Caden

6.2K 340 61
                                    

»I swear to never take you for granted, as my heart's only beating for you to hear it«

.•:*´¨'*:•☆ ☆•:*´¨'*:•.

Es waren inzwischen vier Tage vergangen, seitdem ich verzweifelt aus Sam’s Apartment gestürmt bin. Ich kann nicht mehr in Worte fassen, was in mir vorgegangen war oder weshalb ich es nicht mehr ausgehalten hatte, dort zu bleiben. Der Druck und die Verzweiflung waren mir zu groß geworden, sodass ich mich selbst nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte. 
Seine Anrufe lehnte ich jedes Mal ab und den größten Teil meiner Zeit hatte ich an Orten wie der Bibliothek verbracht. Nicht, dass ich Bücher lesen wollte. Es war bloß ein Platz, an dem Sam mich niemals aufsuchen würde. Ich musste ihm aus dem Weg gehen, es ging nicht anders. 
Mir war klar, zu was für einem schlechten Freund mich das machte. Doch ich war mir seit unserem Gespräch bewusst geworden, dass ich noch nicht bereit dazu war, mit ihm darüber zu reden. Selbst, wenn ich mich danach sehnte, von ihm verstanden zu werden, konnte ich die Worte nicht über meine Lippen bringen. Es war einfach nicht möglich. 
Weil mir klar war, wie egoistisch und feige mein Verhalten ihm gegenüber war, hatte ich einen Beschluss gefasst. Ich würde ihn noch heute Abend anrufen. Mich bei ihm entschuldigen und ihn darum bitten, zu vergessen, was ich gesagt hatte. Oder besser, was ich nicht gesagt hatte.

Ich saß lange Zeit vor meinem Handy und überlegte, wie ich das Gespräch wohl am besten beginnen sollte. Obwohl Sam mein bester Freund war, der mit Sicherheit fast all meine Geheimnisse kannte, fiel es mir nicht leicht, mit ihm darüber zu reden. 
Mein Herz begann, mit dem Piepsen meines Handys schneller zu schlagen. 

“Caden, wo zur Hölle warst du?”, ertönte seine Stimme, die sowohl besorgt, als auch wütend klang. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Nervös stand ich auf und ging ziellos in meinem Apartment hin und her. “Es tut mir leid. Ich weiß, ich hätte mich melden sollen”, sagte ich geknickt und blieb vor der Palme stehen, die ich neu gekauft hatte. Ich berührte ihre Blätter vorsichtig, in der Angst, sie womöglich zu beschädigen. Es kam mir so vor, als würde ich alle enttäuschen, die mir wichtig waren. Erst war es Jamie am Telefon gewesen und nun Sam. Und das bloß, weil ich mich selbst nicht unter Kontrolle hatte und keinen Ton mehr heraus bekam, um nicht die Gefahr einzugehen, etwas mit meinen Worten zu verändern oder zu zerstören.
“Ich kenne dich schon lange genug, deswegen verstehe ich das ja. Aber weißt du denn nicht, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Zuerst gehst du einfach und dann höre ich drei Tage lang nichts mehr von dir. Idiot.” Sam’s Stimme nahm allmählich wieder ihren normalen Tonfall an, was mich jedoch nicht beruhigte. 
“Ich kann verstehen, dass du sauer auf mich bist. Es ist keine Ausrede, das ist mir klar, aber ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um alleine zu sein”, erklärte ich ihm schuldbewusst. 
“Okay… Hör mir zu. Ich werde das jetzt nicht nochmal erwähnen, wie du es ja von mir verlangt hast. Aber wenn du mit mir reden willst, bin ich immer da. Verstanden?”, fragte er mich und die Sorge, die in seiner Stimme lag, war unverkennbar. 
“Ja. Danke, Sam”, antwortete ich und spürte die Erleichterung, die sich langsam in mir breit machte. Womit hatte ich einen solchen besten Freund bloß verdient? Ich wusste, dass Sam mir mein Verhalten nicht so schnell verziehen hätte, wenn er nicht gemerkt hätte, dass mich wirklich etwas belastete. 
“Wir sehen uns dann übermorgen beim Football Training, oder?”, wollte er von mir wissen. 
“Klar. Um 16 Uhr, nicht wahr?”, hakte ich zur Sicherheit nach. Es passierte mir gelegentlich, dass ich zu spät zum wöchentlichen Training erschien, da ich mich nicht an die Uhrzeit erinnern konnte.
“15 Uhr, Caden. 15 Uhr”, verbesserte er mich streng und lachte. “Das meinte ich doch, habe mich nur versprochen”, erwiderte ich und grinste. 
Wir verabschiedeten uns voneinander und ich ließ mich erleichtert auf mein Bett fallen. 
Nach ein paar tiefen Atemzügen fasste ich den Entschluss, morgen bei Jamie vorbeizuschauen. Ich wusste nicht recht, wie ich das Gefühl beschreiben sollte. Obwohl es auf der Hand lag, konnte ich es mir nur schwer eingestehen. 
Ich vermisste ihn. 

Unexpected Love (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt