Der Wind zerrte an meinen Haaren und ich beeilte mich in den Schutz von ein paar kleinerer Häuser am Rande des Hafens zu kommen.
Dort kramte ich in meiner Tasche nach dem Handy. Ich überlegte kurz, ob ich meine Mutter anrufen oder ihr einfach eine Nachricht schicken sollte. Ich entschied mich für Letzteres.
Hey Mum, bin gut angekommen und suche jetzt erst einmal ein Hotel für die Nacht.
Ich verstaute das Handy wieder und blickte über den Hafen. Er war nicht besonders groß oder hübsch. Einfache, grüne und blaue Häuser und zwei Lagerhallen. Ein paar Häuser weiter rechts von mir führte eine Straße zum Rathaus und dem Marktplatz. Dort gab es auch zwei Hotels.
Ich wartete noch kurz bis alle Autos an mir vorbei gefahren waren und stapfte dann die Straße runter. Hier waren die Häuser hübscher und trotz ihres augenscheinlichen Alters, sehr gut erhalten. Viele hatten kleine Balkons mit bunten Blumen oder kleine Beete neben den Hautüren.
Es wirkte alles sehr ruhig und gemütlich. Vielleicht würde es hier doch nicht so schlimm werden..
Als ich auf dem Platz ankam fielen mir sofort die vielen Bäume auf. Sie standen in fünf bis zehn Meter Abstand voneinander und bildeten scheinbar ein Muster. Ich konnte aber nicht erkennen was für Eines es sein sollte.
Ich entschied mich für das linke Hotel. Es war breiter als das Andere und wirkte gemütlicher. Es gab viele Balkone mit Blumen und der Eingang wurde von zwei hohen Blumenkästen geschmückt.
Drinnen roch es sehr angenehm nach Essen. Scheinbar wurde gerade im Restaurant das Frühstück serviert.
Ein hoher, länglicher Raum bildetete die Empfangshalle. Die Wände waren weiß gestrichen und mit schönen Bildern geschmückt. In kurzen Abständen standen kleine Blumenvasen auf dem Boden.
Ich ging weiter in den Raum hinein und trat an den Empfangstresen. Ganz aus dunkel, poliertem Holz.
Sehr hübsch alles.
Der junge Rezeptionist sah mich freundlich an. Er hatte dunkelblonde Locken und braune Augen.
"Guten Abend. Wie kann ich Ihnen weiter helfen?" Seine förmliche Anrede verwirrte mich ein wenig. Er sah mehr wie ein cooler Surfer aus, der Abends mit seinen Freunden zusammen saß, Bier trank und wie ein ganz normaler Jugendlicher reden würde. Naja er war sehr wahrscheinlich auch älter als ich. Vielleicht zwanzig..
"Ich möchte ein Zimmer."
"Wie ist Ihr Name?"
"Samantha Garden." Ich reichte ihm den gefälschten Ausweis und er gab mir dann einen goldenen Schlüssel mit einer blank polierten Plakette. 56.
"Ich wünsche einen angenhemen Aufenthalt." ich nickte ihm zu und ging dann auf den Aufzug zu. Mein Zimmer befand sich im zweiten Stock. Ich ging einen langen, hell erleuchteten Gang entlang bis zu meiner Zimmertür.
Das Hotelzimmer war hell, nicht besonders groß, aber für meine finazielle Lage mehr als geeignet.
Ich legte den Koffer und meine Tasche auf das große Doppelbett und holte mein Handy raus.
Habe ein Hotelzimmer und bin gut angekommen. Wie lange soll ich hier bleiben?
Erschöpft ließ ich mich in einen der cremefarbenen Sessel am Fenster fallen und blickte nach draußen. Ich hatte ein Zimmer mit Blick auf den Marktplatz. Die Dämmerung setzte bereits ein und es liefen nur noch vereinzelt Menschen über den Platz. Die Fenster der gegenüber liegenden Häuser waren fast alle hell erleuchtet.
Mein Handy brummte.
Übermorgen ziehst du zu einer alten Bekannten von mir. Sie wird dich vom Hotel abholen. Bleib am Besten dort und bestell dir nur was auf's Zimmer. Ich bezahl.
Tja, meine liebe Mutter hatte natürlich an alles gedacht. Und wenn es doch einmal ein Problem geben sollte, wurde einfach die Kreditkarte gezückt.
Müde und missmutig packte ich meinen Koffer zur Hälfte aus und stellte mich dann unter die heiße Dusche. Mit klarerem Kopf legte ich mich in das weiche Bett und starrte an die Decke.
Was sollte ich hier machen? Ich war auf einer winzigen Insel, in einer noch winzigeren Stadt und ohne wirklicher Zukunft. Wann konnte ich denn endlich nach Hause? Oder konnte ich überhaupt nach Hause?
Vermutlich würden meine Eltern mich hier ein paar Wochen, oder vielleicht sogar Monate versauern lassen und wenn es ihnen wieder in den Kram passte wieder zurück holen.
Dann sollte ich die perfekte Tochter spielen. Lächeln und glücklich sein, so wunderbare Eltern zu haben und unendlich dankbar für das Leben was mir die beiden verschafften.
Tja, bloß war ich nicht unendlich dankbar. Meine Dankbarkeit hielt sich im Moment seehr in Grenzen. Eigentlich verspürte ich überhaupt keine Dankbarkeit.
Ganz ehrlich, wer könnte mir das verübeln? Ich saß hier fest. Für unbestimmte Zeit und ohne Plan. Meine Mutter tat zwar gerne so als hätte sie Einen, aber ich wusste dass sie zur Zeit besseres zu tun hatte als sich um mich zu kümmern.
Ich drehte mich auf die Seite und beobachtete wie der Himmel von grau in schwarz wechselte und langsam die Sterne erschienen.
Wow, wie viele Sterne es hier gab. Wieso waren die mir nie zu Hause aufgefallen?
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Gejagt
RomanceZoeys Familie zerbricht gerade. Sie steht zwischen den Fronten und es wird noch schlimmer, als ihre Eltern sie auf eine kleine Insel schicken und sie dort alleine zurecht kommen muss. Natürlich ist alles nur zu ihrem Besten... Aber dann trifft Zoey...