Caden

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»And suddenly all the love songs were about you«

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Unschlüssig stand ich vor Jamies Tür und fragte mich, weshalb er sie mir nicht öffnete. Hatte ich seine Nachricht falsch verstanden? Verunsichert nahm ich mein Handy hervor und las mir seine Worte mindestens dreimal hintereinander durch, um sicherzugehen.
Anstatt erneut zu klingeln, entschied ich mich dazu, dieses Mal anzuklopfen. Er müsste mich längst gehört haben. Nachdem ich eine weitere Minute verwirrt vor seinem Apartment stand, kam mir eine Idee, selbst wenn sie nicht sonderlich vernünftig war. Jedoch begann ich mir allmählich Sorgen zu machen, weshalb ich der Versuchung nicht widerstehen konnte.
Ich zog mein Portemonnaie heraus, das sich glücklicherweise meistens in meiner Hosentasche befand. Nach kurzem Suchen fand ich den Schlüssel, den Jamie mir anvertraut hatte. Bevor ich ihn ins Schloss steckte, zögerte ich jedoch. War es ein Vertrauensbruch, ihn ohne Nachzufragen zu benutzen? Doch was, wenn ihm etwas passiert war? Ich schob meine Gedanken beiseite und öffnete die Tür langsam. Leise betrat ich sein Apartment und alles sah aus, wie beim letzten Mal, als ich hier gewesen war. Auf den ersten Blick war Jamie nirgends zu sehen, weshalb ich die Tür vorsichtig hinter mir schloss.
Mit klopfendem Herzen begab ich mich in sein Schlafzimmer. Erleichtert atmete ich auf, als ich Jamie schlafend auf seinem Bett erblickte. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich trat ein paar Schritte auf ihn zu.
Er trug ein hemdähnliches Oberteil, welches vollständig aufgeknöpft war und seinen Oberkörper größtenteils entblößte. Jamies Kopf war zur Seite gedreht, in den Kissen versunken und sein Haar war offensichtlich noch nicht gemacht worden, was ihn bloß um einiges süßer aussehen ließ.
Ich fühlte mich ein wenig dreist, seinen Oberkörper so unverhohlen anzustarren, der ebenso gebräunt war, wie der Rest seines Körpers. Es war nicht das erste Mal, dass ich zur Hälfte unbekleidet sah, dennoch war es etwas anderes. Jamie wirkte so unschuldig und es tat mir beinahe leid, dass er meinen Blicken ausgesetzt war, weshalb ich mich dazu entschloss, ihn aufzuwecken. 
Vorsichtig setzte ich mich neben ihn auf die Bettkante und strich sanft über seinen Arm.
Als er nicht reagierte, ließ ich meinen Blick ungewollt erneut an seinem Oberkörper hinab gleiten. Es war unglaublich schwer, der Versuchung zu widerstehen, ihn zu berühren.
Bei längerer Betrachtung bemerkte ich, dass sein Bauch gerötet war. Ohne unvernünftige Hintergedanken fuhr ich mit meinem Finger zaghaft über die Stelle, was Jamie scheinbar dazu veranlasste, aus seinem Schlaf zu erwachen.
Er drehte seinen Kopf gemächlich wieder gerade und öffnete seine Augen wenige Sekunden später. Meine Reaktion erfolgte zu spät, weshalb es mir nicht mehr gelang, meine Hand von seinem Bauch zu nehmen. Jamies Augen weiteten sich, als er mich erblickte. “Caden?”, fragte er mit brüchiger Stimme und versuchte vergeblich, sich ein wenig aufzurichten, was ihm scheinbar Schmerzen zufügte. “Ist alles okay bei dir? Was ist mit deinem Bauch passiert?”, wollte ich wissen und sah besorgt in seine Augen, die vor Erschöpfung glänzten. Jamie blickte verunsichert zu meiner Hand hinab, weshalb ich dachte, meine Berührung würde ihm unangenehm sein. Zögerlich wollte ich sie zurückziehen, doch er legte seine Hand auf meine, um mich von meinem Vorhaben abzuhalten. “Das stört mich nicht”, sagte er nachdrücklich und versuchte sich an einem Lächeln. Seine Worte beruhigten mich zwar, jedoch musste ich wissen, was mit ihm passiert war.
“Jamesy”, begann ich ernst und konnte praktisch spüren, dass etwas nicht mit ihm stimmte.
“Wieso ist dein Bauch so gerötet? Was ist passiert?” Jamie wich meinem Blick aus und ließ sich noch tiefer in die Kissen sinken. Es war offensichtlich, dass er nicht darüber sprechen wollte. Mit größter Vorsicht stieg ich über Jamie auf die andere Betthälfte, um mich neben ihn legen zu können. Er verharrte in seiner Position, ohne ein Wort zu sagen. Was auch immer passiert war, es hatte ihn sehr mitgenommen.
Seitdem meine Mutter gestorben ist, hatte ich immer das Bedürfnis dazu verspürt, anderen zu helfen, wenn es ihnen nicht gut ging. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich es bei ihr damals nicht tun konnte.
Ich drehte mich auf die Seite, um Jamie betrachten zu können. Er starrte angestrengt zur Decke hinauf und presste die Kiefer aufeinander, vermutlich, um seine Gefühle im Griff zu behalten. Ich kannte solche Methoden von mir selbst, weshalb ich nachvollziehen konnte, was für Gefühle er gerade in sich trug.
Unschlüssig sah ich ihn an und fragte mich, wie ich am besten handeln sollte. Wollte er überhaupt mit mir darüber reden? Seine Augen, die von Sekunde zu Sekunde glasiger wurden, veranlassten mich dazu, meine Zurückhaltung vollständig abzulegen.
“Komm näher”, sagte ich leise und zog Jamie sanft an mich, sodass er seinen Kopf zaghaft auf meine Schulter legen konnte. Ich versuchte inständig, meine Konzentration durch den engen Körperkontakt nicht zu verlieren, denn es gab Wichtigeres in diesem Moment.
Er atmete tief aus und drehte seinen Kopf so, dass er mich ansehen konnte.
“Es ist schwer, darüber zu sprechen”, begann Jamie mit heiserer Stimme und schloss die Augen. “Du musst es nicht tun… Nur, wenn du wirklich möchtest”, versicherte ich ihm und spielte zärtlich mit einer seiner Haarsträhnen, was eine beruhigende Wirkung auf ihn zu haben schien. Jamie kuschelte sich noch näher an mich, wodurch der Teil seines Hemdes, der bis gerade noch an ihm gehaftet hatte, hinunter rutschte und somit die gesamte Hälfte seines Oberkörpers frei legte. Allein der kleine Einblick, welcher mir vorhin auf seine zarte Haut geboten wurde, hatte gereicht, um mich beinahe um den Verstand zu bringen. Ich konnte mich zwar nicht beschweren, nun einen weitaus größeren Teil seines Körpers in Augenschein nehmen zu können, befürchtete jedoch, dass es ihm unangenehm sein könnte.
Jamie grinste bloß, machte sich aber nicht die Mühe, etwas daran zu ändern. Wären wir in einer anderen Situation gewesen, hätte ich mich mit Sicherheit nicht beherrschen können und ihn noch in derselben Sekunde berührt.
“Ich will es dir erzählen”, entschied Jamie nach kurzem Schweigen, doch ich konnte meinen Blick unmöglich von seinem Oberkörper lösen. “Warte”, sagte ich hastig, woraufhin Jamie verwundert zu mir aufblickte. “Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du halbnackt neben mir liegst”, erklärte ich, was ihm ein Grinsen auf die Lippen zauberte. Allein deswegen war es meinen Kommentar wert gewesen. Jamie überlegte kurz und sagte dann: “Kannst du mir das Shirt geben, was neben dir auf dem Stuhl liegt?”
Ich musste mich bloß ein wenig strecken, um es zu ergreifen, dann reichte ich es ihm.
Er setzte sich auf und streifte das Hemd ab, was mir einen kurzen Blick auf seinen Rücken gewährte. Mir gefiel, was ich sah, doch ich war nicht in der Stimmung für intime Dinge, wenn es Jamie so schlecht ging. Nachdem er sich das graue Shirt übergezogen hatte, lehnte er sich zurück und platzierte seinen Kopf wieder auf meiner Schulter, was die verborgenen Gefühle in mir zu entflammen schien.

Unexpected Love (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt