Ankunft in Asgard

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Asgard war so atemberaubend schön, dass sich Silvana gar nicht an der prächtigen Stadt sattsehen konnte. Sie versuchte, so gut sie konnte, alles was sie bemerkte, in sich aufzusaugen. Doch irgendwann musste sie einsehen, dass das absolut unmöglich war. Sie nahm sich allerdings fest vor, in nächster Zeit noch öfter durch die Stadt zu stromern, um sich alles genau einprägen zu können. Sie würde ein Leben lang von den Erinnerungen an diesen Ort zehren können.

Loki sagte die ganze Zeit über kein Wort und Silvana versuchte auch nicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Immer wenn sie stehen blieb, um sich etwas anzusehen, wartete er geduldig darauf, dass sie ihm wieder folgte. Wenn sie nebeneinander hergingen achtete Silvana genau darauf, dass ihr der Gott nicht zu nahe kam und vermied es auch, ihn direkt anzusehen. Aus dem Augenwinkel heraus erkannte sie jedoch, dass er seine Stirn nach wie vor in Falten gelegt hatte und mit diesem Gesichtsausdruck vor sich hinstarrte.

Inzwischen waren die beiden im großen Palast angekommen. Die Decke erstreckte sich etwa zehn Meter über dem Boden und Silvana bestaunte die schönen Verzierungen an den Wänden, während sie über die kalten Marmorfliesen gingen. Loki führte sie durch etliche Gänge und Silvana musste schnell feststellen, dass sie sich allein in diesen Korridoren heillos verirren würde. Als die junge Frau schon annahm, dass Loki niemals stehen bleiben würde, hielt er plötzlich vor zwei großen Flügeltüren an. Seine Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt und sein Gesichtsausdruck war nun etwas beherrschter.

„Dies hier ist deine Kemenate. Ich werde jemanden zu dir schicken, der dir Kleider und andere Dinge bringt, die dir von Nutzen sein werden", sagte er höflich und suchte ihren Blick, während Silvana mit ihren Fingern über die goldene Verzierung an der Tür strich.

„Danke, Loki", sagte sie dann zu ihm, sah ihn für einen Moment an und rang sich ein kurzes, schüchternes Lächeln ab.

Loki öffnete ihr die Tür und Silvana trat in ihr Gemach. Es war riesig, insgesamt sogar größer als ihre gesamte Wohnung in New York, beinhaltete jedoch nicht viel mehr als einen Kamin, ein gigantisches Himmelbett, eine gemütlich aussehende Bank mit dazugehörendem Stuhl und einer Kommode mit dazugehörigem Tisch und Spiegel zum Zurechtmachen. Außerdem hatte sie noch Zugang zu einem Balkon, den sie später inspizieren wollte.

„Ist alles zu deiner Zufriedenheit?", erkundigte sich Loki mit immer noch höflicher Stimmlage.

Silvana drehte sich um, während sie gerade die Vorhänge des Himmelbetts befühlte, welche aus herrlich glatter Seide bestanden und lächelte wieder schüchtern.

„Es ist wunderschön hier", sagte sie und lächelte den Gott flüchtig an.

Loki nickte und drehte sich um. Als er gerade hinausgehen wollte, hielt er jedoch inne, drehte sich noch einmal zu Silvana um und ging dann auf sie zu. Diese wollte schon zurückweichen, konnte sich jedoch im letzten Moment beherrschen. Seine Stirn lag erneut in Falten und endlich erkannte sie diesen Ausdruck in seinen Augen. Es war Scham, die sich in Loki manifestiert hatte und die er nun nicht länger vor ihr verbergen konnte.

„Ich möchte mich bei dir für das, was vor fünf Jahren in New York passiert ist, entschuldigen. Ich habe deine Vergebung vermutlich nicht verdient, doch fällt es dir möglicherweise leichter mir meine Taten zu verzeihen, wenn ich dir sage, dass ich nicht mehr derselbe bin, der ich damals war. Ich habe mich verändert. Zum Besseren, wie ich meine."

Als Silvana Loki ansah und sich seine Entschuldigung anhörte, da wusste sie, dass er aufrichtig war. Die Reue in seinen Augen war echt, ebenso wie die Scham über seine fehlgeleiteten Taten. Für diese Ehrlichkeit ihr gegenüber hatte er sich auch eine ehrliche Antwort von ihrer Person verdient und so sah Silvana ihn ernst an, hielt seinem Blick zum ersten Mal für längere Zeit stand, während sich zeitgleich ein eigenartiges Gefühl in ihr ausbreitete.

Ein schicksalhaftes Band - LokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt