4. Türchen - 2000: Getrenntes Fest

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Im Hause Jeon war es schwierig geworden etwas vor dem dreijährigen Sohn zu verstecken: Jungkook hatte eine unglaubliche Neugierde entwickelt, gerade was Geschenke für ihn anging. Doch dieses Jahr war das Weihnachtsfest für das Kind doof, langweilig und er wollte eigentlich auch gar nichts haben.

Der Grund dafür war einfach: Taehyung war nicht da.

Genauer gesagt, die Familie Jeon war ausnahmsweise über die Feiertage nicht zuhause. Jias Mutter war gestürzt und benötige nun die Hilfe ihrer Tochter im Haushalt. Eigentlich hatten ihre Nachbarn das übernommen, aber alle waren derzeit einfach im Weihnachtsstress. Und so hatte Dojun ein Machtwort gesprochen, hatte seine Frau und seinen Sohn ins Auto verfrachtet und war nach Busan zu seiner Schwiegermutter gefahren.

Jungkook war am schmollen, weil die Entscheidung so spontan getroffen wurde, dass er sich nicht einmal von Taehyung verabschieden konnte, da dieser zu einer Übernachtung eingeladen worden war. Sein Freund hatte im Kindergarten Kim Namjoon kennengelernt, welcher den fünfjährigen auch schon mal besucht hatte. Jungkook fand diesen Hyung auch nett, weil dieser genauso viel mit ihm spielte, wie Taehyung es immer tat.
Aber jetzt saß er hier auf der Couch seiner Oma, hatte seine kurzen Arme vor der Brust verschränkt und schmollte. Er liebte seine Großmutter, aber Weihnachten getrennt von seinem besten Freund, war etwas neues und überhaupt nicht lustig.

Der fast fünfjährige Kim Taehyung schmollte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls zu Hause in seinem Zimmer. Er verstand ja, dass Jungkooks Oma Hilfe brauchte und auch, dass es kein Weltuntergang war, wenn sie sich nicht sahen, aber er hätte sich nunmal gerne verabschiedet. Es war ein kleiner Schock gewesen, als er am Morgen nach Hause gebracht wurde und seine Mutter Bora ihm sagte, dass er Jungkook die nächsten Tage nicht besuchen könnte.
Zuerst hatte Taehyung gedacht, dass der Jüngere krank wäre, bis er die Worte 'Oma' und 'Busan' kapierte. Die Großmutter seines Freundes wohnte dort und offenbar war diese krank. Das die ältere Frau Hilfe brauchte, konnte der Koreaner verstehen, aber Jungkook hätte die Weihnachtsfeiertage auch bei der Familie Kim verbringen können, bei ihm. Oder seine Eomma und Appa hätten ihn früher von Namjoon-Hyung abholen können. Taehyung wäre auch gerne mit nach Busan gefahren. Hauptsache sie waren nicht getrennt voneinander.

Doch das ganze schmollen und beleidigt sein half nichts und so mussten die beiden Kinder wohl oder übel die Weihnachtstage ohne einander verbringen. Immerhin hatte Dojun versprochen, Jungkook rechtzeitig zu Taehyungs fünften Geburtstag wieder nach Hause zu bringen. Es war mit Bora und Iseul abgesprochen, dass diese den dreijährigen ein paar Tage aufnehmen würden, bis mit Jias Mutter, den Nachbarn und einem Pflegedienst wieder alles geregelte wäre.

"Wollen wir Taehyung anrufen?", fragte Jia ihren Sohn liebevoll, während sie ihm aufmunternd über den Rücken streichelte, nachdem sie sich zu ihm gesetzt hatte. Das Kind nickte, immer noch schmollend und mit verschränkten Armen. Der Junge hoffte nur, dass sein älterer Freund nicht allzu sauer auf ihn war.
Jia musste aufstehen, da sich das alte, schnurgebundene Telefon ihrer Mutter auf dem Flur befand. Dort wählte sie die Nummer ihrer besten Freundin. Kim Bora hob nach nur wenigen Freizeichen ab und grüßte herzlich. Jungkook war leise aufgestanden und seiner Mutter nachgegangen. Nun stand er unschlüssig neben ihr. Ob der Ältere ihn überhaupt sprechen wollte?

Jeon Dojun kam gerade um die Ecke und hatte seine Kamera dabei. Er wollte im Garten seiner Schwiegermutter ein paar tolle Naturaufnahmen machen, als seine Frau ihm deutete, bei seinem Sohn und ihr stehen zu bleiben. Dann reichte Jia den Hörer an Jungkook weiter und wandte sich an ihren Mann.
"Filmen. Jetzt!", flüsterte sie auffordernd und Jungkooks Vater tat, worum er so nett gebeten worden war. Er schaltete die Kamera ein und richtete sie auf seinen Sohn, welcher den Telefonhörer fest in seiner kleinen Hand hielt und drückte noch rechtzeitig auf den Aufnahmeknopf, ehe der Dreijährige anfing zu sprechen.

"...Hyung?", fragte Jungkook leise und lächelte, als ein freudiges, "Jungkook!", aus dem Höher zurückkam. Taehyung klang alles andere als sauer. Ein Stein fiel von Jungkooks Herz und er seufzte erleichtert auf.
"Ich vermiss dich, Taehyung", sprach der Jüngere leise weiter und er schaute traurig zu Boden.
"Ich dich auch, Jungkook. Aber zu meinem Geburtstag bist du wieder da und dann darfst du sogar bei mir schlafen!", verkündete der Ältere erfreut die positive Nachricht.

Die Augen des Dreijährigen wurden groß und er sah zu seiner Mutter auf, welche ihm mit einem Lächeln über den Kopf strich. Jungkooks Eltern hatten Taehyung gut verstehen können, da dieser seine Freude mit lauter Stimme zum Ausdruck brachte.
"Taehyung hat recht. Appa fährt dich nach Weihnachten zu Taehyung und seiner Familie, die netterweise ein paar Tage auf dich aufpassen. Wir kommen dann im neuen Jahr nach, okay?", erklärte Jia ihrem Sohn mit liebevoller Stimme und das Kind nickte freudig.

"Jungkook, wir werden ganz viel machen, wenn du da bist. Ich hab dich lieb, aber Eomma sagt, dass wir nicht so lange reden sollen, weil das wird sonst zu teuer!", sprach Taehyung leicht enttäuscht in den Hörer, da er sich an Boras Worte erinnerte.
"Ich hab dich auch lieb, Taehyung", antwortete Jungkook und gab dann seiner Mutter den Hörer zurück. Diese lächelte, unterhielt sich noch kurz mit Bora und verabschiedete sich schließlich von ihrer Freundin.

Jungkook und Taehyung waren zwar immer noch der Meinung, dass ein getrenntes Weihnachtsfest blöd war, aber da sie nun jeden Tag kurz telefonieren durften, war es weniger schlimm.

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Happy Jin Day! ^o^

Taekook: eine WeihnachtsreiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt