20. Türchen | Süßer die Glocken nie klingen - nicht mal hier in Münster - Teil 2

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POV Boerne:

Offensichtlich hatte der Kommissar trotz des vorigen Mittelfingers einen guten Tag, denn Thiel hatte sich tatsächlich breitschlagen lassen, dass er nachher vorbei kommen würde, wenn seine Mutter zum Kaffee da war. Boerne hatte ihm das Missverständnis peinlich berührt erklärt und Thiel versprach, dass er sich rein zufällig beschweren wollte, weil es in der Nachbarwohnung in der letzten Zeit häufig etwas lauter war zur nachtschlafenden Zeit. Das würde wohl genügen, dass seine Mutter glaubte, dass er tatsächlich eine Frau an der Angel hatte. Erstens würde sie ihn dann zukünftig wieder in Ruhe lassen mit ihren nervtötenden Fragen und außerdem hatte er ja somit einen plausiblen Grund, dass er nun wirklich nicht auf Justus Geburtstag erscheinen konnte.

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„Möchtest du etwas von meinen Plätzchen probieren? Die habe ich heute frisch gebacken", verkündete Boerne seiner Mutter stolz.

„Sehr gerne mein Schatz. Wann hast du denn deine Verabredung?"

Plötzlich klingelte es an der Wohnungstür und Boerne grinste wie ein kleiner Schneekönig.

Thiel kam aber auch wie gerufen!

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POV Thiel:

Na warte, dachte sich Thiel und freute sich schon jetzt darauf, das Gesicht von Boerne zu sehen. Eigentlich tat ihm diese Aktion ja wirklich leid und seine Art war das ja schon überhaupt nicht, aber noch immer verspürte er da so gewisse Rachegelüste, was ihn eben nun doch zu dieser Tat trieb.

„Ah, Thiel! Welch Glanz in meiner bescheidenen Hütte", kam es von Boerne, der ziemlich erleichtert aussah.

„Na? Darf ich?", fragte Thiel und grinste seinen Nachbarn breit an.

„Na aber natürlich. Meine Mutter ist zugegen. Mama? Thiel ist da!", verkündete er und lief zurück ins Wohnzimmer.

Dem wird sein Lachen gleich vergehen, dachte Thiel amüsiert, flitzte noch mal schnell zurück in seine Wohnung und trat wenig später ins Wohnzimmer ein.

„Ah, guten Tag, Frau Professor", begrüßte Thiel die ältere Dame, welche für ihr Alter noch immer ausgesprochen attraktiv war. Boerne musste zweifelsohne nach ihr kommen, gut, wenn man die Haarfarbe ignoriert, dachte er grinsend, denn die hatte er eindeutig seinem Vater zu verdanken.

„Herr Thiel, ach das ist ja nett Sie zu sehen."

Lächelnd überreichte er Mutter Boerne einen Weihnachtsstern, weshalb diese zu strahlen begann.

„Oh wie aufmerksam. Ich liebe Weihnachtssterne."

„Ja, das hat Ihr Sohn mal erwähnt."

Boerne sah etwas verdattert aus, aber scheinbar dachte er sich nicht all zu viel und fand es selbst nett, dass Thiel so ein Kavalier sein konnte.

„Setzten Sie sich doch zu uns."

„Ach ich möchte eigentlich gar nicht lange stören, Frau Professor Boerne."

„Sie stören doch nicht, Herr Thiel. Im Gegenteil. Ich freue mich, Sie nach all der Zeit wiederzusehen. Vor allem nach dem Geständnis meines Sohnes. Gut, so ein richtiges war es ja nicht, aber er war schon immer ein wenig", sie wedelte wie Boerne zuvor mit den Händen in der Luft, „verklemmt."

„Bitte?", fragte Boerne, der wohl überhaupt nicht mitkam.

„Ach, so ist er halt. Ich sag's ihm ja auch immer. Schatz, hab ich gesagt, es wird Zeit, dass wir uns nicht mehr verstecken, aber er ist halt so schüchtern. Nicht wahr, Schnurzel?", fragte Thiel, griff nach Boernes Krawatte und begann mit dieser zu spielen.

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