1 Monat später
Dezember,,Mama kann ich heute bitte in die Schule gehen?"
,,Zhara, wir haben das doch schon oft durchgesprochen."
,,Ja, aber ich möchte wirklich nichts verpassen." Meine Argumente waren nicht wirklich gut, aber ich wollte in die Schule.
,,Du hast doch deinen Hauptschulabschluss gemacht. Du bist sozusagen fertig mit der Schule."
Darum ging es mir ja eigentlich gar nicht. Eigentlich wollte ich wegen Herr Davids nochmal zur Schule gehen. Ich hatte mir eingestanden. Aber das konnte ich meiner Mutter nicht erzählen.
Ich setzte meinen Hunde-Blick auf und sagte: ,,Bitte. Ich bin gesund und das Baby soll erst in eineinhalb Wochen kommen."
,,Ist gut. Ich kann dich eh nicht zwingen zu Hause zu bleiben."
Jippie! Ich hatte gewonnen!
,,Aber pass auf dich und Kira auf, ja? Sei vorsichtig!"
,,Ja Mama, natürlich. So wie andauernd.", versprach ich. Ich lief in mein Zimmer, nahm mir einen Rucksack und steckte einen Block und einige Stifte ein. Danach lief ich wieder nach unten und rief meiner Mutter ,,Tschüss! Bis später." zu.
,,Soll ich dich fahren?", fragte sie mich.
,,Nein, musst du nicht. Ich laufe schnell."
,,Gut, dann bis später!"☆☆☆
,,Also, was tust du jetzt wirklich hier? Ich glaube dir nicht, dass du nur mal wieder zur Schule gehen wolltest." Nora kannte mich einfach zu gut.
,,Ich wollte ihn sehen, nur noch einmal."
,,Herr Davids?"
,,Ja, aber psst! Sag seinen Namen nicht so laut."
Der Schultag ging relativ schnell rum. In der vorletzten Stunde hatten wir Herr Davids. Ich wusste nicht, ob er überrascht war, mich zu sehen, denn er schaute mich nicht an. Hatte er mich noch nicht bemerkt? Oder hatte er schon gesehen, dass ich da war und wollte mich ignorieren?☆☆☆
,,Der Unterricht ist dann beendet. Ich wünsche ich euch eine schöne Pause.", verabschiedete Herr Davids sich.
,,Nora, hilf mir bitte mal hoch."
Sie streckte mir ihre Hand hin, ich ergriff sie und sie zog mich nach oben.
Plötzlich hatte ich das Gefühl als würde ich unkontrolliert pinkeln.
,,Ist alles gut, Zhara?", fragte Nora besorgt. ,,Du siehst ängstlich aus."
,,Ich weiß nicht. Ich glaube ich habe gerade einfach so gepinkelt. Weißt du, was das heißt?"
,,Oh mein Gott, Zhara! Wann ist nochmal dein berechneter Geburtstermin? Ich denke, dass deine Fruchtblase geplatzt ist."
,,Was?", rief ich.
,,Ist alles gut bei euch?", wollte Herr Davids plötzlich wissen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er zu uns gekommen war. Vielleicht wollte er mich doch nicht ignorieren.
,,Meine Fruchtblase ist geplatzt."
Herr Davids nickte, dann drehte er sich zu meinen Mitschülern. ,,Geht mal alle aus dem Klassenzimmer.", ordnete er an und meine Klasse tat, was er verlangte.
,,Du musst ins Krankenhaus.", fiel Nora ein.
Ich nickte. ,,Kannst du ... oh!" Ich bekam Wehen.
,,Wir müssen die Zeitabstände zwischen den Wehen messen.", informierte Nora uns und Herr Davids schaltete die Stoppuhr seines Handys ein.
,,Kannst du meiner Mutter Bescheid sagen, Nora?"
Sie nickte.
,,Ich kann Zhara ins Krankenhaus fahren.", schlug Herr Davids vor.
,,Das wäre gut.", meinte Nora.
,,Und meine Mutter soll auch die Kliniktasche mitbringen."
Wir liefen aus dem Klassenzimmer, Nora hatte einen Arm um mich gelegt, um mich zu stützen. Herr Davids lief neben uns her. Außerhalb des Klassenzimmers schauten die Schüler erstaunt.
Wir erreichten Herr Davids Auto und ich wurde hineingesetzt.
,,Der Sitz muss soweit wie möglich nach hinten gestellt werden. So wird die Gefahr geringer, dass es zu einem Nabelschnurvorfall kommt und die lebenserhaltende Verbindung zwischen Mutter und Kind unterbrochen wird."
,,Nora, du solltest Hebamme werden. Mit dem ganzen Wissen, das du dir wegen mir angeeignet hast, musst nicht mehr viel weiteres lernen. Oh!"
,,Das waren sieben Minuten.", erklärte Herr Davids.
Wir stellten meinen Sitz so weit nach hinten wie möglich.
,,Okay, fahrt ihr schon mal. Ich rufe Zharas Mutter an und komme dann irgendwie nach. Tschüss."Herr Davids startete den Motor. Ich nahm sein Handy mit der Stoppuhr.
,,Dankeschön, dass Sie mich fahren."
,,Ist doch klar, Zhara. Du musst dich nicht bedanken."
,,Aber in letzter Zeit ist es so komisch zwischen uns gewesen. Wir gehen uns irgendwie nur noch aus dem Weg. Heute hatte ich das Gefühl als hätten Sie mich die ganze Zeit ignoriert."
,,Ich liebe dich noch, Zhara. Das ist nicht so leicht zu überspielen. Aber etwas zwischen uns beiden ist eben nicht erlaubt. Das wird nichts."
,,Aber wenn ich fertig mit der Schule bin, dann bist du doch nicht mehr mein Lehrer."
,,Das klingt mit Sicherheit egoistisch, aber ich möchte wirklich kein Risiko eingehen.", erklärte er mir. ,,Außerdem, bist du nicht mit Hannes zusammen?"
,,Ja." Ich seufzte. ,,Das bin ich."
Eigentlich hatte ich keine Zweifel in meiner Beziehung mit Hannes, aber wie ich hier mit Nico Davids saß, das gefiel mir sehr gut. Ich fühlte mich in seiner Nähe leider immer noch total wohl.
Plötzlich spürte ich wieder eine Wehe. Das tat so weh. Ich schaute auf die Stoppuhr. Sechs Minuten. Bei vier Minuten wurde es ernster. Oder?
,,Hast du eigentlich vor Kira zu erzählen, dass Hannes ihr Vater ist?"
,,Ich weiß es nicht."
,,Tut das nicht. Es schmerzt sie nur unglaublich, wenn sie herausfindet, dass er nicht ihr Vater ist. Wenn sie ihr ganzes Leben denkt, er wäre ihr Vater und dann die Wahrheit herauskommt - ich würde euch das wirklich abraten."
,,Hast du Erfahrung damit?"
Er nickte langsam. ,,Meine Eltern haben sich getrennt, als ich etwa zwei Jahre alt war. Meine Mutter fand einen neuen Typen, sie haben geheiratet und er hat mich irgendwann adoptiert. Sie haben mich dann zu zweit aufgezogen und mir vorgegaukelt, er wäre mein Vater. Es war hart mit sechzehn Jahren herauszufinden, dass ich mein Leben lang belogen wurde. Ich schätze, ich hätte fast die gleiche Beziehung zu meinem Adoptivvater gehabt, wenn sie es mir von Anfang an gesagt hätten."
,,Oh nein.", war alles was aus meinem Mund kam. Na super.
,,So, wir sind da."
,,Eine Frage noch, bevor wir aussteigen. Wann genau gehst du weg?"
,,Zum zweiten Halbjahr."
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Lehrerlove
عاطفيةBis Zhara bemerkt, dass sie etwas für ihren Englischlehrer empfindet, läuft in ihrem Leben eigentlich alles perfekt... Doch was soll sie tun, wenn ihr Lehrer auch etwas für sie empfindet? Was, wenn auf einer Party eins zum anderen führt und sie mit...