7. Türchen | Eine unerwartete Begegnung - Teil 2

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Grinsend ging ich auf einen der Aufsteller zu uns zog ein, mir sogar bekanntes Produkt hervor. „Hast du vielleicht ein Bild von deiner Schwester? Dann kann ich schauen, ob die Farbe passt.", meinte ich zu ihm, während ich meinen Blick weiterhin durch die riesige Auswahl Streifen ließ. „Hier.", meinte er und drehte mir sein Handy entgegen. Schnell glich ich die Farben ab und zog den Passenden hervor. „Der müsste gehen.," sagte ich, als ich ihm den Concealer übergab. „Ehm danke. Ich habe zwar keine Ahnung, was das ist, aber wird schon passen.", meinte er, immer noch etwas überfordert wirkend.

Nachdem er bezahlt hatte, gingen wir gemeinsam aus dem Laden. Dort blieben wir kurz stehen. „Na dann, du weißt, wo die Bar ist. Ich folge dir.", meinte er grinsend. Lächelnd drehte ich mich um und lief los, in Richtung meiner Lieblingsbar. Brendon folgte mir. Während dem kurzen Weg dorthin unterhielten wie uns über alles Mögliche und ich konnte nun sogar reden, ohne übertrieben viel zu stottern. Nach ein paar Minuten standen wir dann vor dem alten, von außen ziemlich heruntergekommenen Gebäude, das Brendon erstmal ziemlich skeptisch betrachtete. „Sicher, dass wir da rein wollen?", fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Abwarten.", meinte ich verschwörerisch lächelnd und lief die paar Stufen nach oben zur Eingangstür. Mit etwas Abstand folgte er mir und sah mich abwartend an. Dann drückte ich die Türklinke nach unten und eine Welle warme Luft strömte mir entgegen. „Wow. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.", war sein einziger Kommentar, als er die Bar von innen betrachtete.

Und mir ging es ähnlich, obwohl ich schon so oft hier gewesen war. Drinnen wurden wir von einem knisternden Kamin empfangen, der an der gegenüberliegenden Wand stand. Rechts und links standen jeweils einige Tische mit bequemen Sitzbänken, die das ganze Ambiente total gemütlich gestalteten. Im Hintergrund lief gerade leise „Last Christmas" und vor allem in der Adventszeit war es hier wunderschön, da alles total weihnachtlich dekoriert war. Das mag zwar für manche ziemlich unspektakulär wirken, doch für mich war es ein super Rückzugsort, in dem ich ganze Nachmittage verbringen konnte, ohne von irgendwem gestört zu werden. Auch wenn es hier auf den ersten Blick nicht nach einer richtigen Bar aussah, hieß es hier immer noch „The old mans bar", auch wenn ich nicht ganz verstand, weshalb. Denn eigentlich wirkte die Bar eher wie ein kleinen, gemütliches Cafe...

Lächelnd drehte ich mich zu Brendon um, der ebenfalls mit großen Augen den Raum beobachtete. Abgesehen von einer älteren Dame, die an einem der hinteren Tische saß, waren wir alleine. „Na komm, setzten wir uns.", meinte ich und schnappte mir seine Hand. Noch im selben Moment merkte ich, was ich da eigentlich getan hatte. Wir kannten uns gerade mal ein paar Minuten und waren sozusagen Wildfremde füreinander. Da konnte ich doch nicht einfach seine Hand nehmen! Schnell ließ ich sie wieder los und zog meine Hand zurück. Überrascht huschte Brendon's Blick zu mir, weshalb ich schnell meinen Blick abwendete und auf einen freien Tisch am Fenster zu ging. Mit einer hochgezogenen Augenbraue folgte er mir, doch sagte zum Glück nichts über mein kleines Malheur. „Willst du was trinken?", brach er die unangenehme Stille. „Ehm, gerne. Wie wär's mit einem Midnight? Das ist mein Lieblingscocktail.", meinte ich, nun wieder lächelnd. „Wenn du sagst, der ist lecker, vertraue ich dir einfach.", meinte er und wackelte mir den Augenbrauen, was mich zum Lachen brachte.

Nachdem wir unsere Getränke bestellt hatten und diese auch gekommen waren, fingen wir an, uns zu unterhalten. „Also, erzähl mal was von dir, Kim.", meinte er. „Puhhh, das gibt es eigentlich nicht so viel zu erzählen... Mein Leben ist momentan nicht sonderlich interessant.", antwortete ich schulterzuckend. „Ach komm, das glaube ich dir nicht. Was machst du beruflich?", fragte er grinsend. „Ich studiere noch.", meinte ich. „Und was, wenn ich fragen darf?", fragte er wieder. „Medizin.", sagte ich. „Oh wow, damit hätte ich irgendwie überhaupt nicht gerechnet. Also versteh das nicht falsch, ich finde das total super, aber du hast für mich irgendwie... ja, keine Ahnung...ich...-" „Hey, alles gut. Das bekomme ich öfters zu hören. Viele denken, ich wäre zu schüchtern für den Beruf, aber wenn ich mich damit befasse, bin ich wie ein anderer Mensch!", grinste ich. „Okay, lustig.", meinte er, immer noch etwas verlegen.

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