2. Türchen - 1998: Kein tiefer Fall

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Die Familien Kim und Jeon wollten dieses Jahr den zweiten Weihnachtsfeiertag zusammen verbringen. Natürlich freuten sich die Kinder ganz besonders auf ein Ereignis: das auspacken der restlichen Geschenke. Das stellte für die Kleinen natürlich das absolute Highlight des Tages dar.
Der sechsjährige Kim Seokjin hatte sich aber auch sehr über den Nachtisch gefreut, der nicht gerade traditionell war, aber trotzdem sehr lecker: Frischer, warmer Apfelkuchen mit Vanilleeis.

"Jungkoo, guck guck!", rief Taehyung und kam hinter dem Sofa hervor gerannt. Der inzwischen 15 Monate alte Jungkook fing herzhaft an zu lachen, was seinen fast dreijährigen Freund zum kichern bracht. Auch sein älterer Bruder konnte ein Grinsen nicht verbergen.

Die Männer der Familien hatten sich ins Wohnzimmer gesetzt und Jeon Dojun hatte seine Videokamera hervorgeholt, weil die beiden Frauen ihn mal wieder darum gebeten hatten. Während sich die Männer über Technik unterhielten, schenkten sie ihren Söhnen kaum noch Aufmerksamkeit. Erst als der Jüngste plötzlich anfing zu weinen, blickten sie auf.
Taehyung stand schuldbewusst daneben und sah sehr unglücklich drein.

"Kim Taehyung! Was hast du getan?", fuhr Kim Iseul seinen Jüngsten an.
"Appa... ich...", versuchte der kleine Junge sich zu erklären, während Jeon Jia in den Raum kam, sich zu Jungkook kniete und diesen in den Arm nahm.
"Vielleicht habe ich es auf dem Video", beschwichtige Jeon Dojun seinen Freund und beendete die Aufnahme. Glücklicherweise konnten sie die Kamera direkt an ihren Videorecorder anschließen und sich so die letzten Minuten erschließen.

Man sah, dass die beiden Kleinsten zuerst 'guck guck' spielen, bis Jungkook versuchte, seinen Hyung zu fangen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stolperte. Das hatte zur Folge, dass er auf seinen Hintern fiel und vor Schreck anfing zu weinen. Dann hörte man auch schon Iseuls Stimme, wie er Taehyung zurechtwies.

Dieser seufzte, kniete sich vor seinen kleinen, traurigen Sohn um ihn zu umarmen: "Es tut mir Leid, Taehyung. Du hast nichts falsch gemacht."
Der fast Dreijährige erwiderte die Geste seines Vaters sofort, nicht ohne kurz zu schniefen. Immerhin musste er stark bleiben, für Jungkook. Dieser war jetzt zwar schon ein Kleinkind und kein Baby mehr, aber Taehyung nahm seine Rolle als Hyung sehr ernst: Er wollte sich um ihn kümmern.

Schließlich löste er sich aus der Umarmung, strich sich die Tränen weg und ging zu seinem kleinen Freund.
"Jungoo, nicht weinen", sagte Taehyung und strich seinem Dongsaeng über seine flauschigen Haare.
Die weinerlichen Augen guckten den etwas größeren Jungen wehleidig an. Jungkook hatte sich zwar nicht weh getan, aber immerhin ordentlich erschreckt. Mit großen braunen Augen schauten sie sich gegenseitig an.
"Ich pass immer auf dich auf", versprach Taehyung und nickte sich selbst zu.

"Eomma? Können wir jetzt die Geschenke auspacken?", unterbrach der sechsjährige Seokjin das Geschehen und riss damit auch seine Mutter, Kim Bora, von dem süßen Anblick der beiden Jüngsten los. Der ältere der Kim Brüder hatte sich bis jetzt ruhig verhalten, und war in der Beobachterrolle geblieben.
Die Mutter nickte ihrem Sohn zu. Daraufhin ging dieser freudig zu den drei eingepackten Geschenken unter dem kleinen Weihnachtsbaum in der Ecke. Seokjin konnte schon lesen und wollte Jungkook pflichtbewusst dessen Geschenk zuerst geben, was Taehyung allerdings störte.
"Ich bin sein Hyung, Hyung. Ich geb ihm das!", warf der fast Dreijährige ein und nahm seinem großen Bruder direkt das flache Geschenk ab, nur um es dann selbst seinem kleinen Freund zu geben.
Seokjin verdrehte die Augen, ignorierte Taehyung und wand sich dann seinen eigenen Geschenken zu.

Jungkook hatte mit seinen 15 Monaten sehr viel Spaß am Auspacken, bekam aber immer nur wenig des Geschenkpapiers, welches mit einem Weihnachtsmotiv bedruckt war, zu packen. Taehyung beobachtete faszinierend, wie sein kleiner Freund mit Freude immer wieder kleine Teile des bunten Papiers abriss, nur um diese Stücke dann stolz allen zu präsentieren.
Ihn freute, dass Jungkook ein Puzzle mit einem Hundemotiv geschenkt bekam, denn er liebte Hunde ebenfalls und der Vierbeiner auf dem Puzzle sah sehr süß aus.

"Sollen wir das zusammen machen?", fragte er den Jüngeren und packte schon mal die vier Puzzleteile aus dem Rahmen heraus, ohne auf eine Antwort zu warten.
Jungkook schien das allerdings nicht zu stören, vielmehr freute er sich, und griff nach dem ersten Teil, um es in die Mitte der Pappe zu legen.
Taehyungs eigenes Geschenk lag immer noch unter dem Weihnachtsbaum, als hätte er es vergessen. Das hatte er vermutlich auch, da er viel lieber mit seinem kleinen Freund spielte und ihm half.

Jungkooks Augen leuchteten, er quietsche vor Freude und machte Taehyung das wohl schönste Weihnachtsgeschenk in diesem Jahr:
"TaTa", rief Jungkook und deutete mit seinem kleinen Zeigefinger auf das Kind vor ihm, kurz bevor er fröhlich in die Hände klatsche.
Der fast Dreijährige brauchte einen Moment, ehe er verstand, dass Jungkook ihm seinen ersten Spitznamen verpasst hatte.

Einige Stunden später wurde Taehyung von seiner Mutter zu Bett gebracht. Als sie ihn fragte, über welches Geschenk er sich am meisten gefreut hätte, nannte der kleine Junge ohne zu zögern den Namen seines kleinen Freundes. Dieser Augenblick sollte Taehyung für immer im Gedächtnis bleiben.

Taekook: eine WeihnachtsreiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt