Wie unschön..." Er hält drei Karten in der Hand ,,Äußerst unschön... Guck, Hiyori dein Arm."

Ich schaue rechts zu mir herunter. Vor Schreck öffne ich meine Augen. Dort wo eigentlich mein rechter Arm sein sollte, ist ein Stummel. Ein blutiger Stummel. ,,Warum?" ist das einzige, was ich rausbringe. ,,Ich habe dir nicht geholfen..." Hisokas Mundwinkel zucken. ,,Warum?" wiederhole ich.

Er guckt auf seine Karten. ,,Ich war beschäftigt." ,,Womit?" weise ich ihn zurecht. ,,Meine Karten waren interessanter als du, Hiyori..." Die Art wie er meinen Namen ausspricht. Es klingt wie eine Lüge, eine Unterdrückung. Als wenn er mich für eine Gefahr halten würde.

Zu Recht. Schließlich habe ich IHN vor Hisoka verstümmelt. Ihn umgebracht. Ich habe gelacht, es hat sich schließlich gut angefühlt. ,,Ich hasse dich, Hiyori..." Hisoka kommt näher. Er schubst mich nach hinten. ,,Hiyori..." Er schubst mich erneut. ,,Hiyori." ,,Hiyori!" Ich falle... aber ich war sowieso schon tot...

Ich öffne die Augen. Vor mir kniet ein besorgter Gon. Hinter ihm stehen Kurapika und Leorio, die mich ebenfalls besorgt anschauen. Killua sitzt links neben mir.

,,Puuh, ich dachte schon, du wärst tot." ,,Du Idiot, ich hab dir doch gesagt sie hat nichts!" schreit Killua Gon an. Dieser keift zurück:,, Ich weiß was du gesagt hast!" Lachend stelle ich mich hin und klopfe mir den Staub von der Hose.

Kurapika guckt mich mit einem achtsamen Blick an: ,,Hiyori, woher kommt das Blut?" Ich muss ihm dann erklären, dass ich angegriffen wurde, ich aber nicht verletzt bin, sondern das Blut vom Gegner ist. Ich spüre Hisokas Blicke erneut auf mir. Missmutig grinse ich zurück, ehe wir uns alle der zweiten Prüfung widmen.

Rot, wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt