Rot, wie die Liebe

Strapazen(13)

Der Zeppelin sinkt und wir treten auf festen Boden. Vor uns steht ein riesiges, altertümliches Gebäude, ein Hotel, welches wir betreten. Außer mir sind noch neun weitere Kandidaten weitergekommen: Gon, Killua, Kurapika, Leorio, Gittarackur, Hisoka, Hanzo, Pockle (wie ich mittlerweile herausgefunden habe) und Bodoro.

Zusammen, von Wachleuten umringt, stehen wir vor Netero, der uns die Regeln der letzten Prüfung erklärt: ,,Die letzte Prüfung wir in Form eines Zwei-Kampf-Turnieres stattfinden. Man besteht die Prüfung schon mit einem einfachen Sieg."

Er enthüllt eine Tafel. Der letzte, der übrig bleibt, ist also raus. Ich bin nach Hanzo und Pockle an der Reihe. Ich werde also denjenigen bekämpfen, der verloren hat. In diesem Fall also Pockle. Doch erstmal kämpft Hanzo gegen Gon. 

Nach einem langem Kampf, von dem Gon üble Schmerzen mitbrachte, hatte Gon dennoch gewonnen. Seine Reaktion auf die Drohungen Hanzo seits und seine Naivität haben ihn weiter und uns alle zum Lachen gebracht. Er ist einfach ein Engel.

Es ist an der Zeit. In wenigen Minuten trete ich gegen Pockle an. Einen letzten Blick in den Spiegel, checke ich mein Outfit.

Zu einer labbrigen Jogginghose, habe ich ein labbriges Top angezogen, unter dem ich einen Sport-BH trage. Meine Haare habe ich zu einem hohen Zopf zusammen gebunden. Ich stecke mir die Messer in den Hosenbund und gehe los. Auf dem Weg geh ich Strategien durch.

Pockle weiß zum Glück nicht, wie ich kämpfe. Er sieht die Messer und denkt sich wahrscheinlich nichts. Das größte Problem, neben der Aufregung vor Publikum aufzutreten, ist, dass ich ihn nicht töten darf und will. Wie soll ich ihn dann bitte zum Aufgeben zwingen. 

Die Zeit zum Überlegen ist vorbei, denn ich stehe vor dem großen Tor. Als ich eintrete liegen alle Blicke auf Kurapika und Hisoka. Sie hatten wohl bis gerade eben ihren Kampf. Ich sehe wie Kurapika zetert, lasse mich davon aber nicht weiter beeinträchtigen.

Ich stelle mich in die Mitte des Raumes und zücke meine Messer.
Pockle steht mit mit breit-stehenden Beinen vor mir. Jetzt liegt alle Aufmerksamkeit bei uns. Als der Schiedsrichter uns das Zeichen zum Beginn gibt, rast Pockle auf mich zu. Ich halte meine Nen-Messer auf Bauchhöhe. Ich murmle mein "Zauberwort" und ein Katana erscheint.

Pockle läuft geradewegs hinein. Da er aber verbluten würde, und ich demnach disqualifiziert werden würde, manifestiere ich nur das Nen. Das bedeutet, er spürt den Schmerz, trägt aber keine physischen Verletzungen davon.

Er schreit vor Schmerz auf. Er fällt zu Boden. Er ist weder bewusstlos, noch gibt er sich geschlagen. Ich knie mich neben ihn nieder und gucke entschuldigend zu meinen drei engsten Freunden.

Killua guckt fasziniert, im Gegensatz zu den anderen, die schockiert dreinschauen. Dann nehme ich beide Messer in die Hand, tue das gleiche wie eben und steche mehrfach zu.

Ich will gucken, was die anderen gerade denken, natürlich an deren Körperhaltung, denn selbst nach diesen, immer weiter zugefügten, Schmerzen, gibt Pockle nicht auf. Während ich noch immer weiter zusteche, lasse ich meinen Blick schweifen.

Dann fallen meine Augen auf ein gelbes Paar. Durch die Schönheit, und den heißen Erinnerungen des vorherigen Morgens, werde ich total aus dem Konzept gerissen.

Dadurch verliere ich meine Konzentration und löse meine Manifestation auf. Ein schmerzerfüllter Schrei kommt von unten. Ich schaue auf die Blutlache, die immer größer wird.

,,Gib auf du brauchst Hilfe, wiederhole einfach die Ru... runde..." Mein Blick verliert sich im Blut. Meine Finger schieben sich automatisch zum Klecks. 

Wie das duftet, mmh, es duftet nach Eisen und dem Tod deines Feindes. Es riecht so gut... Wie schön wäre es - wenn wir noch mehr davon bekämen...

Ich habe nicht bemerkt, wie meine Hand mittlerweile im Blut liegt. Meine Hand ist rot. Ich starre sie an. Dann starre ich die Leute an die vor mir stehen. Sie alle gucken verstört.

Auch Killua, dem die Foltermethode vorher so gut gefallen hat. Hisoka guckt ein wenig angewidert. Sie hassen mich, sie alle hassen mich.

Angewidert von mir selbst, lasse ich meine Messer fallen. Ich greife mir, das Blut ignorierend, an den Kopf. Ich schreie auf, dann wende ich mich Pockle zu, der von einigen Leuten aufgehoben wird. Er atmet nur schwer.

Heißt das, das ich aufgeben muss? Ich höre Schritte, die auf mich zukommen. Doch sie hören sich so fern an. Mein Arm wird angehoben. Ich schaue auf. Es ist Kurapika. Er lächelt mich bedauernd an. ,,Er hat aufgegeben. Du hast gewonnen." Er hält meine Hand.

,,Aber doch nicht so..." schluchze ich. Ich versuche es zu unterdrücken. Ich will nicht, dass man mich weinen sieht. Kurapika versteht und versteckt mein Gesicht an seiner Brust. Ich greife mit meinen Armen um ihn. Nach dieser unterdrückten Blutlust, werde ich wieder total müde, sodass ich mit Kurapika zu Boden sinke. In seinen Armen fühle ich mich geborgen. Aber dennoch fühlt es sich falsch an. Mit diesem Gedanken wird alles schwarz.

Als ich aufwache, sitzt Menchi neben mir. ,,Ah, du bist wach. Hier ist deine Hunterlizenz. Die anderen werden gerade über das Hunterleben aufgeklärt. Außer Killua. Er hat diese Prüfung leider... he, wo gehst du hin, ich war noch gar nicht fertig."

Da ich diese Person nicht mag, bin ich einfach aufgestanden und aus dem Raum gelaufen. Ich weiß sowieso, wie alles so zustande gekommen ist. Also, wieso sollte ich mir das Gelaber dieser Gans anhören.

Ich betrete den Raum, in denen alle versammelt sind. Alle sitzen dort unversehrt. Was auffällt, ist das Pockle mit einem riesigen Verband um den Bauch hier sitzt und, natürlich, der "fremde" Mann, der unten links Platz genommen hat.

Ich stelle mich vor Pockle und verbeuge mich. ,,Es tut mir unglaublich leid, wie es sich zugetragen hat. Ich war nicht bei Sinnen und ich hoffe, du kannst mir verzeihen," schwafle ich beschämt vor mir hin. Er guckt mich misstrauisch an, lächelt aber dann und verzeiht mir.

Ich bin unglaublich froh. Dann setze ich mich zu Kurapika. Nach einer Weile tretet Gon auf. Er stellt sich wagemutig vor Illumi und fordert ihn auf, sich bei Killua zu entschuldigen. Da fällt mir ein, direkt nach dieser Prüfung werde ich mit Hisoka zu meiner Familie heimkehren. Das bedeutet, dass ich ihn nicht mehr vor dem ersten September sehen werde. Ich hole einen Stift und einen Zettel heraus:

Lieber Kill,
unsere Freunde werden wohl auf die Idee gekommen sein, dich zurückzuholen. Ich werde, so leid es mir tut, nicht dabei sein. Ich werde meine Familie besuchen. Ich habe sie seit Ewigkeiten nicht gesehen und muss mich bei einer Freundin noch entschuldigen. Davon erzähle ich dir später. Denn ich weiß ganz sicher, dass wir uns spätestens am 1. September diesen Jahres wieder sehen werden. Denn, wie mein nicht so tolles Schicksal will, werde ich mit Hisoka gehen. Er hat dann einen Gefallen bei mir über. Und das lasse ich mir nicht entgehen.
Ich vermisse dich echt und es tut mir leid, dass du das heute sehen musstest. Bitte hasse mich nicht. Du bist doch ein so guter Freund.

LG Yori

PS.: Wiederhole doch nächstes Jahr die Hunterprüfung. Ich fand es abscheulich was dein Bruder getan hat, aber du bist nicht abhängig von ihm.

Als ich mit dem Schreiben fertig war, waren auch die Erklärungen am Ende. Jetzt bin ich draußen mit meinen Freunden. Ich umarme alle zum Abschied. Bei Gon halte ich inne.

,,Tust du mir einen Gefallen, kannst du diesen Brief Killua geben? Lies ihn bitte nicht, aber er muss zu Kill kommen. Ich werde leider nicht mitkommen. Ich habe jemandem ein Versprechen gegeben und es nicht gehalten. Jetzt muss ich das wieder gut machen. Außerdem habe ich jemandem Anderen auch etwas versprochen. Wenigstens das will ich halten."

Damit sage ich Tschüss. Ich trete vor das Eingangstor. Ich muss nur wenige Minuten warten, bis ich auch schon seine Stimme vernehme: ,,Wie schön, und ich dachte, du lässt mich nach dieser Strapaze noch hängen."

Ich drehe mich nach Hisoka um. ,,Versprochen ist versprochen." Dann ziehe ich ihn, weil er widerwillig, wie ein Kleinkind, stehen bleibt, mit in unser nächstes Abenteuer...