Der Angriff auf New York

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Die Erde bebte unter Silvanas Füßen und sie fuhr zusammen. Die Menschen, die um sie herum in der Bank standen, schrien erschrocken auf. Über ihnen begann die Decke zu bröckeln und rieselte auf sie herab. Einige Leute wurden von schweren Teilen des Mauerwerks getroffen und blieben regungslos und blutend am Boden liegen. Panik breitete sich aus und Silvana sah sich nach dem Verursacher des Schadens um. Metall drängte sich durch das steinerne Gebäude und zerstörte es immer weiter. Das einzige, das so einen Schaden anrichten konnte, war einer der metallenen Drachen, die aus dem Portal am Himmel gekommen waren.

Die ganze Stadt war in Aufruhr. Die Menschen schrien, weinten, beteten. Die Angreifer, die offenkundig nicht aus dieser Welt stammten, waren den Menschen in New York weit überlegen. Niemand hatte eine Chance gegen sie. Jeder versuchte zu fliehen, sich zu verstecken, in Gebäuden, Fahrzeugen, in allem was Schutz bieten könnte, doch es war zwecklos.

Schutt regnete auf Silvana herab und sie hockte sich auf den Boden, bedeckte ihren Kopf mit den Armen. Das Mauerwerk zerschürfte ihre Haut, fügte ihr Prellungen zu, doch wenigstens ihr Kopf blieb unversehrt von den herabfallenden Trümmern. Noch immer hörte Silvana lautes Schreien und Weinen, doch es waren nun bedeutend weniger Stimmen. Als kein Schutt mehr auf sie herabfiel, richtete sich die junge Frau wieder auf und sah sich um. Viele taten es ihr gleich, doch etwa die Hälfte der Menschen, die sich in der Bank versteckt hatten, waren von den Trümmern erschlagen oder verschüttet worden. Schwer atmend sah sich Silvana um, sie hatte das Gefühl, nicht mehr genügend Sauerstoff in ihre Lungen zu bekommen. Zwar erkannte sie an den verzerrten Gesichtern der Leute, dass diese immer noch schrien, doch drang kein Laut zu ihr durch, alles war still.

Die Außenwand des Gebäudes, sowie ein Teil des Daches waren eingestürzt. Draußen liefen die Menschen um ihr Leben, wurden jedoch von zweibeinigen Kreaturen verfolgt, von denen Silvana später erfahren würde, dass diese Chitauri genannt wurden. Einige von diesen Kreaturen kamen nun auch in die Bank und richteten ihre Waffen auf Silvana und die anderen Leute. Da betrat ein Mann das zerstörte Gebäude. Er war hochgewachsen, hatte schwarzes Haar, das ihm in Locken bis über die Schultern fiel und durchdringende blaue Augen. In seiner Hand hielt er ein Zepter. Seine Kleidung war größtenteils schwarz, mit einigen grünen und goldenen Applikationen, auf seinem Kopf war ein goldener Helm mit langen Hörnern – er stammte definitiv nicht von der Erde. Sein Blick glitt missbilligend über die Menschenmenge. Seine Lippen bewegten sich, doch aufgrund des Schocks konnte Silvana immer noch nichts hören. Aus irgendeinem Grund kam er ihr seltsam bekannt vor, obwohl es unmöglich war, dass sie ihm jemals begegnet war.

Da plötzlich schoss eine andere Gestalt in das Gebäude. Es war ein Mann, mit langen blonden Haaren und einem Vollbart. Er war, wie der Dunkelhaarige, in eigentümliche Gewänder gekleidet, doch seine glichen einer Rüstung. An seinen Schultern hing ein wallender roter Umhang. In seiner rechten Hand hielt er einen riesigen Hammer, mit dem er die Kreaturen eine nach der anderen erschlug.

Unmöglich, dachte sich Silvana, als es ihr endlich dämmerte, mit wem sie es hier zu tun hatte. Gerade dieser Tag, hätte sie eines Besseren belehren sollen, dass es scheinbar nichts gab, das unmöglich war. Ihre Mutter hatte ihr immer Geschichten aus der Edda vorgelesen und sie selbst hatte immer an die Existenz von Asgard und dessen Göttern geglaubt. Dennoch waren diese für sie auf einer anderen Ebene der Existenz, niemals hätte sie gedacht, dass sie tatsächlich einmal einem nordischen Gott gegenüber stehen würde.

Je länger Silvana allerdings den blonden Krieger betrachtete, der mit seinem gewaltigen Hammer die Kreaturen bekämpfte, desto weniger Zweifel hatte die junge Frau, dass es sich bei ihm tatsächlich um den nordischen Gott des Donners Thor, mit seinem Hammer Mjölnir handelte. Sie war völlig gefesselt, von seinem Anblick. Nicht viele Kindheitsgeschichten standen einem irgendwann wahrhaftig gegenüber.

Ein schicksalhaftes Band - LokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt