15. Türchen - 2011: (k)ein Geheimnis mehr

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Es war ungewöhnlich, dass Jungkook bei Taehyung die zweite Geige spielte. Eigentlich hatten sie sich zu ihrer alljährlichen Baumschmücktradition getroffen, doch der Jüngere hatte den Baum der Kims fast nur alleine verschönert, weil der fast sechzehnjährige nur an seinem Handy hing. Seitdem Taehyung sein Taschengeld gespart hatte, um sich ein neues Modell zu holen, hing er gefühlt nur noch an diesem. Normalerweise legte er es beiseite, wenn Jungkook und er eine Verabredung hatten, doch heute war dem nicht so.

Der Vierzehnjährige runzelte die Stirn. Was war verdammt nochmal so spannend, dass der Ältere ihn einfach nicht beachtete? Nicht, dass der Jüngere eifersüchtig war, nein, warum auch? Taehyung war nur sein bester Freund, auch wenn er gemerkt hatte, dass Mädchen ihn immer noch nicht sonderlich interessierten.
Jeon Jungkook schaute lieber hübschen Männern hinterher. Heimlich. Er hatte auch schon ein ziemlich peinliches Gespräch mit seiner Mutter hinter sich, als diese mit ihm über Verhütung gesprochen hatte. Dabei war Jungkook heraus gerutscht, dass sie sich eigentlich gar keine Sorgen machen musste, dass er ungewollt Vater werden würde. Er fand Mädchen uninteressant. Entgegen seiner inneren Angst, dass seine Eltern ihn nicht akzeptieren würden, hatte sich seine Mutter äußerst freudig über diese Information gezeigt. Stattdessen hatte sie ihn aufgeregt umarmt und ihn über die Vorzüge von Gleitgel und guter Vorbereitung bei männlichem Sex aufgeklärt.

Jungkook wollt dieses Gespräch nie wieder führen. Nie, nie wieder.

Dass seine Mutter seit dem öfters erwähnte 'wie nett Taehyung doch ist', oder wie gutaussehend er doch war, versuchte der Vierzehnjährige gekonnt zu ignorieren. Einfach auf Durchzug schalten, war für ihn die beste, einfachste und effektivste Option. Natürlich sah der Koreaner gut aus, keine Frage. Jungkook würde lügen, wenn er diese Tatsache leugnen würde, aber nur weil jemand gut aussah, verliebte man sich nicht in ihn. Erst recht nicht, wenn die Mutter das gerne hätte... Das war einfach nur gruselig.
Von dem Gespräch hatte er Taehyung natürlich nichts erzählt. Das war ein Geheimnis, welches Jungkook ein ziemlich schlechtes Gewissen bereitete. Doch die Angst, dass der Ältere ihn nicht mehr mögen könnte, wenn er es erfahren würde, war zu groß.

Jungkook legte die glitzernde Kugel wieder zurück in den Karton und setzte sich zu dem anderen Teenager auf die Couch.
"Wartest du auf eine Antwort?", fragte der Jüngere und versuchte nicht auf das Handy in der Hand des Älteren zu schielen. Schließlich gab es noch sowas wie Privatsphäre.
"Ja", murmelte Taehyung und seufzte auf. "Ich hab jemanden nach einem Date gefragt", erklärte er weiter.
Jungkook musste unweigerlich schlucken. Es fühlte sich an, als hätte jemand Eiswasser über seinen Körper gekippt. Seine Stimmung war auf einmal im Keller und der Jüngere konnte nicht mal sagen, wieso. Vielleicht ja wegen der Angst, dass bald noch Jemand eine wichtige Rolle in dem Leben seines längsten Freundes spielen könnte? Namjoon, der andere beste Freund des Älteren, war zum Glück auch mit ihm gut befreundet und sie kannten sich schon seit ihrer Kindheit.

"Oh, und noch keine Antwort bekommen?", schaffte der Vierzehnjährige zu sagen, doch auch er hörte, dass sich seine Stimme etwas seltsam anhörte. Dem Sechzehnjährigen musste das sicher auch aufgefallen sein, doch Jungkook würde einfach behaupten, dass es wohl erste Vorboten seines Stimmbruchs sein mussten.
"Bisher nicht. Ich dachte als Dateort an den Weihnachtsmarkt... Denkst du, dass ist okay?", fragte Taehyung und schaute dem Jüngeren unsicher in die Augen.
Es kam selten in ihrer Freundschaft vor, dass der fast Sechzehnjährige unsicher war und Jungkook um Rat fragte. Normalerweise war es eher umgekehrt. Klar, er fragte oft nach der Meinung, aber diese Unsicherheit in den Augen des Älteren zu sehen, ließ Jungkook wieder eine leichte Wärme in sich aufsteigen. Er musste jetzt als bester Freund für den Anderen da sein.

"Ja. Ich würde es jedenfalls perfekt finden: Man kann was essen und trinken wenn man will und sogar noch ein paar kleinere Besorgungen machen. Außerdem gibt es viel zu sehen", erwiderte der Vierzehnjährige und lächelte, um den Älteren aufzumuntern.
"Aber ich will auch noch mit dir dahin, Hyung. Selbst wenn du dann mit deiner Freundin schon da warst", sagte Jungkook und hoffte, dass der Ältere ihm zustimmen würde. Schließlich war es eine ihrer Weihnachtstraditionen und der Koreaner wollte diese nicht ausfallen lassen, nur weil Taehyung mit irgendeiner dummen Tusse schon dort gewesen war.

Taehyung schien sich unwohl zu fühlen und Jungkook bereute seine Wortwahl. Er wollte nicht, dass er sich zu irgendwas gezwungen fühlte.
"Tut mir leid Hyung, du...", versuchte der Jüngere seine Aussage von eben zu revidieren, wurde aber von Taehyung unterbrochen: "Das ist es nicht. Natürlich gehen wir hin, das ist schließlich Tradition. Es ist nur so, Jungkook...", druckste der fast sechzehnjährige herum, ehe er leise weiter sprach und dabei seinen Blick abwandte, um den geschmückten Baum zu betrachten.
"Es ist kein Mädchen."
Der Jüngere wusste die ersten Sekunden nicht, was er darauf antworten sollte. Taehyung mochte auch Jungs?

"Hyung, ich habe dir noch gar nicht von dem Gespräch mit meiner Mutter erzählt", fing Jungkook also an und holte tief Luft. Taehyungs Augen sahen ihn an, verwirrt vom schier plötzlichem Themenwechsel.
"Ich habe es dir lange nicht erzählt, weil es mir peinlich war... Und das ist es jetzt immer noch. Meine Mutter wollte mit mir reden. Es war irgendwann Anfang des Jahres und ging ursprünglich um Verhütung...", murmelte Jungkook und schaute gebannt auf den Saum von seinem Pullover.
"Du musst mir nichts erzählen, wenn du dich unwohl fühlst", sprach Taehyung ihm leise zu und Jungkook nickte.
"Ich will aber. Ich hab ihr gestanden, dass sie sich keine Sorgen machen muss, dass ich ein Mädchen unabsichtlich schwängern würde, weil ich sie nicht attraktiv finde", flüsterte Jungkook den letzten Satz und errötete. Ihm war das Gesagte unheimlich peinlich.

Doch plötzlich schlangen sich zwei Arme um den Jüngeren und das erleichterte ihn sofort. Das leise Lachen des Älteren brachte ihn dazu, sich zu entspannen.
"Ich hab dich lieb, Jungkook", flüsterte Taehyung und der Jüngere gab ein: "Ich dich auch, Taehyung", zurück.
Sie lösten sich voneinander und grinsten sich an.
"Ich wünsche dir viel Glück, Hyung", sagte Jungkook noch und stand auf um den Baum endlich fertig zu machen, als Taehyungs Handy plötzlich einen Signalton von sich gab. Schnell öffnete der Ältere die SMS, doch seufzte schwer. Der Vierzehnjährige sah den Koreaner an und dieser murmelte nur ein Wort: "Korb."

Jungkook setzt sich nur direkt wieder zu dem Älteren hin und schloss ihn in seine Arme.
"Ich bin da, Hyung", sagte der Jüngere und versuchte das erleichterte Gefühl in seinem Inneren zu ignorieren, als er Taehyung als Aufmunterung mit seinem Zeigefinger unter dem Kinn herstrich, wie der Ältere es normalerweise immer bei ihm tat, wenn sie nur zu zweit waren.
"Du machst das falsch, Jungkook", murmelte der Ältere und erwiderte die Geste dabei "richtig". Das Jungkook eine Gänsehaut bekam, konnte dieser nur dank seines langen Pullovers verstecken.

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So ihr Lieben... Jetzt ist es raus ^.~

Wir hoffen, euch hat das Kapitel gefallen und wünschen euch einen schönen dritten Advent!
Alles Liebe Nutellaeiseinhorn von VC ^^

Taekook: eine WeihnachtsreiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt