7. Kapitel

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Unser Weg führte uns durch eine Tür, die am Fuße der Treppe lag. Sie gab den Blick auf einen langen Gang frei, welcher einmal durch das Gebäude zu führen schien. Wir liefen an zwei Türen vorbei, bevor wir an der dritten Tür stehen blieben. Sie war auch die nahste Tür ausgesehen vom Vordereingang.

,,Sind wir zu spät?"

,,Zu spät?"

,,Ich weiß nicht."

Verwirrt sah ich die beiden an, doch sie antworteten nicht mehr. Stattdessen öffneten sie leise die Tür und versuchten unbemerkt einzutreten. Es war ein großer Raum mit einem großen Tisch, welcher reich gedeckt war. Viele Leute saßen an diesem, deren Gespräche nun verstummten. Unauffällig waren wir wirklich nicht. Doffy legte sein Besteck beiseite und sah uns an.

,,Ihr seid zu spät."

,,Tut uns Leid, wir-"

,,Ich denke, dass ist meine Schuld."

Langsam legte ich meine Hände auf die Schultern von Baby 5.

,,Wir haben ein wenig die Zeit vergessen, während wir uns kennengelernt haben. Es wird nicht wieder vorkommen."

Kurz war es still, dann erlaubte er uns mit einem Nicken uns hinzusetzen. Mir signalisierte er, dass mein Platz neben ihm sein würde. Langsam setzte ich mich in Bewegung, während die Gespräche wieder starteten. Nach wenigen Schritten war ich bei ihm und nahm den Platz an seiner linken Seite ein. Kurz danach spürte ich seine Hand an meinem Rücken. Es tat nicht weh, weil er vorsichtig war, aber trotzdem spürte ich den leichten Druck.

,,Du musst sie nicht in Schutz nehmen."

Ich sah ihn an und stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab.

,,Vielleicht solltest du nicht so streng mit ihnen sein. Es sind immer noch Kinder."

Der Blonde seufzte und bewegte seine Hand leicht.

,,Ich möchte nicht mit dir streiten, Aya. Und jetzt iss etwas."

Ich wendete meinen Blick ab und schaute auf den Tisch.

,,Kannst du mir was geben? Ich komm nicht ran."

Jetzt grinste mein Gegenüber und entfernte seine Hand von meinem Rücken.

,,Gerne."

Wenige Augenblicke später war mein Teller voll und ich beschäftigt mit essen. Es tat gut nach Jahren endlich wieder eine warme Mahlzeit zu mir nehmen zu können und das schien man mir auch anzusehen.

,,Sieht so aus, als ob es schmeckt."

meinte mein Nebenmann und wandte sich dann wieder seinem Essen zu. Ich lächelte und nickte leicht. Nach einer Weile baute ich auch Gespräche mit den anderen auf und lernte alle ein wenig kennen. Es war eine angenehme und ausgelassene Stimmung und es tat gut so normal mit anderen Menschen reden zu können. Zum ersten Mal nach einer Ewigkeit konnte ich ausgelassen lachen und einfach glücklich sein. Ich war so vertieft in die Gespräche, sodass ich gar nicht merkte, dass Law nicht erschien. Erst, als wir alle langsam fertig wurden und sich die Gruppe auflöste, merkte ich, dass der kleine Schwarzhaarige fehlte. Leicht drehte ich mich zu Doffy, welcher sich zurückgelehnt hatte und an seinem Weinglas nippte.

,,Was ist mit Law?"

,,Die anderen wissen noch nichts von seiner Krankheit, deswegen wird er erst heute Abend zu uns stoßen...jetzt sieh mich nicht so an, der Junge bekommt schon was zu essen."

Genervt wendete ich den Blick ab und legte mein Besteck zur Seite.

,,Bist du satt?"

,,Ja."

Der Blonde seufzte und stellte das Glas ab.

,,Komm bitte nachher in mein Zimmer."

,,Warum?"

,,Aurelie."

Ich erhob mich und rückte den Stuhl ein wenig zurück.

,,Meinetwegen."

Dann verließ ich ohne ein weiteres Wort den Raum. Warum ich schon wieder wütend auf ihn war? Weil ich es falsch fand, wie er diese Kinder hier behandelte. Es waren nun mal einfach Kinder, verdammt. Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, wobei ich erneut in den Innenhof kam. Dieses Mal war ich weniger vorsichtig wohin ich trat und daher dauerte es auch nicht lange, bis ein scharfer Schmerz an meinem Fuß mich zum Stehen brachte. Ich hatte mir meine Fußsohle an einem Stück Metall aufgerissen. Der Schmerz war so stark, dass er mir Tränen in die Augen trieb und ich mich sogar auf die unterste Treppenstufe setzen musste.

,,Warum eigentlich immer ich?"

knurrte ich leise und rieb leicht meine Finger aneinander. Ein goldener Faden entstand und machte sich daran die Wunde zu schließen. Unüberraschenderweise reichte ein Faden nicht aus. Ich brauchte fünf Anläufe, bis die Wunde verschlossen und der Schmerz nur noch ein dumpfes Pochen war, welches im Laufe der nächsten Stunden verschwinden würde. Schnell blinzelte ich die Tränen weg und setzte meinen Weg fort. Doffy wollte ja noch, dass ich zu ihm kam. Oben angekommen ging ich in das Gebäude und war wenige Augenblicke später vor dem Zimmer des Blonden. Zuerst wollte ich einfach so eintreten, doch dann überwand ich mich zu meinen guten Manieren und klopfte.

,,Ja."

Ich öffnete die Tür und trat ein.

,,Danke, dass du gekommen bist."

Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch und ließ mich auf einem der beiden riesigen Sessel fallen.

,,Hatte ich denn eine andere Wahl?"

Ertappt lächelte der Brillenträger.

,,Nicht wirklich."

,,Dachte ich mir."

Mein Gegenüber seufzte und beugte sich nach vorne.

,,Aya."

Leicht genervt sah ich ihn an, als ich bemerkte, dass er plötzlich seine Brille abgenommen hatte. Eisblaue Augen schienen mir entgegen.

,,Meine Reaktion vorhin war in keinster Weise gerechtfertigt und dein Ärger ist vollkommen nachvollziehbar. Ich würde das gerne wieder gut machen, indem wir jetzt darüber sprechen."

Überrascht sah ich ihn an und seufzte schließlich leise.

,,Na gut...aber nicht so."

,,Wa-?"

Bevor er ausreden konnte, hatte ich mich erhoben und war auf ihn zugelaufen. Bestimmt stellte ich mich auf den Sessel, um mit meinem Gegenüber auf Augenhöhe zu sein. Dann umarmte ich ihn. Doffys Augen weiteten sich leicht und er schaute für ein paar Sekunden in die Leere, bevor er die Umarmung erwiderte und seinen Kopf leicht gegen meinen lehnte.

,,So wie damals..."

murmelte ich leise und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Entspannt atmete der Blonde aus und lächelte dann.

,,Obwohl wir das damals anders herum gemacht haben."

Ich lachte leise und nickte. Tatsächlich war es so, dass er früher genauso, wie ich jetzt gerade auf dem Schoss des Gegenübers gesessen hatte und wir uns einander umarmten.

,,Da hattest du noch Normalgröße. Und jetzt erzähl mir, was vorhin los war."

Immortal for eternity *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt