08 - Mikrokosmos

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Manchmal ist es wirklich wie verhext.

Da liegt man hundemüde und völlig erschöpft von dem anstrengenden Tag in seinem Bett und kann einfach nicht einschlafen, so als habe das Gehirn noch zu viele Tabs offen und man findet das Fenster zum Schließen einfach nicht mehr wieder.

Seufzend, weil ich mich über mich selbst ärgere, erhebe ich mich wieder aus dem Bett, in dem ich mich nun seit geschlagenden zwei Stunden von einer Seite auf die andere gedreht habe. Ich weiß, dass es keinen Sinn mehr hat, noch länger liegen zu bleiben.

Daher ziehe ich mir eine Jogginghose über, die ich vom Boden fische, da ich sie vorm Zubettgehen dort einfach achtlos hingeschmissen hatte, ehe ich mich lautlos nach draußen schleiche.

Mein Weg führt mich über das geräumige, schlicht eingerichtete Wohnzimmer, von dem aus ich auf unsere Terasse und dem dazu gehörigen Garten gelange. Er ist nicht besonders groß und doch ausreichend, um sich einen Moment zwischen den kunstvoll angeordneten Pflanzen aufzuhalten und abzuschalten, während man dem beruhigenden Plätschern des Wassers lauscht, das über die Steinkonstruktion des Wasserspiels läuft.

Ich lasse mich, in der Mitte der Grünanlage angekommen, in das weiche Gras fallen, entspanne meine erschöpften Glieder mit geschlossenen Augen. Als ich sie wenige Minuten später wieder öffne, erstreckt sich über mir der schwarze Himmel, behangen von unzähligen, kleinen und kleinsten Sternen. Ich hatte Glück, denn einen so klaren Sternenhimmel konnte man gewiss nicht alle Tage beobachten.

Ich verschränke meine Arme unter dem Kopf, um etwas gemütlicher zu liegen und geniesse einen Moment lang einfach die Ruhe und die kühle Nachtluft, die mich umgibt.

Während ich dort liege fällt mir auf, wie selten ich der Ehre zuteil werde der allumfassenden Stille zu lauschen. In einer Stadt dieser Größenordnung war es eine Seltenheit, nicht von dem vielschichtigen Geräuschen der vielen Menschen um sich herum umgeben zu sein.

Die angenehme Stille und die Möglichkeit die Sterne über mir zu bewundern beruhigt mich, denn ich merke, wie mein schlafsuchender Körper langsam seine Puls verlangsamt und die zermürbenden Gedanken allmählich verblassen.

Die unzähligen Sterne, manche etwas größer und heller, manche etwas dezenter, mal in Gruppen oder einzeln, erleuchten den Himmel, verleien ihm einen Glanz, dessen Faszination ich mich seit viel zu länger Zeit nicht mehr hingegeben habe. Es ist wunderschön anzusehen, wie diese ganzen hellen Punkte zueinander passen. So viele Sterne, die sich irgendwo ähneln, und doch ist jeder einzelne etwas besonderes, jeder Stern hat seinen Platz, seine eigene kleine Aufgabe in diesem großen, schwarzen Meer.

Wenn ich so darüber nachdenke, erkenne ich eine gewisse Ähnlichkeit zu uns Menschen. Alle zusammen unterscheiden wir uns kaum vonneinander und doch ist jeder einigartig in seiner Erscheinung und mit den Träumen und Wünschen, die ihn erfüllen.

Ich schmunzel leicht, als ich mir in Erinnerung rufe, welches, schon seit dem ich denken kann, immer mein Traum war. Schon immer wollte ich etwas machen, in dem ich mich ausdrücken konnte und mit dem ich es Menschen ermöglichte mitzufühlen, sich von dem Ausdruck meiner Gefühle und Gedanken treiben zu lassen, wenn sie einmal ein Ventil brauchten und selbst nicht schafften, sie nach außen zu tragen.

Es war harte Arbeit jetzt an diesem Ort angelangt zu sein und dem Erreichen seines Ziels immer ein Stück näher zu kommen. Umso glücklicher war ich, dass ich einen Menschen traf, der mich genau dafür bewunderte und mich darin unterstütze, ohne zu wissen, dass er einen entscheidenden Beitrag dazu lieferte, meine Expressionen in Form zu bringen.

Es war mittlerweile einige Jahre her, dass wir uns das erste Mal begegneten, wobei ich immer noch der festen Überzeugung war, dass unser Aufeinandertreffen vorherbestimmt war. Ich meine, wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit diesem einen Menschen zu treffen, der einen so inspirierte und der erschreckend genau auf der selben Wellenlänge war, das es einen manchmal gruseln ließ. In all den Jahren war er zu einem der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden, wenn nicht sogar zu dem wichtigsten überhaupt.

𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 𝑂𝑆 𝑆𝑎𝑚𝑚𝑙𝑢𝑛𝑔 | 𝘼𝙙𝙫𝙚𝙣𝙩𝙨𝙠𝙖𝙡𝙚𝙣𝙙𝙚𝙧 𝟮𝟬𝟭𝟵Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt