Den Weg zurück zum Palast würde sie ohne Probleme auch allein finden, schließlich war dieser nicht allzu schwierig. Als sich der Donnergott entfernte, machte sich auch Silvana auf den Weg. Sie erklomm die Stufen zu der Aussichtsplattform und setzte ihren Weg dann weiter nach Osten fort.
Der gepflasterte Weg führte zu einer wunderschönen Esche, zu dessen Wurzeln ein Brunnen stand. Dieser Ort verkörperte sinnbildlich Yggdrasil und den Brunnen Mimir, wo Odin einst sein Auge für Weisheit und Erkenntnis geopfert hatte. Als Thor sie am vergangenen Tag dorthin geführt hatte, war Silvana sofort verzaubert gewesen. Inzwischen konnte Silvana bereits die Baumkrone sehen und begann den Anstieg auf den Hügel. Oben angekommen konnte sie auch den mit hunderten Schnörkeln verzierten Brunnen ausmachen. Zielstrebig ging sie darauf zu und setzte sich dann auf den Rand des Brunnens, wo sie die Augen schloss und die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut genoss.
Plötzlich machte sich aber ein seltsames Gefühl in Silvana breit und sie öffnete die Augen, um sich umzusehen. Ihr Gefühl hatte sie nicht getäuscht, denn hinter dem Stamm der Esche trat Loki hervor, mit vor der Brust verschränkten Armen. Obwohl sie nun völlig angespannt war, blieb Silvana ruhig sitzen und schluckte lediglich den harten Knoten hinunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte.
„Mein ganzes Leben lang, all die Jahrhunderte, die ich bereits verlebt habe, habe ich Thor beneidet", begann der dunkelhaarige Gott schließlich, während er abwesend zu Boden blickte und seinen Weg zu Silvana fortsetzte.
„Wegen Mjölnir, wegen Vaters Liebe und seiner Bevorzugung, wegen dem Thron... Ich wollte ihm immer nur gleich sein, doch das war ich nie. Ich habe Thor schon wegen allem nur erdenklich Möglichem beneidet."
Inzwischen war Loki nur noch wenige Schritte von Silvana entfernt. Noch immer blickte er beinahe schon hochkonzentriert zu Boden.
„Aber noch niemals habe ich ihn einer Frau wegen beneidet", zischte er dann zynisch.
Erst jetzt richtete er seinen Blick auf Silvana und beinahe fühlte es sich an, als würde er sie damit festnageln. Ihr Hals war wie zugeschnürt und sie konnte kaum mehr atmen.
„Bis jetzt", presste Loki dann hervor, während er ihr mit finsterem Blick entgegenstarrte, sie geradezu durchbohrte.
Silvana schluckte noch einmal hart und konnte ihren Blick nicht von Loki lösen, er schien sie beinahe gefangen zu halten. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie angenommen, dass er sie mit Magie daran hinderte sich zu bewegen, als würde er sie zwingen, sie anzusehen. Doch dem war nicht so. Silvana war lediglich in einer Art Schockstarre und fürchtete sich vor dem, was noch kommen würde. Als sie ihren Mund schließlich öffnete, um etwas zu sagen, versagte ihre Stimme kläglich und sie musste noch einen weiteren Versuch starten. Doch selbst da klang ihre Stimme dünn und belegt und drückte damit genau das aus, was sie gerade fühlte.
„Ich weiß leider nicht, wovon du sprichst."
Loki lachte freudlos auf und nickte dann mehrmals, während er sie finster anstarrte.
„Natürlich nicht... Ich habe euch gehört, als ihr auf dem Platz miteinander gesprochen habt", zischte Loki dann.
Er stand völlig erstarrt vor ihr und durchbohrte Silvana förmlich mit seinem eiskalten Blick. Die junge Frau sah ihn verständnislos an und legte ihre Stirn in Falten. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Sie öffnete leicht ihren Mund, um etwas darauf zu erwidern, doch Loki ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen.
„Du weißt nicht, wie du mir das mit euch beiden erklären sollst? Erspar dir die Atemzüge, ich habe es bereits begriffen. Wie schön für dich, dass du dir nun nicht zu überlegen brauchst, wie du es mir schonend beibringen sollst. Ich dachte eigentlich, dass da etwas zwischen uns ist, aber scheinbar habe ich mich diesbezüglich gehörig getäuscht, zumindest was dich betrifft."
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Ein schicksalhaftes Band - Loki
FanfictionSilvana ist eine junge New Yorkerin, die im Jahre 2012 den Angriff der Citauri miterlebt hat. Sie ahnt jedoch noch nicht, dass sie an diesem Tag in Dinge verstrickt wurde, die sie nie für möglich gehalten hätte. Es zeigt sich, dass ihr Schicksal eng...