10 - Your pregnancy test was right!

4.3K 88 4
                                    

Mai
Seufzend ließ ich mich auf einen Stuhl im Wartezimmer fallen. Direkt nach der Schule war ich zum Frauenarzt gelaufen. Gegenüber von mir saß eine ältere Frau, die ein Sudoku ausfüllte, neben mir saß eine hochschwangere Frau und blätterte in einer Zeitschrift.
,,Zhara Ullinger? Du kannst gleich mit mir mitkommen.", rief mich eine junge Frau auf. Ich folgte ihr in ein Zimmer und sollte mich auf eine Liege legen.
,,Hallo", fing die Ärztin an, ,,Was kann ich für dich tun?"
,,Hallo. Ich bin vielleicht schwanger."
,,Vielleicht heißt was?"
,,Ich habe einen positiven Schwangerschaftstest, ich habe meine Tage nicht und muss mich ständig übergeben."
,,Okay."
,,Sie halten mir keinen Vortrag von Verhütung?", fragte ich überrascht.
,,Nein. Das bringt dir jetzt ja nichts mehr. Es passiert viel zu häufig, dass Mädchen in deinem Alter schwanger werden. Wir versuchen, dass mehr aufgeklärt wird, aber es hilft wohl nicht wirklich etwas. Also, dann machen wir einen Ultraschall. Mach bitte deinen Bauch frei.", sie holte eine Tube, ,,Das könnte jetzt etwas kalt werden."
Die Creme war ziemlich kalt. Aber das war mir egal, da ich viel zu nervös war. Wenn diese Frau mir gleich sagte, ich sei schwanger, dann hatte ich mir mein Leben kaputt gemacht.
,,Hmm. Dein Schwangerschaftstest ist richtig gewesen. Du bist schwanger! Herzlichen Glückwunsch." Tränen stiegen mir in die Augen. Ich war schwanger. Ich war wirklich schwanger!
,,Wie weit bin ich denn schon?", fragte ich traurig.
,,Moment ... du bist in der neunten Woche."

☆☆☆

Beim Rauslaufen schickte ich Nora eine Nachricht: Komm bitte zu mir nach Hause. Ich brauche Unterstützung.
Ich lief die Straße entlang und wollte einfach nur nach Hause. Eigentlich wollte ja ein Kind, weil ich mich in meiner Familie im Moment unwohl und unverstanden fühlte. Mein Vater war nur noch schlecht gelaunt. Wenn ich ein Kind hatte, hätte ich ein kleines Wesen, das auf mich angewiesen war. Ich sollte mich total freuen. Doch nun war ich schwanger und hatte mir damit einfach nur mein Leben kaputt gemacht.

Bei mir zu Hause stand Nora schon vor der Tür. Ich umarmte sie, schloss auf und wir traten hinein.
,,Hallo!", rief ich.
,,Hallo Zhara", antwortete meine Mama. Als sie in den Eingang kam und Nora erblickte fügte sie noch hinzu: ,,Oh. Hallo Nora! Ihr seid spät dran. War noch was los?"
,,Äh", ich suchte nach einer glaubhaften Ausrede, ,,wir mussten noch..."
,,Den Kehrdienst übernehmen.", kam Nora mir zu Hilfe.
,,Ja genau. Alle anderen sind einfach abgehauen, also mussten wir das tun."
,,So lange?" Wir nickten. ,,Na, ist ja auch egal. Wollt ihr etwas essen? Ich habe Minidonuts gemacht."
,,Ja, sehr gerne!" Ich liebte die Minidonuts meiner Mama.
,,Ich mache euch ein Paar in eine Schüssel und bringe sie dann hoch."
Wir bedankten uns und liefen dann die Treppe hoch, in mein Zimmer.
Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, fragte Nora: ,,Also, du bist jetzt sicher schwanger?" Sie setzte sich auf mein Sofa.
Ich nickte und begann nervös in meinem Zimmer auf und ab zu laufen.
,,Das ist alles total schief gegangen! Ich bin in der neunten Woche! Das heißt, das Kind ist von Herr Davids. Ich drehe durch! Warum muss das denn mir passieren?"
,,Donuts!", unterbrach mich meine Mutter.
,,Danke Mama" Ich nahm ihr die Schüssel ab.
,,Was ist denn los mit dir, Zhara? Warum bist du so aufgebracht?"
,,Mama, ich kann mit dir gerade nicht darüber reden. Tut mir leid."
,,Okay, dann geh ich mal wieder. Wenn du deine Meinung änderst, sag mir Bescheid, ja?"
Ich nickte. Als die Tür wieder geschlossen war, drehte ich mich zu Nora. ,,Meinst du sie ist sauer auf mich?"
,,Hmm. Vielleicht eher ein wenig verletzt." Ich setzte mich neben Nora auf mein Sofa und hielt ihr die Donuts hin. Als sie sich einen genommen hatte, biss ich in meinen.
,,Ach Mann! Ich kann nicht mal die besten Donuts der Welt genießen! Was sind die Fakten? Ich muss die Schule unterbrechen, vielleicht sogar abbrechen. Was mach ich denn, wenn das Kind da ist? Mama sein ist doch ein Vollzeitjob! Also habe ich keinen Abschluss. Mein Vater wird mich umbringen. Er wird mich zwingen abzutreiben! Abtreiben will ich aber nicht. Ich werde sonst mein ganzes Leben Schuldgefühle haben, weil ich einem kleinen Menschen das Leben genommen habe."
,,Hey! Zhara, komm runter!", sie legte einen Arm um mich. Frustriert biss ich erneut in einen Donut. ,,Das mit der Schule ist wirklich doof. Da brauchen wir Beratung, damit kenne ich mich nicht aus. Aber deinem Vater kannst du einfach nach dem dritten Monat von der Schwangerschaft erzählen, wenn man nicht mehr abtreiben darf."
,,Aber ich kann mein Kind nicht selbständig versorgen. Ich kann mein eigenes Kind nicht versorgen! Meine Güte, ich bin schwanger!" Wieder schossen mir Tränen in die Augen. ,,Stell dir das mal vor! In mir wächst ein Leben. Ich bin gerade mal fünfzehn! Und denk an die Blicke von unseren Mitschülern, von den Lehrern, Hannes, Herr Davids. Oh Gott? Was sag ich denn Herr Davids?" Ich schnappte mir wieder einen Donut. Mein Bauch würde ja sowieso wachsen, das würde ein Donut mehr oder weniger auch nicht verhindern können. Also verspeiste ich noch einen.
,,Ist so viel Zucker schlecht für das Kind?", fiel mir ein.
,,Naja. Ich habe mal gelesen, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft viel Zucker gegessen haben, Allergien hatten. Aber ich glaube nicht, dass ein Nachmittag mit zu vielen Donuts schon so viel ausrichten kann."
,,Also kann ich weiter Frustessen?"
Sie nickte. ,,Ich denke schon."

☆☆☆

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich zuerst an den Menschen in mir. Ich legte meine Hände auf meinen Bauch.
Ich hatte überhaupt keine Lust auf diesen Schultag. In einem halben Jahr müsste ich eh zu Hause bleiben. Warum nicht gleich?

Schließlich entschied ich mich doch aufzustehen. Ich lief zu meinem Schrank und suchte mir einen weiten Pulli in bordeaux und eine enge schwarze Jeans raus. Normalerweise zog ich mich immer etwas schicker an, aber heute war ich nicht in der Stimmung dafür. Außerdem konnte ich, wenn ich wollte, meine Hände in die Taschen machen und so unbemerkt an meinen Bauch fassen.

In der Schule fühlte ich mich ziemlich unwohl. Ich redete mir ein, dass niemand Bescheid wusste, außer Nora und mir. Herr Davids ahnte vielleicht etwas, aber ich glaubte nicht, dass er es weitersagen würde.

~~~~~~~~
Kapitel Nummer 10 :)

LehrerloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt