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juweigl
Mina?

Ich glaub, ich habe Mist
gebaut.

mina.schmidt
Wo muss ich dich jetzt wieder
rausboxen?

juweigl
Ich habe Mama vielleicht 
erzählt, dass wir wieder 
Kontakt haben? Und ganz 
vielleicht wollen sie dich 
jetzt auch treffen?

mina.schmidt
Jule, weißt du, wie unangenehm
das für mich wird?!

juweigl
Für mich wird das auch
nicht gerade toll

Aber das sind Mama und Janina,
du weißt, wie sehr sie dich
lieben

mina.schmidt
Och Jule

juweigl
Sie würden dich so gerne
wiedersehen. Sie vermissen 
dich auch, weißt du🙁

mina.schmidt
Wann fährst du?

juweigl
Übermorgen

mina.schmidt
Ich muss gucken, ob ich das mit
meiner Arbeit regeln kann

juweigl
DANKE! Du bist die beste!

mina.schmidt
Ich weiß.

Melde mich morgen, wenn ich
dir sagen kann, ob ich frei
bekomme. Ich muss mir erstmal
eine gute Ausrede einfallen
lassen🙄

◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾

"Hi", begrüßte mich Julian, nachdem ich meine Reisetasche in den Kofferraum gelegt und mich neben ihn gesetzt hatte.

"Hallo", antwortete ich nach einem erschöpften Seufzen. Ich war viel zu früh aufgestanden, aber gestern Abend hatte ich echt keinen Nerv mehr, noch meine Sachen für das Wochenende zu packen.

"Wie kommt es eigentlich, dass du als Fußballer an einem Wochenende mal Zeit hast?", wollte ich wissen.

"Länderspielpause", antwortete er knapp, als er das Auto aus der Stadt hinaus auf die Autobahn steuerte.

"Ach das, wo nur die besten nominiert werden", ärgerte ich ihn mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen.
Julian ließ empört etwas Luft aus seinen Nasenlöchern entweichen. Das Lächeln, dass er zuvor auf dem Gesicht hatte, wurde durch einen stirnrunzelnden Blick ersetzt.

"Jule?", fragte ich, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
"Du weißt, dass ich nur Spaß gemacht habe, oder? Du wirst für mich immer der beste sein, das habe ich dir doch schon versprochen, als du in der Jugend von Rosenheim gespielt hast."

"Das war von 2006 bis 2010, kann ja sein, dass sich das geändert hat", antwortete er verletzt.

"Es hat sich nichts geändert und das wird es auch nie", flüsterte ich leise.
Julians Gesichtsausdruck wurde wieder zu einem strahlenden Lächeln, das ich so sehr an ihm liebte.

"Außerdem hast du doch sogar schon fünf Mal ein Länderspiel in der A-Mannschaft gespielt, das kann auch nicht jeder von sich behaupten", versuchte ich ihn weiter aufzumuntern.

"Woher kennst du denn die genaue Zahl?"

"Ich konnte doch nicht deine Spiele in der Nationalmannschaft verpassen", empörte ich mich. "Bei deinem ersten war ich sogar im Stadion. Zwar nicht unbedingt wegen dir, aber das war dann der Bonus."

"Mina, da waren wir gerade frisch getrennt und du warst trotzdem im Stadion?" Sein Blick wanderte kurz zu mir, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte.

"Na ja, frisch getrennt würde ich das jetzt nach zwei Monaten nicht mehr nennen, aber ja. Ich habe die versprochen, dich immer zu unterstützen und das kann ich ja nicht so einfach brechen", verteidigte ich mich.

Julian wechselte die Hand, mit der er lenkte, sodass seine rechte nun frei war. Mit jener griff er nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.
Das Lächeln auf meinen Liooen wuchs. Es fühlte sich einfach so richtig an, als würden unsere Hände zusammen gehören.

Und ja, es hatte weh getan so kurz nach unserer Trennung im Stadion zu sein und ihn wieder zu sehen. Das schlimmste jedoch war, dass er während des Spiels so glücklich aussah. Aber eigentlich war es mir auch von Anfang an klar, dass er auf dem Spielfeld solche Emotionen nicht zulassen konnte.

×××

Julian klingelte an der Haustür seines Elternhauses, während ich nervös neben ihm stand. Ich kaute auf keiner Unterlippe, auch wenn ich wusste, dass Jule es hasste. Es war eben nunmal eine Angewohnheit von mir.

"Julian! Mina!", begrüßte und Julians Mutter freudestrahlend. "Wie schön, dass du es geschafft hast, mein Mädchen! Janina wartet im Wohnzimmer."
Sie zog mich in eine herzliche Umarmung.

Hintereinander betraten wir das Haus, das in meiner Jugend zu meinem zweiten Zuhause geworden war. Als wir das Wohnzimmer betreten, springt Janina von der Couch auf.
"Mina, man hab' ich dich vermisst", nimmt sie mich sofort mit ihrer offenen Art in Empfang, als wäre ich nie weg gewesen.

"Dir auch hallo, Schwesterchen", ärgerte Julian seine große Schwester, da er nicht von ihr begrüßt wurde. Janina wuschelte ihm daraufhin nur durch die Haare, was er mit einem genervten Schlag auf ihren Oberarm abtat.

Julians Eltern haben sich schon in seiner Kindheit getrennt. Ich kannte seinen Vater zwar, aber weder ich noch der Rest der Familie hatten noch viel Kontakt zu ihm. Julian hatte in dem Zug nicht nur seinen Vater, sondern auch seinen Trainer verloren und hatte sogar kurz mit dem Gedanken gespielt, ganz mit dem Fußballspielen aufzuhören.
Zum Glück hatte er das nicht getan, denn so vermisste Hans Weigl nicht nur den Kontakt zu seinen beiden Kinder, sondern auch einen wirklich talentierten Fußballspieler.

"Also, was gibt es neues bei dir, Mina? Von deinen Eltern haben wir ja schon gehört, dass du kurz nach Julian zum Studieren nach Dortmund gezogen bist", begann Julians Mutter ein Gespräch. Ihr Sohn sah sie fassungslos an, da sie anscheinend schon länger wusste, dass auch ich mittlerweile im Ruhrpott lebte und sie es ihm nicht gesagt hatte.

"Ne, eigentlich gibt es nicht so viel neues", antwortete ich.

Auch Janina schaltete sich nun in das Gespräch ein. "Wie habt ihr eigentlich wieder zu einander gefunden?"

Unsicher sah ich zu Julian. Ich glaube nicht, dass er die ganze Geschichte erzählen wollte.
"Instagram", antwortete er nur knapp.

×××

"Es tut mir so schrecklich leid, dass du nicht im Gästezimmer schlafen kannst, Mina. Das haben wir leider in eine Abstellkammer umfunktioniert, weil sich aus den alten Kinderzimmern der beiden so viel angesammelt hat", erklärte mir Julians Mutter, nachdem das Thema aufgekommen war, wo ich denn überhaupt schlafen würde.

"Alles gut, ich bin mir sicher, dass Julian nichts dagegen hat sein Bett zu teilen", sagte Janina mit einem fiesen Grinsen an ihren jüngeren Bruder gewandt.

×××

"Gute Nacht, Jule", flüsterte ich in die Dunkelheit seines alten Kinderzimmers. Wir hatten zwar auch schon nebeneinander geschlafen, als wir in der Höhle waren, allerdings hatte sein Kinderzimmer noch mal eine andere Ausstrahlung.
Hier hatten wir unseren ersten Kuss. Gott, sogar unser erstes Mal.

"Süße Träume", flüsterte er in mein Ohr, bevor er seinen Griff um mich ein letztes Mal stärkte und wir schließlich aneinander gekuschelt einschliefen.
Wir hatten keine andere Möglichkeit als zu kuscheln, denn das Bett war einfach zu klein, als dass zwei ausgewachsene Personen nebeneinander hätten liegen können.

[Ich weiß, dass Julians Eltern eigentlich noch zusammen sind, allerdings ist das für den weiteren Verlauf der Geschichte nicht ganz unwichtig]

One Last Time - J. WeiglWo Geschichten leben. Entdecke jetzt