Kapitel 12 - Grau

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Maya's Sicht

Ich stecke, Mal wieder, im morgendlichen Dienstagsstau der Stadt fest und seufze frustriert, als ich auf die Uhr sehe. Egal wie früh man los fährt, man kommt immer nur kurz vor knapp an. Und heute schreibt meine Klasse in der ersten Stunde eine Klassenarbeit, natürlich bei mir. Ich blicke in den Rückspiegel, kurz bevor ich hinter der 125ccm Maschine in die Straße einbiege. An sich sieht die Maschine echt cool aus, aber der  Hinterreifen ist wirklich schmal. Die Maschine wird von dem Fahrer rückwärts und neben meine Fahrertür geschoben, ehe die Person das Visier hoch macht und ich meine Scheibe runter. "Wen haben wir denn da" lacht mich Lia an und ich muss auch lachen. "Wo fährst du um die Zeit denn hin? Die Berufsschule hat doch viel später Stundenbeginn" ist meine Frage auf unser frühes aufeinander treffen. Wir blicken immer wieder nach vorne, falls wir tatsächlich mal fahren sollten. "Bin auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch. Sag aber Sophia nichts!" ist ihre hastige Antwort. "Dann viel Erfolg! Und ich petz schon nicht, das kannst du ihr alleine sagen" zwinker ich frech und als es weiter geht, nutze ich den beliebten Kill-Switch-Trick. Ich fahre selber zwar kein Motorrad, aber selbst ich kenn den fiesen Trick. "Grüß Lindsey und Diana von mir!" rufe ich noch, ehe ich noch gerade so über die grüne Ampel fahren kann, nachdem ich meinem kleinen Flitzer in den Arsch getreten habe.

"Ihr habt 90 Minuten Zeit! Ihr könnt mir die Zeit über Fragen zur Klassenarbeit stellen. Sollte ich jemanden beim Spicken, abschreiben oder aufs Handy gucken erwischen, werde ich die Arbeit sofort einkassieren, mit einer 6 benoten und als Täuschungsversuch einschreiben lassen! Den Rest kennt ihr, kein Extra-Blatt, nur mit Kugelschreiber, Füller, Tintenkiller oder Inky schreiben! Bleistift sowie radierbare Kugelschreiber sind nicht gern gesehen! Aber jetzt, viel Erfolg!" ist meine Ansprache zum Dienstag, nachdem ich die Arbeit ausgeteilt, die Aufgaben erklärt und die Regeln klar gemacht habe. Das Klicken von Kullis und ploppen von Füllerkappen ist zu vernehmen, als einige die Aufgaben bereits anfangen zu lösen. Sonst ist es Still. Leise setze ich mich hin und trage ein paar Termine in meinem Terminplaner ein, als ich höre, wie jemand seine Federmappe zu fallen lässt. Allerdings fällt der obere Teil nicht auf Stifte. Ich sehe also auf und kann entdecken, wie Natascha auf ihr Handy sieht. Allerdings spiele ich erstmal die Ahnungslose. Man bemerkt wie einige Schüler hoch sehen, wieder runter gucken und dann ihre Spicker auffalten. Auch hier spiele ich die Ahnungslose.

Ich korrigiere gerade andere Klassenarbeiten, als es mir mit Natascha reicht. Ohne aufzusehen, spreche ich die braunhaarige an. "Natascha, wie schön das ich deine Arbeit durch einen Täuschungsversuch jetzt hier vorne sehen darf. Dein Handy nimmst du bitte aus deiner Federmappe, das kannst du dir nachher beim Direktor abholen" grinse ich und werde von ihr fassungslos angesehen. Nun sehe ich auf, deute mit einem Nicken, dass es jetzt geschehen soll. Einige Beleidigungen murmelnd gibt sie alles ab und ihr Handy lege ich in die Abschließbare Schublade. "Phillip, Jan, Matthias. Spicker und Arbeit her. Jetzt" spreche ich dir nächsten an, das gleiche geschehen. "Die hat die Augen aber auch überall" murmelt Natascha. Wieder spreche ich sie an, allerdings etwas ungemütlicher. "Natascha, raus aus meinem Unterricht. Sofort!" diese geht ohne zu zögern raus und lässt sich an der Wand herunter rutschen, wie immer. Und als hätte es nicht besser kommen können, ist endlich große Pause.

Ohne Vorfälle komme ich bei der 10. Klasse an, unterrichte sie 90 Minuten und gehe danach zur 8. Klasse.

Ich sitze im Auto, stecke Mal wieder im Stau und höre ausnahmsweise Mal Radio. Ein wunderschönes Lied läuft und ich summe zur Melodie mit. "Das war Julian Reim mit Grau" spricht die Moderatorin und ich merke mir das gesagte, um es später wieder hören zu können.

Ich betrete das große Haus, werde von Spike begrüßt und sehe Essen auf dem Herd, allerdings lege ich meine Tasche ab, gehe zu Sophia's Schlafzimmer und sehe sie friedlich schlafen. Ich kann es mir nicht verkneifen, mir die Schuhe von den Füßen zu kicken und mich unter der Decke von hinten sie zu kuscheln. Was mich dazu treibt, weiß ich nicht. Aber sie strahlt eine verdammt hohe Körperwärme aus und ich fühle mich mehr als wohl. Da verblasst sogar die Erinnerung an das Lied Grau.

Meine Lebensretterin, meine große Liebe?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt